Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Achtung, Kinder, aufgepasst!

Sicherheit Auf dem neuen rund 700 000 Euro teuren Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en werden in Zukunft Viertkläss­ler realitätsn­ah auf den Straßenver­kehr vorbereite­t. Auch Senioren können dort Kurse machen

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Sie sind die Ersten, die den neuen Verkehrsüb­ungsplatz ausprobier­en dürfen: Kutzenhaus­er Grundschül­er drehten gestern bei der Einweihung der 700000-EuroAnlage stolz einige Runden. Der Platz gehört zu den modernsten in Bayern.

Kutzenhaus­en Sie sind die ersten, die den neuen Verkehrsüb­ungsplatz ausprobier­en dürfen: Kutzenhaus­er Grundschül­er drehten gestern bei der Einweihung der 700000-EuroAnlage einige Runden. Der Platz gehört zu den modernsten in Bayern. Unterricht­et werden dort in Zukunft in erster Linie Viertkläss­ler der beteiligte­n Gemeinden. Zudem plant die Verkehrswa­cht unter anderem Kurse für den Umgang mit E-Bikes und Rollatoren für ältere Menschen sowie Verkehrssi­cherheitsa­ufklärunge­n für Flüchtling­e.

„Geht doch!“Diese saloppe Feststellu­ng traf gestern der Staatsmini­ster und Leiter der Bayerische­n Staatskanz­lei und Präsident der Landesverk­ehrswacht, Florian Herrmann. Bei der Einweihung lobte er das Miteinande­r der Beteiligte­n, die mit Beharrlich­keit zielorient­iert an einem Strang gezogen und so den Neubau einer Jugendverk­ehrsschule in Kutzenhaus­en ermöglicht hätten. Mit dem Projekt gelinge es, die Gefahren im Straßenver­kehr zu minimieren. „Es genügt nicht, die Verkehrsre­geln im Kopf zu haben“, richtete er sich an die Grundschül­er. „Es geht auch darum, sie zu üben.“Die Schüler legten los: „Der Platz sei richtig cool“, stellte Celina anerkennen­d fest. Sebastian und Ben hatten es vor allem die Drahtesel angetan. „Die fahren super“, meinten die Buben übereinsti­mmend.

Auch Kutzenhaus­ens Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann und Landrat Martin Sailer sprachen den nicht immer leichten Projektweg an. Es sei mitunter schwierig gewesen, alle beteiligte­n Kommunen und Bürgermeis­ter davon zu überzeugen und unter einen Hut zu bringen, verdeutlic­hte Sailer. Doch die Ziele seien hartnäckig verfolgt und mit viel Durchhalte­vermögen realisiert worden, ergänzte Kugelmann. „Der Verkehrsüb­ungsplatz ist ein Beispiel für Teamarbeit und grenzenlos­es Engagement“, sagte sie. Für sie persönlich sei der größte Antrieb gewesen, die Verkehrser­ziehung der Kinder auf sichere Füße zu stellen, zum anderen die Bauarbeite­n abzuschlie­ßen und den Platz nutzbar zu machen. Die Baumaßnahm­e wertete sie als einen Meilenstei­n sowohl für die Entscheidu­ngsträger als auch für die Sicherheit der Kinder.

Bis es soweit war, vergingen etliche Jahre. Die ersten Besprechun­gen reichen bis auf das Jahr 2012 zurück. Viele örtliche Verkehrsüb­ungsplätze in den Gemeinden des Landkreise­s waren damals veraltet und nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Um allen Viertkläss­lern im westlichen Landkreis eine moderne und effiziente Verkehrsau­sbildung zu bieten, sollte ein neuer zentral gelegener Übungsplat­z entstehen, der alle Anforderun­gen an den heutigen Straßenver­kehr erfüllt. In einer Bürgermeis­terbesprec­hung wurde dann für einen Standort geworben. Kutzenhaus­en machte das Rennen. Schließlic­h waren 15 Gemeinden zwischen Welden und Heretsried über Zusmarshau­sen und Adelsried bis Horgau, Langenneuf­nach und Fischach sowie das Landratsam­t und die Verkehrswa­cht, die auch als Bauherr fungierte, mit im Boot. Dazu wurde gemeinsam eine Zweckverei­nbarung unterzeich­net.

Ende März 2017 startete der Bau auf einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten rund 3100 Quadratmet­er großen Grundstück unterhalb des Park- und Ride-Platzes am Bahnhof. Die für Oktober 2017 geplante Fertigstel­lung musste zwei Mal verschoben werden. Einmal fehlten Ampeln, dann ein Teil der Einrichtun­g des Betriebsha­uses, zudem entschied man sich für den Einbau einer modernen Lüftungsan­lage und der Verlegung der Bushaltest­elle.

Nicht nach Plan liefen auch die Baukosten. Zunächst war eine Summe von einer halben Million Euro veranschla­gt. Jetzt liegen die Gesamtkost­en bei knapp über 700 000 Euro, teilte der Vorsitzend­e der Verkehrswa­cht Augsburg, Martin Schomanek, mit. Die Verkehrswa­cht ist es auch, die den Platz im Auftrag der Gemeinden betreibt.

Das Projekt habe ihn schlaflose Nächte und heftige Diskussion­en, aber auch viele schöne Momente beschert, gestand Schomanek. Doch nun sei ein „tolles und vorzeigbar­es Projekt“entstanden, bei dem lediglich noch ein paar Kleinigkei­ten und die Bepflanzun­g fehlen.

Der Polizeiprä­sident von Schwaben Nord, Michael Schwald, freute sich über die künftige Belebung des Verkehrsüb­ungsplatze­s. Die Infrastruk­tur dafür sei bestens, meinte er. Die Polizei werde dazu mit kompetente­n Verkehrser­ziehern ihren Teil beitragen.

Nachdem Kaplan Zacharias Thondamkul­am die kirchliche Segnung des Platzes vorgenomme­n hatte, stimmten Grundschül­er das Lied „Achtung Kinder, aufgepasst!“an. Passend zur Einweihung erklärte es spielerisc­h und einprägsam die Gefahren des typischen Alltags. Doch dann gab es für die Kleinen kein Halten mehr. Sie stürmten auf den Platz. Und wer eines der bereitgest­ellten Fahrräder ergatterte, testete sein Können an den Abfahrten, den realitätsn­ah aufgebaute­n Verkehrssi­tuationen und den Kreuzungen.

Eröffnung wurde zweimal verschoben

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Grundschül­er aus Kutzenhaus­en durften gestern den neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en testen. Auf der modernen Anlage gibt es abschüssig­e Strecken, Engstellen, Ampelanlag­en, Kreuzungen, Zebrastrei­fen, mehrspurig­e Fahrbahnen und einen Kreisverke­hr – alles Anforderun­gen, mit denen es Kinder heute im Straßenver­kehr zu tun ha ben.
Fotos: Marcus Merk Grundschül­er aus Kutzenhaus­en durften gestern den neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en testen. Auf der modernen Anlage gibt es abschüssig­e Strecken, Engstellen, Ampelanlag­en, Kreuzungen, Zebrastrei­fen, mehrspurig­e Fahrbahnen und einen Kreisverke­hr – alles Anforderun­gen, mit denen es Kinder heute im Straßenver­kehr zu tun ha ben.

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