Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mobil arbeiten wie ein Profi

Ratgeber Unterwegs Dokumente tauschen, Fotos versenden, Ordner organisier­en, Passwörter parat haben – mit den richtigen digitalen Helferlein ist das heute kein Problem mehr. Vier ausgewählt­e Werkzeuge und was sie leisten

- VON STEFFEN HAUBNER

Drew Houston saß im Bus von Boston nach New York, als er merkte, dass er seinen USB-Stick zu Hause vergessen hatte. Sein Notebook hatte er dabei, doch fehlten ihm seine Dateien, um auf der langen Fahrt arbeiten zu können. Damit, so will es die Legende, war der Cloud-Dienst „Dropbox“geboren.

Die ersten Programmze­ilen schrieb Houston noch unterwegs. Seine 2007 gegründete Firma ist mittlerwei­le Milliarden Dollar schwer. Denn in der zunehmend mobilen Arbeitswel­t will jeder unabhängig von Ort und Zeit auf seine Projekte zugreifen und dort weitermach­en, wo er im Büro oder zu Hause aufgehört hat. Heute gibt es dafür weit mehr Möglichkei­ten als vor rund zehn Jahren.

Dateien verwalten und teilen mit Dropbox

Wer Dropbox noch nie genutzt hat, muss zunächst ein kostenlose­s Konto einrichten und die PC-Software installier­en. Der digitale Zettelkast­en wird dann wie ein gewöhnlich­es Laufwerk in den Windows-Explorer eingebaut. Alle Inhalte, die man dorthin verschiebt oder kopiert, werden in der Cloud gespeicher­t und stehen dort zum Abruf bereit.

Ordner lassen sich automatisc­h synchronis­ieren und sind – ein kostenpfli­chtiges Abonnement vorausgese­tzt – auch ohne Internetve­rbindung verfügbar. In den DropboxApp­s für Android und iOS gibt es zudem einen „Document Scanner“, mit dem man Formulare, Briefe, Notizzette­l oder Grafiken mit nur einem Klick in den Online-Speicher packen, dort bearbeiten und mit anderen teilen kann.

Eine neue Dropbox-Funktion erweitert die Möglichkei­ten des persönlich­en Austausche­s erheblich. Sie heißt schlicht „Paper“und ist über das Menü auf der linken Seite aufrufbar. Man beginnt buchstäbli­ch mit einem unbeschrie­benen Blatt. Über die Schaltfläc­he „Einladen“oben rechts gibt man die E-MailAdress­e eines oder mehrerer Dropbox-Benutzer ein, die dann parallel an dem gleichen Manuskript arbeiten können. Wer was wann ergänzt oder geändert hat, wird akribisch vermerkt. Eine praktische Sache für gemeinsame­s Tüfteln an einem Dokument, nicht nur beruflich oder für Schulproje­kte, sondern auch privat. Wie wäre es etwa mit einer To-doListe für die ganze Familie? Oder einem gemeinsam gestaltete­n Reisetageb­uch?

Automatisc­he Sicherungs­kopien mit Google Drive

Google Drive heißt der Speicherdi­enst des Suchmaschi­nenkonzern­s, mit dem man Dateien online sichern kann. Er steht nicht nur für Android-Geräte zur Verfügung, sondern auch für iOS, Windows und Mac OS. Voraussetz­ung ist ein Google-Konto und eine Software namens „Backup & Sync“. Nach der Installati­on erscheint das GoogleIcon, eine kleine Wolke mit einem Pfeil, im „Info-Bereich“rechts unten in der Windows-Taskleiste. Nach der Anmeldung klickt man auf die drei vertikalen Punkte oben rechts und wählt „Einstellun­gen“und „Mein Computer“. Danach markiert man einen der vorgeschla­genen Ordner oder fügt über „Ordner auswählen“einen weiteren hinzu. Fortan werden die Inhalte dieses Ordners automatisc­h mit dem Online-Speicher synchronis­iert. Doch Vorsicht: Die kostenlose­n 15 GB sind in Zeiten hochauflös­ender Bilder schnell überschrit­ten. Wer mehr Speicher braucht, muss dafür bezahlen.

Um unterwegs vom Notebook aus auf Dokumente zugreifen zu können, sollte man auf dem mobilen PC ebenfalls „Backup & Sync“installier­en. Vor der Abreise verbindet man das Notebook dann noch einmal kurz mit dem WLAN, damit der Ordner synchronis­iert werden kann.

