Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Noch ein Winter ohne neue Heizung
Sanierung Beim TSV Steppach wird immer noch nicht gebaut. Warum seit Monaten Stadt und Verein neu verhandeln
Neusäß Der TSV Steppach sieht erneut einem Winter entgegen, in dem es in seiner maroden Sporthalle keine neue Heizung, kein abgedichtetes Dach und keine modernen Fenster gibt. Obwohl sich die Stadt Neusäß und der Verein nach jahrelangem Ringen um die Finanzierung vor eineinviertel Jahren auf eine Aufteilung der Kosten geeinigt hatten, ist bis jetzt kein Bauarbeiter vor Ort. Der Grund: Die Architektin des Vertrauens von Stadt und Verein hat bei ihrem Besuch an der Sporthalle festgestellt, dass die ausgemachten gut 700000 Euro bei Weitem nicht ausreichen.
Weil sie mit Kosten von rund 1,2 Millionen Euro rechnet, so Vereinsvorsitzender Tobias Wiesner, müssen die beiden Partner neu verhandeln. Und so lange tut sich auf dem Vereinsgelände nichts. 310 000 Euro, so viel wollte die Stadt Neusäß dem Verein für die längst überfälligen Sanierungsmaßnahmen zuschießen. Die restliche Summe, so hatte die Führung des TSV Steppach bereits ausgerechnet, könnten über eine Förderung durch den Bayerischen Landessportverband (BLSV), Kredit von der Kreissparkasse und durch Spenden und Eigenleistungen des Vereins finanziert werden. Darauf hatten sich beide Seiten im Juni 2017 geeinigt.
Doch das Geld reicht nach Meinung von Fachleuten nicht aus, um tatsächlich eine ernst gemeinte Sa- nierung zu stemmen. Inzwischen steht fest: Bei einer Sanierungssumme von 1,2 Millionen Euro kämen Mehrkosten in Höhe von 300 000 Euro allein auf den Verein zu. Die Frage sei nun, ob der Verein die Mehrbelastung auch zuverlässig stemmen könnte, beschreibt Büreinen germeister Richard Greiner den Tenor bereits gelaufener Gespräche in den Ausschüssen des Stadtrats.
Hier will sich die Stadt nun auf das Urteil eines Wirtschaftsprüfers verlassen. In den kommenden Wochen soll sein Bericht vorliegen. „Wichtig ist, dass wir zu den Haushaltsverhandlungen Ende des Jahres alle nötigen Unterlagen vorliegen haben“, so Greiner weiter. Noch sei allerdings völlig offen, wie der Stadtrat am Ende entscheiden werde. Denn die Stimmung ist angespannt.
Das wurde auf der Sitzung des Bauausschusses in der vergangenen Woche deutlich. Dort ging es unter anderem um eine veränderte Nutzung von Kellerräumen in der Sporthalle. Sie sollen künftig auch für den Reha-Sport vermietet werden können. „Wir überlassen dem Verein da nun Geld für irgendwas“, so Stadtrat Joachim Wilhelm (FW) ein wenig ungehalten. Der unausgesprochene Vorwurf dahinter: Ermöglicht es die Stadt Neusäß dem Verein mit einem kommunalen Zuschuss, hohe Mieteinnahmen zu bekommen?
Ähnlich ging es CSU-Fraktionssprecherin Karin Zimmermann. Zwei Wohnungen hätte der TSV Steppach laut Bebauungsplan gerne im Dachgeschoss seiner Anlage erhalten, nur eine wird zugelassen: Jene, in der der Wirt der Sandbergstuben wohnen soll. „Es geht hier auch um die Gleichbehandlung der Vereine“, so Zimmermann. Ein Thema, das die Verhandlungen über die Kostenverteilung von Anfang an belastet. Denn dem TSV Steppach gehören als einzigem Verein in der Stadt seine Sportanlagen, die anderen Vereine haben die Hallen von der Stadt gepachtet.
Ein Problem der neuerlichen Verzögerung für den Verein: Bereits gestellte Zuschussanträge verfallen wieder, so Tobias Wiesner. Zudem hätten die Vereinsmitglieder und auch die Steppacher schon 80 000 Euro für die Sanierung der Sporthalle gespendet. Bislang kann dieses zweckgebundene Polster aber noch nicht abgerufen werden.
Allerdings: Eine Sperrung der Halle wie zu Beginn dieses Jahres ist nicht absehbar. „Die Halle ist standfest“, so Bürgermeister Greiner. Damals hatte ein morscher Deckenträger für die Sperrung gesorgt. Inzwischen sorgt ein Stützpfeiler für richtige Statik.