Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Security – ein sicherer Zukunftsjob!
Wenn ein besorgter junger Mann seinen erfahrenen (Augsburger) Opa gefragt hat: „Opa, was soll ich mal werden, was ist denn ein krisensicherer Beruf?“, dann hätte der Opa sicher gesagt: „Bua, geh zu einer Straßenbaufirma, da hast du bis zum Ende deiner Arbeitszeit immer einen sicheren Job, denn gebaut und geteert wird in Augsburg bis in alle Zeiten.“Heute würde der Vater des Jungen vielleicht eher sagen: „Junge, geh zu einer Security-Firma, denn dieser Arbeitssektor wird immer größer.“
In der relativ sicheren Stadt Augsburg sind in den letzten Jahren die Kosten für Security von hundert Euro im Jahr auf 50 000 Euro im Jahr gestiegen. Schwadronen von Security-Personal überwacht den Plärrer, das Sommerfest in der Maxstraße, das Sozialamt, das Jobcenter, ja sogar den Botanischen Garten. (Gibt’s da vielleicht Blumenzwiebel-Diebe?) Zu den überwachten Orten werden bald der Zoo, das Landratsamt, die Bürgerbüros, die Dult und vielleicht sogar öffentliche Gartenfeste in diversen Schrebergartenkolonien dazukommen. Die Behörden begründen das mit dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Stadtbewohner.
Zusätzlich werden immer mehr öffentliche Plätze videoüberwacht. „Big Brother“lässt grüßen. Aber woher die (in der Tat zunehmende) Aggressivität herrührt, darüber wird wenig berichtet bzw. spekuliert.
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse schrieb unlängst: „Wir erleben eine Verrohung.“Da hat er recht. Kürzlich entdeckte ich irgendwo die Nachricht, dass wir Fernsehgucker in den unzähligen Krimis jährlich ca. 1000 Morde „erleben“, XXXX ähnliche Darstellungen brutaler Gewalt. Auch die Spaltung der Gesellschaft in „oben“und „unten“schreitet voran und ist Ursache von Konflikten, die mit Gewalt „gelöst“werden.
Wenn ich am Montag die Zeitung aufschlage, denke ich, mehr gewalttätige Auseinandersetzungen als in Augsburg in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird es in New York in der Bronx auch nicht geben. Beim Aufräumen – beim „Kruschteln“, wie der Augsburger sagt – ist mir unlängst mein PeaceAnhänger aus den siebziger Jahren in die Hände gefallen.
Ja, ich hätte es wieder umlegen können, aber ob’s viel ändert…
An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.