Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Reine Symbolpolitik
muss widersprochen werden. Die Radlnacht ist reine Symbolpolitik. Man will Radfahrern in Augsburg etwas Gutes tun, merkt aber nicht, dass die Veranstaltung in ihrer jetzigen Form viele Bürger aufbringt.
Die Radlnacht trägt jedenfalls nicht dazu bei, die Belange der Radfahrer zu fördern. Zwei Stunden im Kreis durch die Stadt zu radeln ist einfach zu billig. Der Protest genervter Anwohner und Autofahrer, die an einem Samstagabend stundenlang ausgebremst werden, ist nicht zu überhören. Selbst bei einem Teil der Radlobbyisten wird konstatiert, dass eine Radlnacht nicht zwingend ein zielführender Weg ist. Bewusstsein und Interesse für den Radverkehr werden nicht gefördert, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen. Es ist und bleibt ein Unding, dass am stark frequentierten Samstag ab Nachmittag die Vorbereitungen in der Innenstadt für eine Radlnacht starten. Um 15 Uhr war die Maximilianstraße dieses Jahr komplett autofrei, Radler waren auch nicht zu sehen. Das mag allenfalls eine Randepisode sein. Sie macht jedoch klar, wie stark die Radlnacht die Abläufe im städtischen Leben dominiert. Das nun allerdings ist keine Werbung für die Fahrradstadt. Ein anderer Aspekt: Wenn ab 21 Uhr endlich geradelt wird, ist die Innenstadt deutlich weniger bevölkert als an normalen Tagen. Die Erklärung liegt auf der Hand: Wegen weitreichender Straßensperrungen in großen Teilen des Stadtgebiets haben die Menschen wenig Interesse, ins Zentrum zu gelangen. Darunter leiden Wirte im Zentrum und kulturelle Veranstaltungen. 5000 Teilnehmer radelten am vergangenen Samstag durch die Nacht. Kostenlos, im Übrigen. Bei anderen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Stadtlauf zahlen Teilnehmer eine Startgebühr. Sie deckt einen Teil für das notwendige Sicherheitskonzept ab. Radler zahlen nicht.
Zum Organisatorischen: In der kompletten Dunkelheit 15 Kilometer durch Augsburg zu radeln hat wenig Faszinierendes. Der Termin im Herbst dürfte sich ein für alle Mal erledigt haben. Ob es im Sommer 2019 eine vierte Auflage geben muss, darüber wird zu diskutieren sein. Die gravierenden Auswirkungen einer Radlnacht an einem Samstag sind Fakt. Letzter Ausweg: Wenn die Stadt unbedingt an der Veranstaltung festhalten möchte, sollte ein anderer Termin ins Auge gefasst werden. Warum nicht am Sonntagmittag?