Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Er freut sich auf das beste Ergebnis aller Zeiten
Wahl Markus Zacher aus Mittelneufnach tritt für die Satirepartei „Die Partei“als Landtagskandidat an. Seine Ziele sind vielfältig: die Einführung des G 1, eine Obergrenze für die CSU und feiertagsfrei für die Polizei
Mittelneufnach Markus Zacher möchte wie so viele Kandidaten in den Bayerischen Landtag einziehen. Der Unterschied zwischen ihm und vielen anderen: Er rechnet fest mit seinem Direktmandat – obwohl er nicht (mehr) der CSU angehört. Für einige Menschen mögen die Ziele des Mittelneufnachers überheblich klingen, andere könnten ihm fehlenden Realitätssinn vorwerfen. Doch das ist es nicht: Es ist etwas anderes – es ist Satire.
Der 45-jährige Zacher tritt als Direktkandidat für die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative – kurz „Die Partei“– an. Mit den Mitteln der Satire verspottet seine Partei Symbolik und Rhetorik der deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts und parodiert das Auftreten anderer Parteien. Häufig wird die Partei abwertend als Spaßpartei bezeichnet. Mit dem Satiriker Martin Sonneborn stellt sie seit 2014 einen Europa-Abgeordneten, satirisch sind auch viele Forderungen der Partei. So möchte Zacher statt des wieder eingeführten G-9-Schulsystems das G1 installieren. „Alles, was man wissen muss, lernt man in der Grundschule“, sagt Zacher. Durch das Abitur nach der fünften Klasse hätten Kinder endlich genügend Zeit zum Spielen. Der zweite Bildungsweg stehe einem ja immer noch zur Verfügung, sagt Zacher, der Versandmitarbeiter bei einem Onlinehändler ist.
Weitere „satirische“Forderungen Zachers lauten beispielsweise: Feiertagsfrei für die Polizei, um Überstunden abzubauen. Zudem soll jeder den Beruf von der Pike auf lernen. Ärzte sollten deshalb zuvor als Krankenpfleger arbeiten, um so die Nöte und Sorgen kennenzulernen und zugleich den Mangel an Pflegekräften auszugleichen. Außerdem setze er sich für eine Obergrenze für die CSU ein, um deren ungebremsten Zuzug in den Landtag zu verhindern.
Zacher ist 2014 in die Partei eingetreten, davor war er CSU-Mitglied. Als solches verpasste er nicht nur einmal den Sprung in den Gemeinderat Mittelneufnach. Er könne viele Standpunkte der CSU nicht mehr vertreten, sagt er über die Gründe zu seinem Austritt. „Ich kann, mag und will nicht mehr Horst Seehofer, Angela Merkel oder Markus Söder unterstützen“, sagt Zacher. Ehemalige CSU-Freunde reagierten laut Zacher mit Unverständnis oder gar Anfeindungen auf seinen Parteienwechsel. Politik müsse Spaß machen, und seiner Meinung nach gebe es nichts Lustigeres als Satire – wenn man sie denn verstehe.
Was deutsche Politiker derzeit an den Tag legen, sei laut Zacher nicht seriös. „Die CSU nimmt uns teilweise den Wahlkampf ab, und die AfD liefert eine Steilvorlage nach der anderen“, sagt der 45-Jährige. „Wir fassen das in Worte und bringen es auf den Punkt.“Zacher freut sich darauf, dass seine Partei das beste Landtagsergebnis in Bayern aller Zeiten einfahren wird – kein Wunder, schließlich tritt sie zum ersten Mal an. Zachers Wunschergebnis für die Partei: 100 Prozent plus X. „Wenn wir die absolute Mehrheit haben, sind wir für Anregungen der Bürger offen. Vorher können wir wie jede andere Partei viel versprechen, die Frage ist nur: Kann man das alles auch halten?“, sagt Zacher.
In Schwaben seien etwa zehn Personen bei der Partei aktiv. Mit ihnen versucht Zacher durch Plakate, soziale Medien und lustige Aufkleber auf die Partei aufmerksam zu machen. Auf den Aufklebern stehen Slogans wie beispielsweise „Pfand rauf, Armut runter“oder „alternativlos glücklich“. Wie hoch die Ausgaben für den Wahlkampf sind, wisse er nicht. „Er hat bisher genug gekostet“, sagt Zacher. Aber das werde sich laut Zacher lohnen, denn: An seinem Direktmandat habe er keine Zweifel.