Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer steht in Zukunft im Tor?
Den Stab über Fabian Giefer jetzt zu brechen, ist denkbar einfach. Die, die ihn am Samstag ausgepfiffen haben, oder jetzt in den sozialen Netzwerken an ihm kein gutes Haar lassen, sollten eines bedenken: Giefer, 28, ist in allererster Linie ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, ein Mensch, der bei seiner Arbeit Fehler macht, wie jeder andere wohl auch.
Trotzdem müssen die Verantwortlichen des FC Augsburg jetzt die Sachlage kritisch analysieren. Und die ist ernüchternd. Der FCA hat ein lange kaum für möglich gehaltenes Problem: eines auf der Torhüter-Position. Die Entscheidungsträger müssen sich zwei Fragen stellen lassen. War es vor der Saison richtig, auf das Trio Giefer Luthe und Leneis zu setzen? Giefer saß ein Jahr auf der Tribüne, auch Luthe konnte Stammtorhüter Marwin Hitz nicht verdrängen und Leneis’ Empfehlung war eine gute Vorbereitung. Anscheinend ist man sich beim FCA selbst nicht mehr sicher. So scheint man sich mit dem derzeit vereinslosen Lukas Kruse, 35, zu beschäftigen. Der ehemalige FCA-Torhüter war lange in Paderborn Stammtorhüter und zuletzt bei
Holstein Kiel angestellt.
Und war es richtig Giefer zur Nummer eins zu machen? Giefer ist nach nur vier Spieltagen angezählt, Luthe angeschlagen und Leneis mit 19 Jahren und gerade mal fünf Regionalliga-Spielen ein unbeschriebenes Blatt. Dass Giefer noch länger die Nummer eins sein wird, ist kaum vor- und darstellbar.
Kurzfristig stellt sich aber die Frage, wer steht bei den Bayern im Tor? Auch mit Hinblick auf das wichtige Spiel am Sonntag gegen Freiburg, wo die Erfolgsaussichten weitaus größer sind. Geht man also in München das Risiko ein und setzt auf den angeschlagenen Luthe? Wirft man Leneis gegen die Bayern ins kalte Wasser oder gibt man Giefer noch einmal eine Chance? Letztere Lösung hat Charme. Mit einem tollen Spiel könnte sich Giefer rehabilitieren, überzeugt er nicht, wird er ohne Murren seinen Platz räumen.