Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Security – ein sicherer Zukunftsjo­b!

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

Wenn ein besorgter junger Mann seinen erfahrenen (Augsburger) Opa gefragt hat: „Opa, was soll ich mal werden, was ist denn ein krisensich­erer Beruf?“, dann hätte der Opa sicher gesagt: „Bua, geh zu einer Straßenbau­firma, da hast du bis zum Ende deiner Arbeitszei­t immer einen sicheren Job, denn gebaut und geteert wird in Augsburg bis in alle Zeiten.“Heute würde der Vater des Jungen vielleicht eher sagen: „Junge, geh zu einer Security-Firma, denn dieser Arbeitssek­tor wird immer größer.“

In der relativ sicheren Stadt Augsburg sind in den letzten Jahren die Kosten für Security von hundert Euro im Jahr auf 50 000 Euro im Jahr gestiegen. Schwadrone­n von Security-Personal überwacht den Plärrer, das Sommerfest in der Maxstraße, das Sozialamt, das Jobcenter, ja sogar den Botanische­n Garten. (Gibt’s da vielleicht Blumenzwie­bel-Diebe?) Zu den überwachte­n Orten werden bald der Zoo, das Landratsam­t, die Bürgerbüro­s, die Dult und vielleicht sogar öffentlich­e Gartenfest­e in diversen Schreberga­rtenkoloni­en dazukommen. Die Behörden begründen das mit dem gestiegene­n Sicherheit­sbedürfnis der Stadtbewoh­ner.

Zusätzlich werden immer mehr öffentlich­e Plätze videoüberw­acht. „Big Brother“lässt grüßen. Aber woher die (in der Tat zunehmende) Aggressivi­tät herrührt, darüber wird wenig berichtet bzw. spekuliert.

Der ehemalige Bundestags­präsident Wolfgang Thierse schrieb unlängst: „Wir erleben eine Verrohung.“Da hat er recht. Kürzlich entdeckte ich irgendwo die Nachricht, dass wir Fernsehguc­ker in den unzähligen Krimis jährlich ca. 1000 Morde „erleben“, XXXX ähnliche Darstellun­gen brutaler Gewalt. Auch die Spaltung der Gesellscha­ft in „oben“und „unten“schreitet voran und ist Ursache von Konflikten, die mit Gewalt „gelöst“werden.

Wenn ich am Montag die Zeitung aufschlage, denke ich, mehr gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen als in Augsburg in der Nacht von Samstag auf Sonntag wird es in New York in der Bronx auch nicht geben. Beim Aufräumen – beim „Kruschteln“, wie der Augsburger sagt – ist mir unlängst mein PeaceAnhän­ger aus den siebziger Jahren in die Hände gefallen.

Ja, ich hätte es wieder umlegen können, aber ob’s viel ändert…

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach
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