Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schätze aus dem alten Wirtshaus

Flohmarkt Jahrzehnte­lang lagen sie unentdeckt in den vielen Räumen der ehemaligen Wirtschaft in Gabelbach. Nun kommen die vielen Bierkrüge, Teller, Möbel und Bilder beim Hofflohmar­kt zum Vorschein

- VON PHILIPP KINNE

Zusmarshau­sen Gabelbach Die besten Weißwürste weit und breit soll es hier einmal gegeben haben. Am Sonntag, nach der Kirche, ist man eingekehrt in die alte Wirtschaft in Gabelbach. Doch das ist lange her. Jahrelang war das Gelände ungenutzt. Nun kommen die vielen Schätze aus den alten Räumen der Gaststätte oder dem Stadel zum Vorschein. Beim Hofflohmar­kt in Gabelbach schwelgen ehemalige Wirtshausg­änger in Erinnerung­en. Zu sehen gibt es eine Menge.

So aufgeräumt und ordentlich, wie der Stadel heute beim Hofflohmar­kt aussieht, war es hier lange nicht. Hinter Hans Wipfler, dem neuen Besitzer des 2700 Quadratmet­er großen Areals, liegt viel Arbeit. Monatelang entrümpelt­e er zusammen mit vielen Helfern die denkmalges­chützte Gaststätte. „Wir haben viel weggeworfe­n, aber auch viele Schätze gefunden“, sagt er. Altes landwirtsc­haftliches Gerät, Bierkrüge aus vielen Jahrzehnte­n, Seidengewa­nd aus der Jahrhunder­twende – der Stadel neben dem ehemaligen Wirtshaus ist beim Hofflohmar­kt am Sonntagvor­mittag voll davon. „Das kann man ja nicht wegschmeiß­en“, sagt Wipfler. Einiges habe er an Museen gegeben, anderes für sich behalten. Das meiste aber stehe nun zum Verkauf.

Elise Saumweber erinnert sich noch gut an die Zeit als hier noch ausgeschen­kt wurde. Die 74-jährige Gabelbache­rin erzählt von den vielen Wirtshausb­esuchen, von den geselligen Runden und von der besten Weißwurst weit und breit. „Das war ein echter Treffpunkt hier im Dorf“, sagt Saumweber. Sie dreht schon die zweite Runde über den kleinen Markt im Stadel. Eine alte, italienisc­he Puppe habe sie beim ersten Rundgang gefunden. Nun hält sie zwei Porzellant­eller in der Hand. „Die sehen ganz schön alt aus.“

Alt, das sind die meisten Fundstücke auf dem Hofflohmar­kt von Hans Wipfler. Zeitungen aus den 50er Jahren zum Beispiel. Vor ihnen steht Erwin Brenner, der damals als freier Mitarbeite­r für die Schwäbisch­e Landeszeit­ung schrieb. Und tatsächlic­h, inmitten der alten Exemplare findet er einen kleinen Bericht seiner Feder. Er handelt von einem Schießaben­d des Gabelbache­r Schützenve­reins. Damals, erinnert sich Brenner, musste er die Texte – auf einer alten Kofferschr­eibmaschin­e verfasst – mit dem Fahrrad zur Druckerei nach Augsburg bringen.

Neben den alten Zeitungen liegen Kinoprogra­mme und Magazine aus derselben Zeit. Auch manche Kuriosität­en finden sich in dem alten Stadel. Ein Klostuhl aus der Zeit um 1900 zum Beispiel. „In dieses Haus hat man 100 Jahre nur eingetrage­n.“Gebaut wurde es wahrschein­lich 1759. Es hatte Schank-, Brau-, Brenn- und Backrecht. Frisches Bier aus der hauseigene­n Brauerei ging hier über den Tresen. Das sei damals üblich gewesen, meint Wipfler. Das Haus sei sogar an eine Quelle angeschlos­sen gewesen. Legendäre Faschingsb­älle sollen hier stattgefun­den haben, Hochzeiten und Stammtisch­e.

Daran erinnert sich Christian Hartmann zwar nicht mehr im Deaus tail. Doch er weiß noch, wie er seinen Vater als kleiner Junge regelmäßig in der Gabelbache­r Wirtschaft abholte. „Damals roch es dort immer sehr nach Zigarrenra­uch“, erinnert sich Hartmann. Als Erinnerung habe er sich auf dem Markt nun einen alten Aschenbech­er gekauft.

Eine ganze Menge solcher Anekdoten erzählen sich die Besucher im Stadel. Geschichte­n, die die alte Wirtshausz­eit wieder fühlbar machen. Vielleicht ist es eben dieses Schwelgen in Erinnerung­en, das für Hans Wipfler den Reiz ausmacht, alte Häuser wiederherz­urichten. Die alte Wirtschaft in Gabelbach ist nämlich schon das vierte Anwesen, das der Wörleschwa­nger renoviert. In seiner Freizeit rettet der Unternehme­r alte Gebäude vor dem Verfall. Zuletzt hat Wipfler den alten Pfarrhof in Altenmünst­er als Wohnhaus hergericht­et. Die ehemalige Wirtschaft in Gabelbach soll im Sommer 2019 fertig sein. Auch sie möchte Wipfler später einmal vermieten.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Im alten Stadel neben dem ehemaligen Wirtshaus in Gabelbach gab es am Sonntag eine Menge alter Schätze zu sehen. Beim Hofflohmar­kt wurden Geschirr, Kleidung, Bilder oder alte Landmaschi­nen verkauft.
Foto: Marcus Merk Im alten Stadel neben dem ehemaligen Wirtshaus in Gabelbach gab es am Sonntag eine Menge alter Schätze zu sehen. Beim Hofflohmar­kt wurden Geschirr, Kleidung, Bilder oder alte Landmaschi­nen verkauft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany