Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Druck rausnehmen
Der Herbstanfang weist uns deutlich darauf hin, dass ab jetzt Hitze und Sonne nicht mehr so selbstverständlich sind, wie man es im Sommer erwarten kann. Dieser Sommer hat mehr getan in Sachen Hitze als viele andere zuvor und, weil viele dem Wetter nicht trauen, haben sie in die warme Zeit viel hineingepackt, was zum Sommer gehört: Eis und Baden, Berge und abends lange draußen sitzen. Der Herbst nimmt den Druck raus, weil wir das Wetter so nehmen müssen, wie es an diesem Tag ist. Regen und Kälte zwingen ins Haus, Sonne und Wärme ziehen in die Natur. Man fängt wieder an zu planen: den Winterurlaub und andere Urlaube im nächsten Jahr. Manche planen sogar die Arbeit zwischen den Urlauben. Dabei lehrt der Herbst eigentlich Entspannung. Es kommt, wie es kommen wird, und damit können wir umgehen. Es kommt, wie es kommen wird, ist eine gute Lebenseinstellung. Gott legt nicht alle Herausforderungen auf einmal vor uns, er gibt uns auch nicht alle Kraft, diese zu bestehen. Es geht Stück für Stück, wenn die Herausforderungen auch manchmal schnell aufeinander folgen: Schwerer Unfall der Tochter im Sommer und nun ist die Ehefrau gerade zur Klärung im Krankenhaus. Die Tochter lebt. Wie geht es mit der Ehefrau weiter? Ich hoffe, dass es so ist, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer schreibt: Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen.
Den Druck rausnehmen und mit Vertrauen in Gottes Kraft das Eigene tun, was möglich ist. Keiner weiß im Herbst, wie der Winter werden wird, aber jeder wird tun, was er kann, damit das Wetter ihm nicht schadet, und wird Heizmaterial einlagern. Heizmaterial im Glauben ist das Vertrauen. Erlernen von Vertrauen in Gottes Liebe und Kraft und in die Gaben, die Gott in mir angelegt hat, dafür sind die ruhigen Zeiten in meinem Leben, die Sonn- und Feiertage. Vertrauen nimmt den Druck raus.