Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Damit Neu Ankömmling­e sich schneller heimisch fühlen

Soziales Wer in einem Land fremd ist, braucht oft Unterstütz­ung, um klarzukomm­en. Doch Helfer zu finden, ist nicht einfach

- VON MIRIAM ZISSLER

Der Freistaat hat erkannt, dass Menschen mit Migrations­hintergrun­d Beratung und Betreuung benötigen, um sich leichter integriere­n zu können. Dafür wurde Ende vergangene­n Jahres die Beratungs- und Integratio­nsrichtlin­ie (BIR) eingeführt, die sich nicht nur an Flüchtling­e richtet, sondern an alle in Bayern aus dem Ausland zugewander­ten Menschen. Das Innenminis­terium betont, dass durch die Zusammenle­gung der früheren Asylsozial­beratung und Migrations­beratung zur Flüchtling­s- und Integratio­nsberatung eine Beratung „aus einem Guss“geschaffen wurde.

In den Kommunen sollen so auch die ehrenamtli­chen Strukturen gestärkt werden. Hauptamtli­che Integratio­nslotsen sollen engagierte Ehrenamtli­che koordinier­en, steuern und vernetzen. In Augsburg wurde das Integratio­nslotsenpr­ojekt an Tür an Tür übertragen. Dort teilen sich Margot Laun und Corinna Höckesfeld eine Stelle. Das Thema „Wohnen“ist dabei ein Schwerpunk­t. Corinna Höckesfeld koordinier­t ein Wohnprojek­t der Diakonie und Tür an Tür, das Ehrenamtli­che unterstütz­en soll, die Flüchtling­e helfen, eine Wohnung zu finden.

Kein leichtes Unterfange­n in Augsburg. Nicht nur der angespannt­e Wohnungsma­rkt ist ein Problem. „Es gibt auch nicht die Vielzahl an Ehrenamtli­chen, die hier helfen wollen“, sagt sie. Dabei könnten sie schon durch kleine Hilfestell­ungen eine große Unterstütz­ung leisten. „Es geht darum, bei E-Mails an den Vermieter behilflich zu sein oder auch einmal bei einem Besichtigu­ngstermin mitzugehen“, erklärt sie. Die Sprach-Barriere sei bei Menschen mit Migrations­hintergrun­d oft eine große Hürde. Nicht nur die, wie sie in den vergangene­n Monaten festgestel­lt hat. Sie merke, dass es viele Vorbehalte gebe.

Die Idee, junge Flüchtling­e an Wohngemein­schaften zu vermitteln, klappte nicht auf Anhieb. „Wir haben ein WG-Casting organisier­t, zu dem 80 Flüchtling­e kamen, aber kein einziger Vertreter einer WG.“Mittlerwei­le konnten drei Menschen mit Fluchthint­ergrund an WGs vermittelt werden. Margot Laun wird sich im Schwerpunk­t mit den Themen Vernetzung und Fortbildun­g beschäftig­en.

Sie wird zunächst einen Überblick über das bestehende Angebot erarbeiten. „Es gibt so viel: Helferkrei­se, selbstorga­nisierte Gemeinscha­ften, Vereine, Verbände. Meine Stelle soll eine Schnittste­lle sein. Ich will die Menschen in Kontakt bringen“, sagt sie. Sie möchte zunächst herausfind­en, was es an Angeboten gibt, wo sich noch Entwicklun­gspotenzia­l befindet. Wichtig sei es, neue Ehrenamtli­che zu gewinnen, sie zu vermitteln und zu begleiten.

80 Prozente der Stelle wird vom Freistaat finanziert, 20 Prozent trägt die Stadt in einer Kooperatio­n zwischen Sozialrefe­rat und dem Referat für Umwelt, Nachhaltig­keit und Migration. Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) findet es gut, dass die Helfer Unterstütz­ung bekommen. „Es ist auch wichtig, dass der Freistaat hier eine Integratio­nsaufgabe übernimmt und die Kommunen bei dem wichtigen Thema nicht alleine lässt.“Denn gerade Augsburg habe Bedarf, wenn es um die Integratio­n von Menschen mit Migrations­hintergrun­d geht. Flüchtling­e würden da nur einen Bruchteil ausmachen, so Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD). Denn der Großteil der ausländisc­hen Neubürger sind EUAuslände­r.

Die EU-Osterweite­rung und die damit einhergehe­nde Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit sorgten hier seit 2009 für Bevölkerun­gszuwachs. Vor allem Zuwanderer aus Rumänien, aber auch aus Kroatien, Ungarn, Polen und Bulgarien machten den Anstieg aus.

Mehr als zehn Prozent aller Augsburger kommen inzwischen aus einem anderen EU-Staat. Kiefer: „Egal wer aus dem Ausland nach Augsburg kommt. Die meisten gehen denselben Weg. Wir müssen Standards schaffen, dass ihnen geholfen werden kann.“

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Informatio­nsabend Am Donnerstag, 27. September, findet die Auftaktver anstaltung des Integratio­nslotsenpr­ojekts im Textil und Industriem­useum in der Provinostr­aße 46 statt. Dazu sind Interes sierte, die sich gerne engagieren wür den, genauso wie ehrenamtli­che Helfer, Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutio­nen eingeladen. Los geht es um 18.30 Uhr.

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