Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Konzerne müssen Kosten voll tragen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Nach dem Maaßen-Chaos ist eigentlich das Maß voll. Es sollte Schluss sein mit absurden Kuhhandel-Aktionen. Und obwohl Bundesinne­nminister Seehofer beim Diesel-Wirrwarr nicht im Mittelpunk­t steht, hängen die Fliesen im Berliner Polit-Reparaturb­etrieb schon wieder schief an der Wand. Denn zunächst erweckten Merkel, Scheuer & Co. den Eindruck, Fahrer von Diesel-Stickoxids­chleudern würden bei der notwendige­n Hardware-Nachrüstun­g mit 20 Prozent der Kosten zur Kasse gebeten. So müssten Opfer des von den Autokonzer­nen ausgehende­n Abgasbetru­gs für einen Teil des eigenen Schadens aufkommen – ein in Wahlkampfz­eiten toxischer Vorschlag.

So passiert, was in diesen politische­n Pfusch-Tagen unvermeidl­ich erscheint: Die Verantwort­lichen müssen nachbesser­n und geloben, die Fahrer würden bei der Hardware-Nachrüstun­g nicht zur Kasse gebeten. Das ist Politik im zweiten Anlauf, eine immerwähre­nde Rolle rückwärts. Dabei kündigt sich der nächste Ärger schon an, sollen doch vor allem Betroffene in „Intensivst­ädten“mit hohen Stickoxidb­elastungen in den Genuss der Wiedergutm­achungen kommen. Abgesehen davon, dass das an „Intensivtä­ter“erinnernde Wort „Intensivst­ädte“ein bizarrer Begriff ist, stellt sich die Frage der Gerechtigk­eit. Es darf keine DieselOpfe­r zweiter und dritter Klasse geben. Die Industrie muss für den verursacht­en Schaden voll haften.

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