Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schätze aus dem alten Wirtshaus
Flohmarkt Jahrzehntelang lagen sie unentdeckt in den vielen Räumen der ehemaligen Wirtschaft in Gabelbach. Nun kommen die vielen Bierkrüge, Teller, Möbel und Bilder beim Hofflohmarkt zum Vorschein
Zusmarshausen Gabelbach Die besten Weißwürste weit und breit soll es hier einmal gegeben haben. Am Sonntag, nach der Kirche, ist man eingekehrt in die alte Wirtschaft in Gabelbach. Doch das ist lange her. Jahrelang war das Gelände ungenutzt. Nun kommen die vielen Schätze aus den alten Räumen der Gaststätte oder dem Stadel zum Vorschein. Beim Hofflohmarkt in Gabelbach schwelgen ehemalige Wirtshausgänger in Erinnerungen. Zu sehen gibt es eine Menge.
So aufgeräumt und ordentlich, wie der Stadel heute beim Hofflohmarkt aussieht, war es hier lange nicht. Hinter Hans Wipfler, dem neuen Besitzer des 2700 Quadratmeter großen Areals, liegt viel Arbeit. Monatelang entrümpelte er zusammen mit vielen Helfern die denkmalgeschützte Gaststätte. „Wir haben viel weggeworfen, aber auch viele Schätze gefunden“, sagt er. Altes landwirtschaftliches Gerät, Bierkrüge aus vielen Jahrzehnten, Seidengewand aus der Jahrhundertwende – der Stadel neben dem ehemaligen Wirtshaus ist beim Hofflohmarkt am Sonntagvormittag voll davon. „Das kann man ja nicht wegschmeißen“, sagt Wipfler. Einiges habe er an Museen gegeben, anderes für sich behalten. Das meiste aber stehe nun zum Verkauf.
Elise Saumweber erinnert sich noch gut an die Zeit als hier noch ausgeschenkt wurde. Die 74-jährige Gabelbacherin erzählt von den vielen Wirtshausbesuchen, von den geselligen Runden und von der besten Weißwurst weit und breit. „Das war ein echter Treffpunkt hier im Dorf“, sagt Saumweber. Sie dreht schon die zweite Runde über den kleinen Markt im Stadel. Eine alte, italienische Puppe habe sie beim ersten Rundgang gefunden. Nun hält sie zwei Porzellanteller in der Hand. „Die sehen ganz schön alt aus.“
Alt, das sind die meisten Fundstücke auf dem Hofflohmarkt von Hans Wipfler. Zeitungen aus den 50er Jahren zum Beispiel. Vor ihnen steht Erwin Brenner, der damals als freier Mitarbeiter für die Schwäbische Landeszeitung schrieb. Und tatsächlich, inmitten der alten Exemplare findet er einen kleinen Bericht seiner Feder. Er handelt von einem Schießabend des Gabelbacher Schützenvereins. Damals, erinnert sich Brenner, musste er die Texte – auf einer alten Kofferschreibmaschine verfasst – mit dem Fahrrad zur Druckerei nach Augsburg bringen.
Neben den alten Zeitungen liegen Kinoprogramme und Magazine aus derselben Zeit. Auch manche Kuriositäten finden sich in dem alten Stadel. Ein Klostuhl aus der Zeit um 1900 zum Beispiel. „In dieses Haus hat man 100 Jahre nur eingetragen.“Gebaut wurde es wahrscheinlich 1759. Es hatte Schank-, Brau-, Brenn- und Backrecht. Frisches Bier aus der hauseigenen Brauerei ging hier über den Tresen. Das sei damals üblich gewesen, meint Wipfler. Das Haus sei sogar an eine Quelle angeschlossen gewesen. Legendäre Faschingsbälle sollen hier stattgefunden haben, Hochzeiten und Stammtische.
Daran erinnert sich Christian Hartmann zwar nicht mehr im Deaus tail. Doch er weiß noch, wie er seinen Vater als kleiner Junge regelmäßig in der Gabelbacher Wirtschaft abholte. „Damals roch es dort immer sehr nach Zigarrenrauch“, erinnert sich Hartmann. Als Erinnerung habe er sich auf dem Markt nun einen alten Aschenbecher gekauft.
Eine ganze Menge solcher Anekdoten erzählen sich die Besucher im Stadel. Geschichten, die die alte Wirtshauszeit wieder fühlbar machen. Vielleicht ist es eben dieses Schwelgen in Erinnerungen, das für Hans Wipfler den Reiz ausmacht, alte Häuser wiederherzurichten. Die alte Wirtschaft in Gabelbach ist nämlich schon das vierte Anwesen, das der Wörleschwanger renoviert. In seiner Freizeit rettet der Unternehmer alte Gebäude vor dem Verfall. Zuletzt hat Wipfler den alten Pfarrhof in Altenmünster als Wohnhaus hergerichtet. Die ehemalige Wirtschaft in Gabelbach soll im Sommer 2019 fertig sein. Auch sie möchte Wipfler später einmal vermieten.