Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Sünde im Einmachglas
Wer war es denn eigentlich? Adam oder Eva? Ganz abgesehen von der Frage, wer den Apfel vom Baum geholt und damit Unheil für alle Ewigkeiten angerichtet hat, purzeln im Augenblick die verbotenen Früchte kiloweise vom Baum.
Niemand muss der Versuchung widerstehen und verbotenerweise nach oben greifen, denn im Augenblick vergeht kein Morgen, an dem nicht wieder neue Äpfel im taunassen Rasen liegen. Gar nicht weit vom Stamm entfernt. Dann beginnt das Wettrennen: Wenn das Fallobst nicht schnell genug in den Korb kommt, dann freut sich das Kleingetier. Und am Ende der Kompost. Denn dorthin wandert in der Regel der Ausschuss, wenn er nicht mehr für die Mosterei geeignet ist. Apfelmus ist auch keine Alternative mehr. Denn das füllt wie die Zwetschgenmarmelade, die in den vergangenen Wochen in nächtlicher Akkordarbeit entstanden ist, Dutzende Gläser in der Speisekammer. Ob der Menge wird in den nächsten Wochen jeder der Versuchung widerstehen, heimlich ein Einmachglas mit der süßen Sünde zu öffnen. Und wenn doch mal jemand nascht: Zum Glück wird dann niemand aus dem Paradies vertrieben, weil er die irdischen Erzeugnisse vom Baum der Erkenntnis versucht hat. Höchstens aus der Speisekammer.