Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Damit Neu Ankömmlinge sich schneller heimisch fühlen
Soziales Wer in einem Land fremd ist, braucht oft Unterstützung, um klarzukommen. Doch Helfer zu finden, ist nicht einfach
Der Freistaat hat erkannt, dass Menschen mit Migrationshintergrund Beratung und Betreuung benötigen, um sich leichter integrieren zu können. Dafür wurde Ende vergangenen Jahres die Beratungs- und Integrationsrichtlinie (BIR) eingeführt, die sich nicht nur an Flüchtlinge richtet, sondern an alle in Bayern aus dem Ausland zugewanderten Menschen. Das Innenministerium betont, dass durch die Zusammenlegung der früheren Asylsozialberatung und Migrationsberatung zur Flüchtlings- und Integrationsberatung eine Beratung „aus einem Guss“geschaffen wurde.
In den Kommunen sollen so auch die ehrenamtlichen Strukturen gestärkt werden. Hauptamtliche Integrationslotsen sollen engagierte Ehrenamtliche koordinieren, steuern und vernetzen. In Augsburg wurde das Integrationslotsenprojekt an Tür an Tür übertragen. Dort teilen sich Margot Laun und Corinna Höckesfeld eine Stelle. Das Thema „Wohnen“ist dabei ein Schwerpunkt. Corinna Höckesfeld koordiniert ein Wohnprojekt der Diakonie und Tür an Tür, das Ehrenamtliche unterstützen soll, die Flüchtlinge helfen, eine Wohnung zu finden.
Kein leichtes Unterfangen in Augsburg. Nicht nur der angespannte Wohnungsmarkt ist ein Problem. „Es gibt auch nicht die Vielzahl an Ehrenamtlichen, die hier helfen wollen“, sagt sie. Dabei könnten sie schon durch kleine Hilfestellungen eine große Unterstützung leisten. „Es geht darum, bei E-Mails an den Vermieter behilflich zu sein oder auch einmal bei einem Besichtigungstermin mitzugehen“, erklärt sie. Die Sprach-Barriere sei bei Menschen mit Migrationshintergrund oft eine große Hürde. Nicht nur die, wie sie in den vergangenen Monaten festgestellt hat. Sie merke, dass es viele Vorbehalte gebe.
Die Idee, junge Flüchtlinge an Wohngemeinschaften zu vermitteln, klappte nicht auf Anhieb. „Wir haben ein WG-Casting organisiert, zu dem 80 Flüchtlinge kamen, aber kein einziger Vertreter einer WG.“Mittlerweile konnten drei Menschen mit Fluchthintergrund an WGs vermittelt werden. Margot Laun wird sich im Schwerpunkt mit den Themen Vernetzung und Fortbildung beschäftigen.
Sie wird zunächst einen Überblick über das bestehende Angebot erarbeiten. „Es gibt so viel: Helferkreise, selbstorganisierte Gemeinschaften, Vereine, Verbände. Meine Stelle soll eine Schnittstelle sein. Ich will die Menschen in Kontakt bringen“, sagt sie. Sie möchte zunächst herausfinden, was es an Angeboten gibt, wo sich noch Entwicklungspotenzial befindet. Wichtig sei es, neue Ehrenamtliche zu gewinnen, sie zu vermitteln und zu begleiten.
80 Prozente der Stelle wird vom Freistaat finanziert, 20 Prozent trägt die Stadt in einer Kooperation zwischen Sozialreferat und dem Referat für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) findet es gut, dass die Helfer Unterstützung bekommen. „Es ist auch wichtig, dass der Freistaat hier eine Integrationsaufgabe übernimmt und die Kommunen bei dem wichtigen Thema nicht alleine lässt.“Denn gerade Augsburg habe Bedarf, wenn es um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund geht. Flüchtlinge würden da nur einen Bruchteil ausmachen, so Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD). Denn der Großteil der ausländischen Neubürger sind EUAusländer.
Die EU-Osterweiterung und die damit einhergehende Arbeitnehmerfreizügigkeit sorgten hier seit 2009 für Bevölkerungszuwachs. Vor allem Zuwanderer aus Rumänien, aber auch aus Kroatien, Ungarn, Polen und Bulgarien machten den Anstieg aus.
Mehr als zehn Prozent aller Augsburger kommen inzwischen aus einem anderen EU-Staat. Kiefer: „Egal wer aus dem Ausland nach Augsburg kommt. Die meisten gehen denselben Weg. Wir müssen Standards schaffen, dass ihnen geholfen werden kann.“
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Informationsabend Am Donnerstag, 27. September, findet die Auftaktver anstaltung des Integrationslotsenprojekts im Textil und Industriemuseum in der Provinostraße 46 statt. Dazu sind Interes sierte, die sich gerne engagieren wür den, genauso wie ehrenamtliche Helfer, Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen eingeladen. Los geht es um 18.30 Uhr.