Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In dieser Kirche finden die Menschen geistige Heimat
Jubiläum St. Moritz läutet sein Festjahr zum 1000-jährigen Bestehen ein. Jetzt strahlt auch der Innenhof im modernen Design und beeindruckt alle Festgäste. Besonders großzügig fiel das Geburtstagsgeschenk der Familie Fugger aus
Wer Geburtstag hat, kriegt ein Geschenk. Zum 1000. sollte es etwas Wertvolles sein. Das Haus Fugger als Patronatsherr der Pfarrgemeinde St. Moritz ließ sich nicht lumpen: Einen funkelnagelneuen Silberkelch mit Hostienschale präsentierte Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger im Festgottesdienst zum Jubiläum am Sonntag. „Wir sind stolz darauf, ein Teil dieser Kirchengeschichte zu sein“, sagte sie. Seit rund 650 Jahren sei die Familie mit St. Moritz verbunden, Jakob und Anton Fugger seien einst in diese Pfarrei hineingeboren worden.
Dieselben Kirchenmauern haben sie damals umgeben, allerdings war St. Moritz immer auch eine Kirche des Wandels und des Neuaufbruchs. Daran erinnerte Oberbürgermeister Kurt Gribl. Aufs engste sei die Moritzkirche verbunden mit der Geschichte der Stadt Augsburg mit ihren Höhen und Tiefen. Insbesondere dankte OB Gribl für „Mut und Tatkraft“, mit der heutigen Neugestaltung durchzustarten und dabei sowohl das überkommene Wesen des heiligen Orts zu wahren als auch seine geistliche Ausstrahlung für die Zukunft zu sichern. Pünktlich zum Start in die Jahrtausend-Feier feierte St. Moritz am Sonntag die Vollendung der Erneuerung nach dem Entwurf des Londoner ArchitekturDesigners John Pawson. Feierlich segnete Weihbischof Anton Losinger am Ende des zwei Stunden langen Festgottesdienstes den neu geschaffenen Innenhof, die Beichtkapelle und den Meditationsraum. Die gesamte Anlage sei „ein steingewordenes Zeugnis eines unerschütterlichen Vertrauens in die Zukunft des Glaubens“.
Für viele suchende Menschen in Augsburg sei St. Moritz zur geistigen Heimat geworden, sagte Losinger. „Hier leuchten im Herzen von Augsburg Perspektiven auf. Mit der Cityseelsorge, dem Offenen Ohr und den spirituellen Angeboten nimmt die Kirche hier teil am Leben der Menschen von heute.“Und der Weihbischof fügte hinzu: „Die wesentlichen Sorgen der Menschen – trotz aller ökonomischen und sozialen Fortschritte – sind heute geistiger Natur. Was wäre, wenn Menschen ihre geistige Heimat verlieren oder nie finden würden?“
Brechend voll war St. Moritz am Beginn ihres Millenniums. Man werde nicht jeden Tag die Sektkorken knallen lassen, vielmehr das Festjahr 2018/2019 nutzen zur Besinnung darauf, welchen Platz die Kirche in unserer Gegenwart und unserer Gesellschaft hat, erklärte Stadtpfarrer Helmut Haug. Er hatte das Fest des heiligen Mauritius als Anfangs- und Endpunkt der Feierlichkeiten bestimmt.
In bester ökumenischer Nachbarschaft gratulierte die evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch zum Jubiläum der Moritzkirche und ihrer Schönheit – „die sichtbare und die spürbare“. Es gelte, als Kirchen Hoffnung zu spenden und die Menschen von Ängsten zu befreien.
Herzlichen, lang anhaltenden Applaus erhielt Designer John Pawson. Er blickte auf „zehn wundervolle Jahre“zurück. Schon 2008, als er anfing, sich mit der Moritzkirche zu beschäftigen, haben die Architektur und die Art der Leute ihn beeindruckt. „Für diese Erfahrungen, die ich hier machte, bin ich sehr dankbar“, sagte er. Sehr aufregend sei es für ihn gewesen, wie die Augsburger ihre neue Moritzkirche annehmen. Die Wiedereinweihung von St. Moritz im April 2013 werde er für den Rest seines Lebens nicht vergessen. „Das war ein Heimkommen.“