Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wichtiges Wiesn Wissen

Oktoberfes­t Ging schon mal das Bier aus? Wer sammelt noch Trinkgeld außer den Bedienunge­n? Zehn Fakten zum größten Volksfest der Welt, die Sie vielleicht noch nicht kannten

- VON STEPHANIE LORENZ

München Zwei Schläge bis das Bier sprudelt: Das erwarten die Besucher, wenn Oberbürger­meister Dieter Reiter am heutigen Samstag das erste Fass auf dem Münchner Oktoberfes­t „o’zapft“. Immerhin sind er und sein Vorgänger Christian Ude mit zwei Schlägen die amtierende­n Anzapf-Rekordhalt­er. Aber wissen Sie, wer am meisten Schläge gebraucht hat? Oder was Einstein mit der Wiesn zu tun hat? Mit diesen Fakten punkten Sie am Biertisch: Mit drei Millionen Kilowattst­unden verbraucht die Wiesn in zwei Wochen so viel Strom wie eine Kleinstadt. Beim Bierkonsum kann die Kleinstadt nicht mithalten: Auf einer Größe von 60 Fußballfel­dern tranken die Gäste 2017 etwa 7,5 Millionen Liter Bier. Wer viel trinkt, muss auch viel bieseln. Deshalb gibt es heuer fast einen Kilometer Pissoir-Rinnen und 1400 Toilettens­itzplätze.

Ein Bierzelt ohne Bier? Unvorstell­bar. Passiert ist es trotzdem schon mal: Im großen HofbräuFes­tzelt ging 1981 das Bier aus. Doch unter Kollegen steht man zusammen: Zeltnachba­r Richard Süßmeier half großzügig aus. So floss im Hofbräu-Zelt für einige Stunden Paulaner-Bier. Ob die Gäste den Unterschie­d gemerkt haben? Jährlich wird im Schottenha­melFestzel­t das erste Fass Bier angezapft. Die Tradition geht darauf zurück, dass Michael Schottenha­mel – der Großvater des heutigen Wirts Christian – mit dem damaligen Oberbürger­meister, Thomas Wimmer, in der Kutsche auf die Wiesn gefahren ist und gesagt hat: „Du, jetzt bist scho da, jetzt kannst auch anzapfen.“Das machte Wimmer – mit 17 Schlägen.

Auch wenn es gerne heißt, sieben Bier seien ein Schnitzel: Trinken auf leeren Magen ist keine gute Idee. Lieber nimmt man ein paar Wiesn-Kalorien in Kauf, als ein Magenkarus­sell zu riskieren. Wie wäre es mit einem halben Wiesn-Hendl (400 Kilokalori­en) oder einer Riesenbrez­el (800)? Und zum Nachtisch 100 Gramm gebrannte Mandeln (600)? Ein Radieserl hat übrigens bloß 30 Kilokalori­en – und die Maß bis zu 500. Na dann, Prost und an Guadn!

Es gab Zeiten, da war das Oktoberfes­t ein echtes Oktoberfes­t. Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., heiratete Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburgha­usen mit einem fünftägige­n Fest am 12. Oktober 1810. Das Fest wiederholt­e sich in den Folgejahre­n. Bis man darauf kam, dass im September das Wetter schöner ist. Schlechtes Wetter, schlechtes Geschäft. Also wurde das Fest 1904 offiziell vorverlegt. Seither ist das Oktoberfes­t ein Oktoberfes­t mit reichlich Septembera­nteil. Mittlerwei­le wollen weltweit Menschen so feiern wie einst König Ludwig I. Inzwischen gibt es Oktoberfes­te auch in Afrika, Asien und Südamerika. Das mit Abstand größte findet seit 1969 im kanadische­n Kitchener-Waterloo statt, mit etwa 700 000 Besuchern.

Ob ihm damals beim Glühbirnen-Eindrehen auf der Wiesn schon ein Licht aufgegange­n ist und ihm im Festzelt die Idee zu seiner Relativitä­tstheorie kam? Jedenfalls half Albert Einstein 1896 als 17-Jähriger bei der Elektrofir­ma seines Vaters mit, die Beleuchtun­g im Schottenha­mel zu installier­en. Jahre später erleuchtet­e er mit seinen Ideen die ganze Welt.

2006 wurde Hotel-Erbin Paris Hilton der Wiesn verwiesen. Nicht etwa wegen Wildbiesln, Busenblitz­er oder Maßkrugsch­lägerei. Mit Maßkrug hätte sie bleiben dürfen. Aber sie zeigte sich stets mit Prosecco-Dose und trug den Namen des Produkts auf einem Haarband spazieren. Auf der Wiesn herrscht aber offiziell Werbeverbo­t. Also hieß es: Raus mit ihr!

Ohne Helm und doppelten Boden fahren die „Motorellos“scheinbar todesmutig im Motodrom mit ihren nostalgisc­hen Motorräder­n in der Steilwand. Danach sammeln sie stets Spenden. Warum? Weil sie keine Unfallvers­icherung unter Vertrag nehmen will. Sie sammeln für die eigene Unfallkass­e. Zu den Millionen „normalen“Besuchern gesellen sich Reporter aus der ganzen Welt. 2017 zählte die Oktoberfes­t-Pressestel­le fast 6000 Kontakte zu Journalist­en. 759 Dreh- und Fotogenehm­igungen wurden erteilt. Mal sehen, was sie heuer Kurioses berichten.

 ?? Foto: Georg Göbel, dpa ?? Thomas Wimmer (links in der Kutsche) war der erste Münchner Oberbürger­meister, der ein Fass auf der Wiesn anzapfte. Dabei stellte er gleich einen Allzeit Negativ Rekord auf. Hier sitzt er neben seinem Amtsnachfo­lger Hans Jochen Vogel (rechts).
Foto: Georg Göbel, dpa Thomas Wimmer (links in der Kutsche) war der erste Münchner Oberbürger­meister, der ein Fass auf der Wiesn anzapfte. Dabei stellte er gleich einen Allzeit Negativ Rekord auf. Hier sitzt er neben seinem Amtsnachfo­lger Hans Jochen Vogel (rechts).
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