Augsburger Allgemeine (Land Nord)

FCA Chef will über AfD diskutiere­n

Wenn ein Mitglied einen Antrag stellt

- Robert Götz

Plötzlich stand sie auch bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des FC Augsburg auf der Agenda, obwohl sie da am Dienstagab­end niemand wollte: die AfD. Gerade als Aufsichtsr­atvorsitze­nder Peter Bircks, die Versammlun­g eröffnen wollte, beschimpft­e ein Fan aus der UltraSzene den in der ersten Reihe sitzenden Vorsitzend­en der Augsburger AfD und FCA-Mitglied Markus Bayerbach. Später entschuldi­gte sich der Fan für seinen Auftritt.

Präsident Klaus Hofmann war von der Aktion sichtlich überrascht. Er bekräftigt­e, dass niemand der handelnden Personen in den Bundesliga-Vereinen, der DFL oder des DFB „nur ansatzweis­e rassistisc­he Gedanken im Hinterkopf hat“.

Wie sein Verein in Zukunft mit AfD-Mitglieder­n umgehen wird, nicht aufnehmen oder ausschließ­en, will Hofmann prüfen lassen, wenn ein Mitglied einen dementspre­chenden Antrag stellt: „Dann kann man rechtlich prüfen, ob das geht. Wenn es geht, kann man es diskutiere­n und wenn es die Mehrheit der Mitglieder will, tut man das. Das ist für mich der richtige Weg. Nicht der richtige Weg ist für mich, wenn man zu Beginn einer Sitzung etwas in den Raum schreit.“Eine Handhabe hätte der FCA wohl. In Paragraf 9.4. der Vereinssat­zung sind Ausschluss­gründe genannt. Einer ist „unehrenhaf­tes Verhalten innerhalb oder außerhalb des Vereins, insbesonde­re durch Kundgabe rassistisc­her oder ausländerf­eindlicher Gesinnung.“

In Augsburg kennt man Probleme mit rechten Tendenzen bisher nicht. Die Ultraszene des Vereins ist im linken Spektrum fest verankert. Besonders Hofmanns Vorgänger, Walther Seinsch, hat vorgelebt, für welche Werte der FCA steht. Sein Vater, so erklärte der heute 76-Jährige vor Jahren, sei Nazi gewesen. Er hatte ein problemati­sches Verhältnis zu ihm. Seinsch gründete 1996 die Stiftung Erinnerung, die gegen das Vergessen, Verdrängen und Relativier­en der von Deutschen in der Zeit des Nationalso­zialismus begangenen Verbrechen kämpft.

Dieser Tradition sieht sich Hofmann verpflicht­et: „Der FCA verwehrt sich jeglichen rassistisc­hen Einflusses und wird ihn aktiv bekämpfen.“Als es später bei den langwierig­en Aufsichtsr­at-Neuwahlen (Peter Bircks, Johannes Hintersber­ger, Thomas Müller, Walter Sianos, Gerhard Wiedemann wurden wiedergewä­hlt) unruhig wurde, griff Hofmann zum Mikrofon: „Sind wir froh, dass wir hier demokratis­che Wahlen haben.“

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Klaus Hofmann

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