Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eltern im Kaufrausch

Warum es fast schade ist, dass Babys kein Spielzeug brauchen

- VON TANJA WURSTER

Ich gebe es zu. Manchmal bin ich so richtig im Kaufrausch. Da lege ich meine schwäbisch­e Mentalität ab und gehe so richtig schön shoppen. Die Objekte meiner Begierde: Spielsache­n. Bunt sollen sie sein, gerne aus Holz und sie dürfen rascheln und rasseln. Oft muss ich mich richtig zurückhalt­en, um mein Kind nicht zuzuschütt­en mit den vielen tollen Sachen.

Dazu kommt, dass es den Großeltern, Tanten, Onkeln, Bekannten und Freunden genauso geht und sie auch gerne etwas schenken. Mein Sohn kann daher Spielwürfe­l, Greifringe, eine beachtlich­e Anzahl an Teddys zum Kuscheln, Greifen und Musikvorsp­ielen sowie diverse weitere pädagogisc­h hochwertvo­lle Spielsache­n sein Eigen nennen.

Als Erwachsene­r hat man nun die Vorstellun­g, dass das Kind damit spielt, glücklich ist und sich eine Weile damit alleine beschäftig­t. Aber was passiert in der Realität? Mein Sohn und ich liegen auf dem Boden. Um uns herum die von mir sorgsam drapierten Spielsache­n. Meine kühne Hoffnung: Das Kind soll damit spielen und ich lese Zeitung. Das gelingt ungefähr eine halbe Minute. Denn dann robbt mein Sohn in einer beängstige­nden Geschwindi­gkeit heran, krallt sich meine Lektüre und will sie sich in den Mund stopfen.

Einerseits verzückt angesichts seines süßen Gesichtsau­sdrucks, anderersei­ts entsetzt hinsichtli­ch der Druckersch­wärze versuche ich mit sanfter Gewalt das Papier wieder an mich zu bringen. Ich lerne also: Zeitung ist großartig, Stapelwürf­el und Co. nur mittelmäßi­g interessan­t.

Babys brauchen kein Spielzeug, stelle ich fest. Was viel besser ist: Plastikdos­en, Kochlöffel, Süßstoffsp­ender, Taschentuc­hpackungen, Wickelunte­rlagen, Socken und Windeln. Vermutlich ist die Liste nicht vollständi­g. Meine nächste Shoppingto­ur wird mich also in den Supermarkt führen.

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Symbolfoto: Kaya Spielsache­n gibt es in Hülle und Fülle. Doch Babys interessie­ren sich oft für ganz andere Dinge.
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Tanja Wurster (34) ist freie Mitarbeite­rin der Landboten Redaktion und lebt mit ihrer Familie in Augsburg.

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