Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er ist der „Koch des Monats“

Das Magazin „Der Feinschmec­ker“hat den Augsburger Zwei-Sterne-Koch Christian Grünwald ausgezeich­net. Warum sein Restaurant August eine handyfreie Zone ist

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Im Oktober-Heft des Magazins „Der Feinschmec­ker“sind Sie zum Koch des Monats gekürt worden. Macht Sie das stolz?

Grünwald: Es war eine intensive, zauberhaft­e Produktion und Begegnung, die mir viel Freude bereitet hat. Stolz bin ich aber auf meine Crew.

Ist das nur gut fürs persönlich­e Ego oder macht sich das auch am Besuch der Gäste bemerkbar?

Grünwald: Natürlich ist der Feinschmec­ker eine beliebte Lektüre für Gourmets auf der ganzen Welt. Wir haben auch schon Anfragen von Gruppen bekommen, die das gute Essen als Reiseziel haben.

Vor kurzem gab es zudem einen Termin des „Schlemmera­tlas“in Hamburg, bei dem als einer der 50 besten Köche Deutschlan­ds ausgezeich­net werden. Doch Sie sind nicht nach Hamburg gereist, warum?

Grünwald: Ich hatte das Zugticket und ein Hotelbett gebucht. Doch dann bin ich auf der Treppe gestürzt und habe eine Vene verletzt. Deshalb war ich unabkömmli­ch.

Ist es in dieser Sterne-Küche wichtig, in bestimmten Kreisen wie finanzkräf­tigen Promis immer im Gespräch zu bleiben?

Grünwald: Sterneküch­e, wie ich sie verstehe, ist Gesprächss­toff für jedermann. Das ist für mich wichtig, denn ich bin kein Promikoch.

Sie haben noch gar keinen Internetau­ftritt. Warum eigentlich nicht? Grünwald: Unsere Kontaktdat­en findet man im Internet. Ich konzentrie­re mich auf meinen kulinarisc­hen Auftritt. Es ist nicht einfach, meinen kulinarisc­hen Auftritt in einen Internetau­ftritt zu packen. Er muss flexibel gestaltbar sein. Aber wir sind dran.

Vor Ihrem Lokal hängt auch keine Menükarte, fotografie­ren ist unerwünsch­t. Akzeptiere­n Ihre Gäste das überhaupt?

Grünwald: Gaumengenu­ss und telefonier­en, kann man das gleichzeit­ig? Wir haben ein kleines Schildchen, das auf die handyfreie Zone hinweist. Das klappt wunderbar.

Sie wollen, dass Ihre Gäste „aufgeregt“zu Ihnen kommen. Was genau verstehen Sie darunter?

Grünwald: Vorfreude ist die schönste Freude.

Sie inszeniere­n, so der Feinschmec­ker, Ihre Menüs als geschmacks­starke Happenings. Was muss man sich darunter vorstellen?

Grünwald: Unser Menüablauf nimmt die Gäste mit, und diese sind aktiv dabei. Sie sehen das Essen, schauen in die Schubladen im Tisch und machen sich Gedanken darüber, was es sein könnte. Happening ist ein klassische­r Kunstbegri­ff mit vielen Aspekten.

„Die hohen Ausgaben für das August bescheren mir schon manchmal schlaflose Nächte“. So werden Sie in der Zeitschrif­t zitiert. Warum wollen Sie keinen Investor wie die meisten anderen Spitzenres­taurants?

Grünwald: Wir genießen seit vielen Jahrzehnte­n die individuel­l finanziell­e Unterstütz­ung von unterschie­dlichen Menschen. Diesen Weg haben wir eingeschla­gen. Wenn wir nicht aus verschiede­nen Richtungen eine Unterstütz­ung bekämen, wäre das August nicht machbar. Die muss nicht finanziell­er Art sein, da gibt es viele Möglichkei­ten. Aber ich denke immer über Alternativ­en nach.

Sie haben an vier Abenden geöffnet. Das klingt entspannt. Wie viele Stunden arbeiten Sie in einer Woche? Grünwald: Es ist ein Tages- und Nachtprogr­amm, denn ich bin immer im Thema. 80 Stunden in der Küche sind die Norm.

Vor einigen Jahren sprachen Sie von einem Buchprojek­t, um Ihr Wissen weiterzuge­ben. Wie sieht es damit aktuell aus?

Grünwald: Wissen passt nicht nur ins Buchformat, mittlerwei­le gibt es neue Wege. Da bin ich am Machen. Es könnte ein Blog werden.

Der Sommer war heiß und lang. Man saß lieber mit einer kühlen Schorle im Biergarten, möglichst unter Bäumen. War das für das August eine harte Zeit?

Grünwald: Beim Arbeiten war die Hitze hart. Aber ich hatte kein Somwohl merloch im Lokal. Es gab wunderschö­ne Abende mit den Gästen im Park der Villa. Der Fichtelbac­h sorgte für Abkühlung und die großen Bäume für tolle klimatisch­e Verhältnis­se.

Bald beginnt wieder die Zeit, in der Gault & Millau, Michelin, Schlemmera­tlas und Gusto ihre Bewertunge­n herausbrin­gen. Wie sehen Sie dem entgegen? Ge- oder entspannt? Grünwald: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Es ist ein Wechsel von Ent- und Anspannung.

Was wäre, wenn Sie einen MichelinSt­ern verlieren würden?

Grünwald: Ärmel hochkrempe­ln und weitermach­en.

Als Hobby geben Sie Motocross an, ein gefährlich­er Sport. Die Arbeit in der Küche ist ja eine feinmotori­ge. Ist der „Ritt auf dem Zweirad“dann Ausgleich?

Grünwald: Ich fahre keine Rennen mehr. Aber es ist ein guter Ausgleich. Interview: Lilo Murr

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Info Christian Grünwald, 1964 im All gäu geboren, eröffnete 1989 sein Au gust in der Frauentors­traße, 2007 bekam er den ersten Michelin Stern, 2009 den zweiten. Er ist damit einer von acht Zwei Sterne Köchen in Bayern. Seit April 2016 ist er mit seinem Restaurant August, das zwölf Plätze hat, in der mondänen Haag Villa zu Hause. Seine langjährig­e Lebensgefä­hrtin Bettina Hentschel ar beitet im Lokal als Sommelière, vier von neun Mitarbeite­rn sind in der Küche beschäftig­t. Jetzt wurde er von der Zeit schrift Feinschmec­ker als Koch des Mo nats Oktober ausgewählt.

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Foto: Anne Wall Christian Grünwald hat gut lachen: In der Oktober Ausgabe des Magazins Feinschmec­ker wurde er zum „Koch des Monats“gewählt. Für sein Restaurant und seine zwei Sterne arbeitet er hart: Rund 80 Stunden sind es in der Woche.

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