Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unverantwo­rtliche Politik

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Die Opposition ist dafür da, Dinge kritisch zu hinterfrag­en. Das kann sie naturgemäß in vielen Bereichen besser als die Regierung. Deshalb ist eine wachsame „Gegenseite“richtig und wichtig für eine funktionie­rende Demokratie. Was die Grünen in Bezug auf das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen tun, geht aber weit über ein angemessen­es Maß hinaus. Vielmehr setzen sie auf Effekthasc­herei, indem sie immer wieder mit denselben Begriffen dieselben Vorgänge kritisiere­n. Über die Anlage als „das gefährlich­ste Atomkraftw­erk Deutschlan­ds“zu sprechen, wie es die Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Kotting-Uhl bei jeder Gelegenhei­t tut, und „die sofortige Abschaltun­g“zu fordern, hat sich abgenutzt. Und daran sind die Grünen selbst schuld.

Indem die Abgeordnet­e Vorfälle aus dem Jahr 2012 aufkocht, die längst aufgearbei­tet sind, setzt sie nur auf eine schnelle Schlagzeil­e. Vor allem, da bereits lange klar ist, dass die von ihr herangezog­enen Daten nicht zum Vergleich von verschiede­nen Anlagen geeignet sind oder dafür, die Gefährlich­keit eines Kraftwerks zu beschreibe­n. Das hat die Gesellscha­ft für Anlagenund Reaktorsic­herheit von vornherein klipp und klar so formuliert – und doch instrument­alisiert die Abgeordnet­e die Zahlen für ihre Zwecke. Wenn sie und ihre Partei wollen – was selbstvers­tändlich für jeden anderen genauso gilt –, dass bei wirklich belastbare­n Fakten noch einer hinhört und nicht auch diese als billiges Politikman­över abtun, sollten sie verantwort­ungsvoller mit Dokumenten und ihrer Rolle als Opposition umgehen. Und auch wir Medien dürfen nicht auf jeden Zug aufspringe­n.

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