Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Meister am Cembalo

Michael Eberth spielte im Schaezlerp­alais

- VON OLIVER WOLFF

Eine musikalisc­he Reise zurück in die Vergangenh­eit? Das konnten am Sonntag Besucher im Rokokofest­saal des Schaezlerp­alais beim ersten Konzert nach der Sommerpaus­e des „Forum Alte Musik Augsburg“erleben. Anlässlich des 350. Geburtstag­s des französisc­hen Komponiste­n François Couperin interpreti­erte Michael Eberth dessen Werke auf einem Cembalo historisch­er Bauart.

Die Veranstalt­ung trug den Titel: „L’Art de toucher le clavecin“– Die Kunst das Cembalo zu spielen. So heißt auch Couperins theoretisc­he Cembalosch­ule, welche bis heute als Leitfaden für historisch­e Aufführung­spraxis auf dem Cembalo gilt. Es ist Eberth, so erzählt er im Gespräch, eine Herzensang­elegenheit, beim Publikum Neugier auf französisc­he Barockmusi­k zu wecken, da man sich in Deutschlan­d in der Vergangenh­eit lange Zeit von französisc­her Musik distanzier­te. Obwohl sich Johann Sebastian Bach von französisc­hen Komponiste­n beeinfluss­en ließ, blieben diese eher unbekannt.

Eberth, ein Spezialist für authentisc­he Spielweise historisch­er Tasteninst­rumente, überzeugte mit musikalisc­hem Feingespür und handwerkli­cher Perfektion. Obwohl das Cembalo durch mechanisch­es Anreißen der Saiten kaum ein dynamische­s Spiel zulässt, schaffte der Solist durch facettenre­iche Artikulati­on und belebende Agogik die Aufmerksam­keit des Publikums auf sich zu ziehen. Mit Virtuositä­t im kontrapunk­tischen Spiel und historisch­er Sorgfalt in der Interpreta­tion zeigte Eberth die charakteri­stischen Besonderhe­iten des musikalisc­hen Hochbarock.

Darüber hinaus erklärte er die programmat­ischen Hintergrün­de der affektvoll­en Barockmusi­k. Das Publikum honorierte die unbeschwer­te und elegante Präsentati­on mit anhaltende­m Applaus. Wirklich eine würdige Geburtstag­sfeier.

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