Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Meister am Cembalo
Michael Eberth spielte im Schaezlerpalais
Eine musikalische Reise zurück in die Vergangenheit? Das konnten am Sonntag Besucher im Rokokofestsaal des Schaezlerpalais beim ersten Konzert nach der Sommerpause des „Forum Alte Musik Augsburg“erleben. Anlässlich des 350. Geburtstags des französischen Komponisten François Couperin interpretierte Michael Eberth dessen Werke auf einem Cembalo historischer Bauart.
Die Veranstaltung trug den Titel: „L’Art de toucher le clavecin“– Die Kunst das Cembalo zu spielen. So heißt auch Couperins theoretische Cembaloschule, welche bis heute als Leitfaden für historische Aufführungspraxis auf dem Cembalo gilt. Es ist Eberth, so erzählt er im Gespräch, eine Herzensangelegenheit, beim Publikum Neugier auf französische Barockmusik zu wecken, da man sich in Deutschland in der Vergangenheit lange Zeit von französischer Musik distanzierte. Obwohl sich Johann Sebastian Bach von französischen Komponisten beeinflussen ließ, blieben diese eher unbekannt.
Eberth, ein Spezialist für authentische Spielweise historischer Tasteninstrumente, überzeugte mit musikalischem Feingespür und handwerklicher Perfektion. Obwohl das Cembalo durch mechanisches Anreißen der Saiten kaum ein dynamisches Spiel zulässt, schaffte der Solist durch facettenreiche Artikulation und belebende Agogik die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Mit Virtuosität im kontrapunktischen Spiel und historischer Sorgfalt in der Interpretation zeigte Eberth die charakteristischen Besonderheiten des musikalischen Hochbarock.
Darüber hinaus erklärte er die programmatischen Hintergründe der affektvollen Barockmusik. Das Publikum honorierte die unbeschwerte und elegante Präsentation mit anhaltendem Applaus. Wirklich eine würdige Geburtstagsfeier.