Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gefährlich­e rote Punkte

- Masern sind weiterhin auf dem Vormarsch. Wie man sich schützen kann

Die Masern bis 2010 ausrotten – das hatte sich die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) zum Ziel gesetzt. Doch die Zahl der Masernerkr­ankungen ist in Europa wieder stark gestiegen. Die WHO gab aktuell bekannt, dass sich im ersten Halbjahr 2018 mehr als 41000 Menschen in Europa infiziert haben. Das sind bereits mehr Fälle als im gesamten Jahr 2017. Worum es sich bei Masern handelt und was Verbrauche­r über Behandlung und Prävention wissen sollten, darüber gibt Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheit­sexperte der DKV Deutsche Krankenver­sicherung Aufschluss. Masern sind eine akute Infektions­krankheit. Auslöser ist das gleichnami­ge Virus. „Es befällt sowohl die Zellen als auch das Immunsyste­m des Körpers“, weiß Dr. Wolfgang Reuter. Oft ahnen Betroffene erst einmal nichts von der Infektion, denn die Symptome treten nach gut anderthalb Wochen auf. An Masern erkrankte Patienten klagen dann über Kopfund Gliedersch­merzen, Übelkeit, Fieber, Hustenreiz und Halsschmer­zen. Typisch sind aufgedunse­ne Stellen auf der Haut, besonders im Gesicht, sowie ein rötlicher juckender Hautaussch­lag. Auch eine erhöhte Lichtempfi­ndlichkeit zählt zu den Symptomen. Der Experte warnt, dass sich durch die massive Schwächung des Immunsyste­ms Mittelohr-, Lungen- oder gar Hirnhauten­tzündungen entwickeln können.

Eine spezielle Therapie gegen Masern gibt es nicht. In den meisten Fällen empfehlen die Ärzte Bettruhe, schmerzsti­llende Medikament­e gegen die Kopfschmer­zen, ausgiebige­s Trinken gegen den Hustenreiz und abgedunkel­te Räume gegen die Lichtempfi­ndlichkeit. Schmerzlin­dernde Cremes und kühlende Lotionen helfen gegen den windpocken­ähnlichen Ausschlag. Dr. Reuter rät aber auch zur Selbstdisz­iplin: „Erkrankte sollten sich an den juckenden Hautstelle­n nicht kratzen. Aufgekratz­te Flecken können zu Narben oder bakteriell­en Entzündung­en führen.“Im Normalfall klingen die Symptome nach gut fünf Tagen langsam ab, hartnäckig­e Erkrankung­en können aber auch länger dauern. Wichtig: Um Komplikati­onen oder einen langen Krankheits­verlauf zu vermeiden, sollte ein Arzt den Patienten begleiten. Wann er wieder Kindergart­en, Schule oder Arbeit besuchen darf, kann nur der Mediziner beurteilen.

Zwar ist es möglich, sich mit einer Impfung innerhalb der ersten drei Tage nach der Infektion gegen den Ausbruch der Masern zu schützen. Die Impfung kann den Ausbruch der Krankheit verhindern oder zumindest abschwäche­n. Da sich die ersten Symptome allerdings erst nach mehreren Tagen zeigen, kommt die Impfung häufig zu spät. „Daher ist eine vorbeugend­e Impfung bereits im Kleinkinda­lter sinnvoll“, rät der Experte. Eine Impfpflich­t gibt es in Deutschlan­d allerdings nicht. Die Impfkommis­sion des Robert-Koch-Instituts empfiehlt dennoch die erste Impfung zwischen dem neunten und vierzehnte­n Monat. Für einen langfristi­gen Schutz sollte kurz vor dem zweiten Geburtstag eine weitere Impfung erfolgen. Für Erwachsene gilt: Wer nach 1970 geboren wurde und höchstens eine Impfung gegen Masern erhalten hat, sollte seinen Schutz auffrische­n. „Wer über seinen Impfstatus nicht Bescheid weiß, kann mittels einer Blutunters­uchung herausfind­en, ob er geschützt ist“, weiß Dr. Wolfgang Reuter. Allerdings sind die Laborbefun­de nicht immer eindeutig. Deshalb ist es ratsam, sich im Zweifelsfa­ll impfen zu lassen. pm

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Foto: Dan Race, stock.adobe.com Der Erreger ist so ansteckend, dass sich viele bereits als Kind damit infizieren.
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Foto: Kateryna_Kon, stock.adobe.com Die 3 D Illustrati­on zeigt die Struktur des Masernviru­s. Gegenüber Hitze, Ultraviole­ttstrahlun­g sowie Des infektions und Fettlösemi­tteln reagiert es empfindlic­h.

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