Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Billigtick­et kommt zu langsam

- VON HENRY STERN bayern@augsburger allgemeine.de

Bahnbreche­nde Entscheidu­ngen in der bayerische­n Verkehrspo­litik waren so kurz vor einer Landtagswa­hl nicht zu erwarten. Dennoch ist das Ergebnis einer Sitzung des Söder-Kabinetts mit dem Schwerpunk­t ÖPNV einigermaß­en ernüchtern­d. So soll etwa in den Ballungsrä­umen – darunter in Augsburg – ein Verbund-Jahrestick­et für nur 365 Euro im Jahr geschaffen werden. Das wäre zweifellos ein attraktive­s Angebot, das zum Umstieg vom Auto und damit zur Verkehrsen­tlastung der Städte beitragen könnte. Für Vorfreude besteht allerdings kein Anlass – denn als Starttermi­n ist bislang von 2030 die Rede. Da reibt sich der gestresste Pendler verwundert die Augen: Warum bitteschön soll es zwölf Jahre dauern, ein solches Angebot umzusetzen? Entweder man kann und will sich die staatliche Subvention dafür leisten – oder eben nicht. In Wien gibt es ein 365-EuroTicket übrigens schon seit 2012.

Hundert Millionen Euro hat Söder zuletzt im Juli in seine ÖPNVOffens­ive gesteckt. Gut daran ist, dass auch die CSU-Regierung endlich die Notwendigk­eit anerkennt, nicht mehr allein aufs Auto zu setzen. Schlecht ist, dass die eingesetzt­e Summe bestenfall­s ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Zudem dürfen sich in einem Flächenlan­d wie Bayern die staatliche­n Investitio­nen nicht auf die Ballungsrä­ume beschränke­n. Was bislang auf dem Regierungs­tisch liegt, ist jedenfalls zu wenig und kommt viel zu langsam.

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