Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Musik liegt in der Luft
Aktion Nicht nur die Straßenklaviere sorgen in der Stadt derzeit für musikalische Unterhaltung. Am Samstag gab es verschiedene Konzerte auf öffentlichen Plätzen. Was es damit auf sich hat
Der kleine Junge geht etwas unsicher auf den Hut zu, der vor den Musikern liegt. In der Hand zwei Euro. Immer wieder schaut er zu seinem Papa, der ihm aufmunternd zunickt. So ganz hat er aber nicht verstanden. Statt die Münze zu den anderen in den Hut zu werfen, hebt er den Hut hoch und greift beherzt hinein. Die Musiker Matthias Klösel und Tom Gratza nehmen es mit Humor. Und der Papa erklärt dem Kleinen schnell, wie es richtig geht.
Matthias Klösel und Tom Gratza haben sich an der Augsburger Straße in Pfersee aufgestellt. Das Duo ist Teil des Projekts „Musik auf der Straße“. Organisiert und veranstaltet von der Bürgerstiftung Augsburg Beherzte Menschen und dem Kultur-Café Neruda. An insgesamt fünf öffentlichen Plätzen in den Augsburger Stadtteilen Pfersee, Jakobervorstadt, Lechhausen, Hochzoll und Oberhausen traten an diesem Samstag verschiedene Musiker und Gruppen auf.
„Wir möchten damit die Stadtteile beleben und auf unsere Stiftung aufmerksam machen.“, erklärt Ini- tiator Manfred Lohnstein, Vorsitzender der Bürgerstiftung. „Kultur für alle und einfach zugänglich auf der Straße. Darum geht es uns.“Ein Konzept, das dem Musiker und Liedermacher Tom Gratza entgegenkommt. Er bringt seine Kunst gerne auf die Straße: „Hier bekommt man die ehrlichsten Reaktionen. Außerdem erreicht man jeden und nicht nur diejenigen, die sich sowieso für Kultur interessieren.“
Sänger Matthias Klösel kündigt den nächsten Song an. „Tauben vergiften“von Georg Kreisler. Nicht das einzige schwarzhumorige Stück. Zwei Jungs, die mit ihren Rollern in einigem Abstand stehen, kichern. Dass er Schauspieler ist, sieht man an seiner Performance. Mit weit aufgerissenen Augen und viel Gestik trägt er das etwas andere Liebeslied „Ja, Schatz“von Bodo Wartke vor.
„Gute Sache,“sagt Sonja HöchstGümüs aus Pfersee. Sie kam zufällig vorbei. Auch Verena Lechner findet die Aktion gut. „Natürlich ist es anders als auf einem Konzert, wo man leichter in Tanzstimmung kommt. Das ist hier schwieriger. Aber ein schönes Projekt.“
Eineinhalb Stunden etwa spielt das Duo in Pfersee. Dann geht es weiter in die Stadtmitte zum Finale. Am Fuggerplatz treffen sich die Musiker aus allen Stadtteilen. Unter dem Jakob-Fugger-Denkmal ist aber zunächst noch jemand anders musikalisch am Werk.
Elisabeth Lehners Finger fliegen über die Tasten des pinken Klaviers. Sie hat die Augen geschlossen. Viele Fußgänger unterbrechen ihren Stadtbummel und lauschen Chaupins Nocturne Nummer 1. Als sie endet, klatschen die Leute. Die 22-Jährige lächelt verlegen. „Ich spiele häufiger, wenn ich hier vorbei komme“, sagt Lehner. Sie findet die Aktion mit den Klavieren in der ganzen Stadt super. Unter dem Namen „Play me, I’m Yours“stehen in der ganzen Stadt verteilt zehn Klaviere. Offen zugänglich und von Bürgern kunstvoll gestaltet.
Mittlerweile haben sich die Drehorgelspieler Manfred Flousßek und Bruno Ardelt am Fuggerplatz bereit gemacht und auch das Trio „Safran“hat Cachon, Querflöte und Gitarren ausgepackt. Schnell bildet sich ein Kreis aus Zuhörern um die Gruppe Musiker. Tom Gratza nutzt das üppig mit rosa und pinken Blumen dekorierte Klavier, um gemeinsam mit Matthias Klösel das Augsburg-Lied „City of Peace“zum Besten zu geben.
Martin Lohmeier ist zufrieden, obwohl nicht alle Musiker beim Finale dabei waren. Vielen Menschen konnte er den Flyer der Bürgerstiftung in die Hand drücken. „Für das erste Mal lief es eigentlich gut“, sagt er. „Wir mussten zwar stellenweise etwas improvisieren, aber das hat geklappt.“Jetzt wollen sie überlegen, ob es vielleicht auch im kommenden Jahr einen Tag voll mit „Musik auf der Straße“gibt.