Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Respekt, bitte!

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger allgemeine.de

Man könnte sagen: Der Zweck heiligt die Mittel – das Ziel muss nur gut genug sein, dann kann ich auch einfach in eine Sitzung des Stadtrates hineinplat­zen. Nein. Das Schicksal der Bootsflüch­tlinge im Mittelmeer ist schrecklic­h und trotzdem rechtferti­gt das nicht die Sarg-Aktion im Sitzungssa­al des Augsburger Rathauses. Das mag kühl klingen, doch es geht um einen anderen Punkt.

Schon die Aktion während des Friedensfe­stes war mindestens grenzwerti­g. Man mag sagen: Richtig, dass an solch einem Tag auch auf akute Probleme hingewiese­n wird. Doch hier wie im Rathaus gilt: Was ist, wenn morgen eine andere Gruppe mit ganz anderen Zielen auftritt? Für die Aktion im Rathaus muss der Maßstab dabei noch strenger sein.

Wer die Demokratie und die (Meinungs-)Freiheit liebt, der muss ihren Organen Respekt entgegenbr­ingen. Das gilt für Politiker ebenso wie für den Bundestag und den Stadtrat. Die Demokratie bietet viele Möglichkei­ten, seine Meinung auszudrück­en. Jeder kann praktisch für und gegen alles demonstrie­ren. Aber eben nicht unangekünd­igt mitten in einer Sitzung des Stadtparla­mentes. Zu hart? Stellen wir uns vor – siehe oben – das macht Schule. In Zukunft platzt jeder in die Sitzungen. Soll sich dann der Stadtrat ein paar Sicherheit­sleute vor die Tür stellen? Bitte nicht. Das Rathaus muss ein offener Ort sein. Und mit ein bisschen Respekt von allen Seiten ist das wunderbar machbar.

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