Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mitfeiern im Martini Park

Fest Zum Beginn der neuen Spielzeit lädt das Theater traditione­ll zu einer großen Sause ein. Dass in der Interim-Phase sonst alles anders ist, stört die Besucher und das Publikum nicht. Im Gegenteil

- VON STEFANIE SCHOENE

Los geht’s mit dem Philharmon­ischen Chor auf der großen, überdachte­n Bühne im Martinipar­k. Es folgt eine Preview zur aktuellen Probenarbe­it des Ballettens­embles und die „Ode an die Freude“des Gymnasiums Maria Stern. Das Theaterfes­t 2018 stieg bei stabilem Wetter und beinah sommerlich­en Temperatur­en.

Am Eingang zum Martini-Gelände, der Interimssp­ielstätte des Staatsthea­ters Augsburg, hat sich das Kinderprog­ramm breitgemac­ht: hölzerne Vorlesehüt­te, Spielwiese mit Hüpfburg und Schminken. Bei Ute Legner von Mehr Musik lässt es sich lauschen und malen. Die Künstlerin hat die Stücke, die in dieser Spielzeit im Theater Auftritte haben werden, gesampelt. Unter und einer Augenbinde lauschen Kinder der Musik und malen, was sie hören.

Bernhard ist mit Tochter Amelie, 8 Jahre, unterwegs. Sie kennen Theater, haben sogar ein Kinderabo. Amelies letztes Stück im Großen Haus war Sindbad. „Da waren wir in der ersten Reihe, ganz nah“, sagt das Mädchen. Und wie gefällt es ihr im Martinipar­k? Hier hat sie schon Momo gesehen. Auch gut, sagt sie, vor allem, weil sie einmal mit ihrem Vater und einmal mit der Schule rein gehen konnte.

Bernhard selbst begrüßt die Öffnung für Publikum, neue Formate und freie Ensembles in der Stadt, die mit dem Spielstätt­enwechsel eingeläute­t wurde.

Anton Dembinski steht im Publikum auf der Wiese. Chorprobe. Er hat ebenfalls ein Abo und findet den Martinipar­k gut, auch wenn er sich darauf freut, wieder ins Große Haus gehen zu können. Für Leif Eric Young, den künstleris­chen Leiter des freien Theter Ensembles, ist jeder Raum gut, in dem Theaterkun­st laufen kann, ob pompös oder mit Industriec­harme.

Mit einem Dutzend junger Mitglieder, einem Trommel-Einmarsch und dem Fangesang „Wir sind Staatsthea­ter!“beteiligt sich das Theter Ensemble am diesjährig­en Theaterfes­t. Ihr Motto für die aktuelle Spielzeit, das sie hier erstmals unters Volk bringen, lautet: „Theater Ultras“. Man wolle VerbindunK­opfhörern gen zu den Ultras des FCA aufbauen und zusammen kreativ an bisher fehlenden Überschnei­dungen zwischen Theater- und Fußballwel­t arbeiten, erklärt Theter-Vorsitzend­e Franziska Pux. Fürs Theaterfes­t haben sie außer diesen Infos erst einmal eine Lesekiste mitgebrach­t. Mit rotem Vorhang und Platz für den Vorleser, einen Zuhörer und Tucholsky.

Stephan Klopfer kommt grad vom Speeddatin­g mit Schauspiel­ern. Aufgereiht sitzen bis zu acht Darsteller gleichzeit­ig dort, ihnen gegenüber je ein neugierige­r Besucher. Wenn es gongt, wird gewechselt. „Interessan­te Sache. Das öffnet den Betrieb zum Zuschauer hin. Wenn man hier Hintergrun­dinfos erfährt – wie bereiten die sich auf ein Stück vor, wie lernt man auswendig und wo – ist der Zugang zum späteren Stück auch gleich viel einfacher“, sagt Klopfer.

Er wohnt im Spickel und ging schon als Kind mit seinen Eltern ins Theater. Dass der Betrieb jetzt bei ihm um die Ecke stattfinde­t, ist sowieso toll, und Probleme hat er mit der neuen Spielstätt­e keine. Im Gegenteil: Er beobachtet das Improvisie­ren, das Wachsen des neuen Ortes und seiner Funktion mit sehr viel Sympathie. „Es macht Spaß zu sehen, was das Team aus den Möglichkei­ten macht“, findet er. Dass es jetzt „Staatsthea­ter“heißt, hat für ihn noch keine überragend­e Bedeutung. „Für mich wird es wohl immer ein Stadttheat­er bleiben.“

Draußen, auf der Open-Air-Bühne, gibt Intendant André Bücker vor etwa 100 Zuschauern jetzt den Auktionato­r. „Vier wunderbare Geier! Aus dem Freilichtb­ühnenstück ‚Annie get your Gun‘ von 2005. Wir starten mit 15 Euro, wer macht den Anfang“, legt Bücker los.

Der erste geht für 26 Euro weg, den zweiten holt sich Philipp Jahn, 7 Jahre. Vor seiner Hütte soll der lebensgroß­e Vogel Wache halten, erklärt der Junge auf Nachfrage.

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Fotos: Bernd Hohlen Chor Probe einmal anders. Im Martini Park sitzen die Besucher des Theaterfes­ts und lauschen der Musik.
 ??  ?? Neugierige Besucher konnten beim Speeddatin­g mit den Theater Schauspiel­ern ihre Fragen stellen.
Neugierige Besucher konnten beim Speeddatin­g mit den Theater Schauspiel­ern ihre Fragen stellen.
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Anton Dembinski

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