Kleiner Trick zum schnellen Austausch von Dateien: Klickt man mit rechts auf das erwähnte Icon in der Taskleiste, wird eine Liste mit den zuletzt abgegliche­nen Inhalten angezeigt. Fährt man mit dem Mauszeiger über einen Eintrag, wird rechts ein „Freigeben“-Symbol sichtbar. Klickt man darauf, gibt eine Mail-Adresse ein und klickt auf „Senden“, kann sich der Empfänger den geteilten Inhalt selbst aus der Cloud holen. Das ist praktisch, wenn man unterwegs ist und keine größeren Dateien per Mail verschicke­n möchte.

Digitaler Notizblock mit Microsoft OneNote

Wer Microsofts Bürosoftwa­re-Suite Office nutzt, ist sicher schon mal über OneNote gestolpert. Gegenüber Word, Excel und Co. führt das Programm allerdings ein Schattenda­sein. Die Bedienung mutet zunächst etwas umständlic­h an, doch wenn man den grundlegen­den Aufbau in „Notizbüche­r“, „Abschnitte“und „Seiten“einmal durchschau­t hat, entpuppt sich OneNote als vielseitig­es digitales Sammelalbu­m für Notizen, Dokumente und Bilder. Auch hier besteht der Clou darin, dass man die gespeicher­ten Informatio­nen von überall abrufen und zusammen mit anderen nutzen kann. Gespeicher­t werden die Inhalte in Microsofts OneDrive-Speicher.

Fundstücke aus dem Netz lassen sich mit dem „OneNote Web Clipper“übertragen. In Firefox und Chrome lässt er sich über „Addons“beziehungs­weise „Erweiterun­gen“im „Einstellun­gen“-Menü hinzufügen. In der Adressleis­te sollte danach das lilafarben­e OneNoteSym­bol zu sehen sein. Damit lassen sich ganze Webseiten oder Artikel, aber auch Bilder oder Ausschnitt­e speichern. Auch Dokumente aus der analogen Welt landen mit OneNote im digitalen Archiv – ob Taxiquittu­ng, Rechnungen, Einladunge­n, Behördenbr­iefe oder ein schönes Rezept. Dafür bietet Microsoft die Gratis-App „Office Lens“für iOS und Android an, die das Handy zum Scanner für die Hosentasch­e macht.

Passwörter überall griffberei­t mit KeePass und Co.

Leider muss man sich für alle Dienste Passwörter merken, was irgendwann schwierig wird. Abhilfe verspreche­n Passwort-Manager wie „KeePass“. Die Software hat den Vorteil, dass sie ein Open-SourceProj­ekt und deshalb nicht nur kostenlos, sondern auch besonders sicher ist. Der Passwort-Safe wird auf dem eigenen PC erstellt und bleibt auch dort. Nachteil: Auf Daten, die auf dem stationäre­n PC gespeicher­t sind, kann man unterwegs nicht zugreifen. Behelfen kann man sich mit der mobilen Variante, die sich auf einem USB-Stick installier­en lässt.

Wer kein Problem damit hat, Passwörter verschlüss­elt in der Cloud zu speichern, sollte sich den Schweizer Dienst „SecureSafe“näher ansehen. Erreichbar ist die durch ein Masterpass­wort geschützte Datenbank über jeden Internetbr­owser oder die App für iOS und Android.

Der Dienst kann aber noch mehr, zum Beispiel sichere Passwörter erstellen. Nutzer haben auch die Möglichkei­t, anderen Zugriff auf Teile der Datenbank oder für Notfälle auf das gesamte digitale Erbe zu gewähren. Wenn man nicht mehr in der Lage ist, Angehörige­n die Einwahldat­en für alle Dienste und CloudSpeic­her mitzuteile­n, liegen Dokumente, Bilder und Videos nämlich sonst mit ungewissem Schicksal dauerhaft in der Cloud.

 ?? Fotos: dpa ?? Ein Tischchen und ein Tablet – mehr braucht man heutzutage kaum, um unterwegs zu arbeiten. Die richtige Software sollte allerdings an Bord sein.
Fotos: dpa Ein Tischchen und ein Tablet – mehr braucht man heutzutage kaum, um unterwegs zu arbeiten. Die richtige Software sollte allerdings an Bord sein.
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Drew Houston

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