Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer kommt rein, wer fliegt raus?
Landtagswahl Derzeit ist das Augsburger Land mit sieben Abgeordneten im Maximilianeum vertreten. Am 14. Oktober geht es für viele Kandidaten um viel. Wir erklären, warum
Landkreis Augsburg Die letzte Sitzung vor der Wahl führte den CSUKreisvorstand in die Kirche. Bei der Schmerzensreichen Mutter in Klimmach tankten die Christsozialen Zuversicht für die finalen Wochen vor dem 14. Oktober. Kreisvorsitzende Carolina Trautner rief zur Geschlossenheit auf, mit bayerischen Themen wolle man beim Bürger punkten. Landrat Martin Sailer sagte den Parteifreunden, sie sollten die aktuellen Umfragen nicht überbewerten. Denn die waren zuletzt schlecht wie nie. Die Demoskopen sagen
CSU und SPD schwere Einbußen voraus, und das hätte auch massive Auswirkungen auf das Augsburger Land, wo es zwar drei Stimmkreise gibt, aber nur einen, der ausschließlich im drittgrößten bayerischen Landkreis liegt.
Gerade im Stimmkreis AugsburgLand-Süd mit seinen rund 115000 Wählern in 28 Städten und Gemeinden treten Bewerber gegeneinander an, für die es um viel geht. Etwas mehr als drei Wochen vor der Wahl deshalb ein Überblick über die Lage im Landkreis. Es geht um die Chan- cen der Landtagskandidaten. Wer fliegt raus, wer kommt rein?
● Ausgangsposition Es gibt derzeit sieben Abgeordnete mit direktem Bezug zum Augsburger Land. Direkt gewählt sind die drei CSU-Vertreter Carolina Trautner (Augsburg-Land-Süd), Johannes Hintersberger (Augsburg-Stadt-West) und Georg Winter (Augsburg-Land, Dillingen). Die drei SPD-Parlamentarier Simone Strohmayr und Herbert Woerlein (beide Stadtbergen) sowie Harald Güller (Neusäß) kamen über die Addition ihrer Erstund Zweitstimmen ins Maximilianeum. Woerlein, dem vor fünf Jahren nur Außenseiterchancen eingeräumt worden waren, rutschte auf den letzten Drücker rein. Noch länger warten musste Johann Häusler. Der Freie-Wähler-Politiker rückte erst nach, nachdem die FW-Abgeordnete Ulrike Müller ins Europaparlament eingezogen war.
Doch wie sieht es in etwas mehr als drei Wochen aus, wenn rund 9,5 Millionen Bayern zur Wahl aufgerufen sind?
● CSU Die drei direkt gewählten Abgeordneten Trautner, Hintersberger und Winter sind wieder Favoriten. Dennoch kämpfen sie um jede Stimme, weil es schließlich ums Gesamtergebnis geht. Von dem hängt ab, ob und mit welchen Part- nern die CSU weiter regieren kann. Und davon wiederum hängt ab, ob die vom neuen Ministerpräsidenten Markus Söder zur Bildungsstaatssekretärin beförderte Trautner erneut einen Platz im Kabinett findet.
● SPD Treffen die Vorhersagen zu, so schrumpft das Häuflein der schwäbischen Genossen von fünf auf zwei, vielleicht drei. Als aussichtsreich gelten Harald Güller und Simone Strohmayr, die die Liste der Partei anführen und als Direktkandidaten in Augsburg-Stadt-West und Aichach-Friedberg Erststimmen sammeln können. Allerdings sind vordere Plätze auf der Liste nur ein kleiner Vorteil, weil in Bayern die Zweitstimmen direkt vergeben werden können. Spannend ist auch die Frage, wie sich die Augsburgerin Margarete Heinrich schlägt: In der Fuggerstadt durfte die SPD in der Vergangenheit auf mehr Stimmen hoffen. „Keiner ist gesetzt“, sagt Abgeordneter Herbert Woerlein aus Stadtbergen. Er hofft, dank vieler Stimmen in Augsburg-Land-Süd parteininterne Konkurrenten zu überrunden. Klappt es nicht, will der Realschulrektor, der erst spät zur Politik kam, nicht Trübsal blasen. „Ich habe zehn Jahre lang richtig Spaß gehabt.“
● Freie Wähler Im Gegensatz zur SPD holen sie ihre Stimmen eher in ländlichen Gegenden, sind im Allgäu stark. Doch für wie viele Abgeordnete langt es? Der amtierende Parlamentarier Häusler gibt das Ziel aus, die FW müssten im Augsburger Land die SPD als zweitstärkste Kraft ablösen. Häusler könnte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Angestellten liefern. Der FWKreistagsfraktionsvorsitzende Fabian Mehring arbeitet für den Abgeordneten aus Biberbach. Während Häusler in Augsburg-Land/Dillingen antritt, versucht Mehring wie schon vor fünf Jahren in AugsburgLand-Süd sein Glück. Schon damals fehlte ihm nicht viel. Sollte Mehring tatsächlich Häusler verdrängen, sei er ihm nicht gram, versichert der Biberbacher: „Das ist dann ein Generationswechsel.“
● Grüne Sie sind laut Umfragen zweistärkste Kraft, und diesen Aufwind möchte Max Deisenhofer nutzen. Der Direktkandidat für Augsburg-Land-Süd wohnt in Augsburg und hat seine Wurzeln im Landkreis Günzburg. Dort will er Zweitstimmen holen, die ihn bei der Addition mit den Erststimmen im zweitgrößten Stimmkreis Schwabens zum Abgeordneten machen könnten.
● AfD Liegt in Umfragen mal vor SPD und Freien Wählern, mal gleichauf. Da die AfD erstmals bei der Bayern-Wahl antritt, gibt es noch keine Erfahrungswerte, in welchen Gegenden sie stark ist. Ihre im Landkreis direkt wählbaren Kandidaten sind Neulinge im Politikgeschäft. Der Meitinger Rafael Hauptmann liegt auf Platz vier der Liste, der Königsbrunner Reinhard Fabian auf dem hintersten.
● FDP und Linke Beide haben laut Umfragen Chancen auf den Einzug in den Landtag. Ihre Kandidaten im Augsburger Land sind jedoch dort kaum bekannt und meist auf hinteren Listenplätzen. Ausnahmen sind der Student Andreas Mayer (Augsburg-Stadt-West) auf Platz zwei der Linken und Claudia Stocker (Augsburg-Land, Dillingen) auf Platz drei bei der FDP.