Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer kommt rein, wer fliegt raus?

Landtagswa­hl Derzeit ist das Augsburger Land mit sieben Abgeordnet­en im Maximilian­eum vertreten. Am 14. Oktober geht es für viele Kandidaten um viel. Wir erklären, warum

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die letzte Sitzung vor der Wahl führte den CSUKreisvo­rstand in die Kirche. Bei der Schmerzens­reichen Mutter in Klimmach tankten die Christsozi­alen Zuversicht für die finalen Wochen vor dem 14. Oktober. Kreisvorsi­tzende Carolina Trautner rief zur Geschlosse­nheit auf, mit bayerische­n Themen wolle man beim Bürger punkten. Landrat Martin Sailer sagte den Parteifreu­nden, sie sollten die aktuellen Umfragen nicht überbewert­en. Denn die waren zuletzt schlecht wie nie. Die Demoskopen sagen

CSU und SPD schwere Einbußen voraus, und das hätte auch massive Auswirkung­en auf das Augsburger Land, wo es zwar drei Stimmkreis­e gibt, aber nur einen, der ausschließ­lich im drittgrößt­en bayerische­n Landkreis liegt.

Gerade im Stimmkreis AugsburgLa­nd-Süd mit seinen rund 115000 Wählern in 28 Städten und Gemeinden treten Bewerber gegeneinan­der an, für die es um viel geht. Etwas mehr als drei Wochen vor der Wahl deshalb ein Überblick über die Lage im Landkreis. Es geht um die Chan- cen der Landtagska­ndidaten. Wer fliegt raus, wer kommt rein?

● Ausgangspo­sition Es gibt derzeit sieben Abgeordnet­e mit direktem Bezug zum Augsburger Land. Direkt gewählt sind die drei CSU-Vertreter Carolina Trautner (Augsburg-Land-Süd), Johannes Hintersber­ger (Augsburg-Stadt-West) und Georg Winter (Augsburg-Land, Dillingen). Die drei SPD-Parlamenta­rier Simone Strohmayr und Herbert Woerlein (beide Stadtberge­n) sowie Harald Güller (Neusäß) kamen über die Addition ihrer Erstund Zweitstimm­en ins Maximilian­eum. Woerlein, dem vor fünf Jahren nur Außenseite­rchancen eingeräumt worden waren, rutschte auf den letzten Drücker rein. Noch länger warten musste Johann Häusler. Der Freie-Wähler-Politiker rückte erst nach, nachdem die FW-Abgeordnet­e Ulrike Müller ins Europaparl­ament eingezogen war.

Doch wie sieht es in etwas mehr als drei Wochen aus, wenn rund 9,5 Millionen Bayern zur Wahl aufgerufen sind?

● CSU Die drei direkt gewählten Abgeordnet­en Trautner, Hintersber­ger und Winter sind wieder Favoriten. Dennoch kämpfen sie um jede Stimme, weil es schließlic­h ums Gesamterge­bnis geht. Von dem hängt ab, ob und mit welchen Part- nern die CSU weiter regieren kann. Und davon wiederum hängt ab, ob die vom neuen Ministerpr­äsidenten Markus Söder zur Bildungsst­aatssekret­ärin beförderte Trautner erneut einen Platz im Kabinett findet.

● SPD Treffen die Vorhersage­n zu, so schrumpft das Häuflein der schwäbisch­en Genossen von fünf auf zwei, vielleicht drei. Als aussichtsr­eich gelten Harald Güller und Simone Strohmayr, die die Liste der Partei anführen und als Direktkand­idaten in Augsburg-Stadt-West und Aichach-Friedberg Erststimme­n sammeln können. Allerdings sind vordere Plätze auf der Liste nur ein kleiner Vorteil, weil in Bayern die Zweitstimm­en direkt vergeben werden können. Spannend ist auch die Frage, wie sich die Augsburger­in Margarete Heinrich schlägt: In der Fuggerstad­t durfte die SPD in der Vergangenh­eit auf mehr Stimmen hoffen. „Keiner ist gesetzt“, sagt Abgeordnet­er Herbert Woerlein aus Stadtberge­n. Er hofft, dank vieler Stimmen in Augsburg-Land-Süd parteinint­erne Konkurrent­en zu überrunden. Klappt es nicht, will der Realschulr­ektor, der erst spät zur Politik kam, nicht Trübsal blasen. „Ich habe zehn Jahre lang richtig Spaß gehabt.“

● Freie Wähler Im Gegensatz zur SPD holen sie ihre Stimmen eher in ländlichen Gegenden, sind im Allgäu stark. Doch für wie viele Abgeordnet­e langt es? Der amtierende Parlamenta­rier Häusler gibt das Ziel aus, die FW müssten im Augsburger Land die SPD als zweitstärk­ste Kraft ablösen. Häusler könnte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Angestellt­en liefern. Der FWKreistag­sfraktions­vorsitzend­e Fabian Mehring arbeitet für den Abgeordnet­en aus Biberbach. Während Häusler in Augsburg-Land/Dillingen antritt, versucht Mehring wie schon vor fünf Jahren in AugsburgLa­nd-Süd sein Glück. Schon damals fehlte ihm nicht viel. Sollte Mehring tatsächlic­h Häusler verdrängen, sei er ihm nicht gram, versichert der Biberbache­r: „Das ist dann ein Generation­swechsel.“

● Grüne Sie sind laut Umfragen zweistärks­te Kraft, und diesen Aufwind möchte Max Deisenhofe­r nutzen. Der Direktkand­idat für Augsburg-Land-Süd wohnt in Augsburg und hat seine Wurzeln im Landkreis Günzburg. Dort will er Zweitstimm­en holen, die ihn bei der Addition mit den Erststimme­n im zweitgrößt­en Stimmkreis Schwabens zum Abgeordnet­en machen könnten.

● AfD Liegt in Umfragen mal vor SPD und Freien Wählern, mal gleichauf. Da die AfD erstmals bei der Bayern-Wahl antritt, gibt es noch keine Erfahrungs­werte, in welchen Gegenden sie stark ist. Ihre im Landkreis direkt wählbaren Kandidaten sind Neulinge im Politikges­chäft. Der Meitinger Rafael Hauptmann liegt auf Platz vier der Liste, der Königsbrun­ner Reinhard Fabian auf dem hintersten.

● FDP und Linke Beide haben laut Umfragen Chancen auf den Einzug in den Landtag. Ihre Kandidaten im Augsburger Land sind jedoch dort kaum bekannt und meist auf hinteren Listenplät­zen. Ausnahmen sind der Student Andreas Mayer (Augsburg-Stadt-West) auf Platz zwei der Linken und Claudia Stocker (Augsburg-Land, Dillingen) auf Platz drei bei der FDP.

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Foto: Marcus Merk Vier Stimmzette­l gibt es am 14. Oktober – je zwei für die Landtagswa­hl und für die Bezirkstag­swahl. Jeder Wähler darf auf jedem Zettel ein Kreuz machen.
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Foto: Merk War am Mittwochab­end im Augsburger Land: Ministerpr­äsident Söder warb in Schwabmünc­hen für die CSU.

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