Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Billigticket kommt zu langsam
Bahnbrechende Entscheidungen in der bayerischen Verkehrspolitik waren so kurz vor einer Landtagswahl nicht zu erwarten. Dennoch ist das Ergebnis einer Sitzung des Söder-Kabinetts mit dem Schwerpunkt ÖPNV einigermaßen ernüchternd. So soll etwa in den Ballungsräumen – darunter in Augsburg – ein Verbund-Jahresticket für nur 365 Euro im Jahr geschaffen werden. Das wäre zweifellos ein attraktives Angebot, das zum Umstieg vom Auto und damit zur Verkehrsentlastung der Städte beitragen könnte. Für Vorfreude besteht allerdings kein Anlass – denn als Starttermin ist bislang von 2030 die Rede. Da reibt sich der gestresste Pendler verwundert die Augen: Warum bitteschön soll es zwölf Jahre dauern, ein solches Angebot umzusetzen? Entweder man kann und will sich die staatliche Subvention dafür leisten – oder eben nicht. In Wien gibt es ein 365-EuroTicket übrigens schon seit 2012.
Hundert Millionen Euro hat Söder zuletzt im Juli in seine ÖPNVOffensive gesteckt. Gut daran ist, dass auch die CSU-Regierung endlich die Notwendigkeit anerkennt, nicht mehr allein aufs Auto zu setzen. Schlecht ist, dass die eingesetzte Summe bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Zudem dürfen sich in einem Flächenland wie Bayern die staatlichen Investitionen nicht auf die Ballungsräume beschränken. Was bislang auf dem Regierungstisch liegt, ist jedenfalls zu wenig und kommt viel zu langsam.