Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit Einstein den Fußball erklären
Es ist Konsens, Albert Einstein für einen weisen Mann zu halten. Den meisten Erdenbürgern wird dauerhaft verborgen bleiben, weshalb das so ist. Ihnen ist die Relativitätstheorie so fremd wie der Großen Koalition störungsfreie Regierungsarbeit. Verständlich ist immerhin, auf welche Weise der Physiker den Geisteszustand seiner Mitmenschen einschätzte: „Verrückt ist der, der immer die gleichen Dinge tut, aber andere Ergebnisse erwartet.“
Demnach würde er heutzutage wohl die Einweisung vieler Fußballfans in eine geschlossene Anstalt goutieren. Woche für Woche, Saison für Saison feuern die Anhänger ihre Teams an, auf dass es nun aber besser laufe als zuletzt. Welch’ Unfug. Meister werden die Bayern. Immer. Wer soll sie stoppen? Den Dortmundern konnte Lucien Favre bislang noch nicht vermitteln, wie denn der Fußball ausschauen soll, der sie in Meisterschaft und Europa weit nach vorne bringt. Auf Schalke wird auf dieselbe unansehnliche Weise gekickt wie schon in der vergangenen Saison – mit dem Unterschied, dass die gegnerischen Teams einen Weg gefunden haben, die unansehnlichen Partien auf ihre Seite zu ziehen.
Von der Anfangseuphorie getragene Aufsteiger tummeln sich in der oberen Hälfte. Auch das ein wiederkehrendes Motiv. In wenigen Monaten werden sie sich daran erinnern wie an einen Sommertag Mitte Februar. Alles wie immer.
Vielleicht aber streben die Fans auch gar nicht nach Veränderung. Vielleicht gefällt ihnen ja gerade der immer gleiche Ablauf. Routine ist auch einer der Hauptgründe für eine lang andauernde Ehe. Es muss ja nicht zwingend eine glückliche Beziehung sein. Auch das eint Partnerschaft und das Dasein als Fan.
Einfach widerlich ist aber das wiederkehrende Verhalten der Dortmunder Anhänger, wenn es gegen Hoffenheim geht. Selbst dem schlichtesten Gemüt sollte begreiflich sein, dass ein Fadenkreuz kein geeignetes Mittel zum Protest ist. Auch hierzu sei Einstein zitiert: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“