Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn Farbe losgelasse­n wird

Ausstellun­g Edyta Deniz-Deluga und Turid Schuszter spielen mit und ohne kräftige Farben

- VON GERALD LINDNER

Der Umgang mit Farben ist ein zentrales Merkmal der Arbeit eines Malers. In der neuen Ausstellun­g des Kulturkrei­ses im Gersthofer Rathaus haben sich die beiden Künstlerin­nen Edyta Deniz-Deluga und Turid Schuszter einer besonderen Herausford­erung gestellt: Ihre darin gezeigten Arbeiten stehen unter dem Motto „farb(e)los“.

Dabei bedeutet der Begriff keinesfall­s, dass in der Schau auf die Verwendung – auch kräftiger – Farben verzichtet wird. Vielmehr lassen die beiden Malerinnen ihre Freude am Spiel mit der Farbe auch los. Oftmals schlägt sich dies in kräftigen, bis hin zu neonartige­n Tönen durch. Dies ist beispielsw­eise der Fall beim Gemälde „Montagswat­te“von Edyta Deniz-Deluga: Ein Junge nascht frohgemut an einem Stab voll Zuckerwatt­e. Ein „Kind im Schwimmbad“planscht vor überschäum­ender Lebensfreu­de. Ein ironisches Augenzwink­ern steckt hinter dem ebenfalls in hellen kräftigen Farben gehaltenen Gemälde „Conversati­on 1“: Ein Junge und ein Mädchen sitzen nebeneinan­der. Aber statt miteinande­r zu sprechen oder zu spielen, starren sie fixiert auf ihre Handydispl­ays.

Turid Schuszter hat in der Serie „Nur für Sie“unter anderem mehrere Handtasche­n aus Filz beigesteue­rt. Sie sind in leuchtende­n, Lebensfreu­de ausdrücken­den Farben gefertigt. Eine dieser Taschen „umfliegen“an Draht befestigte Schmetterl­inge.

Dunkle, satte Töne von Blau bis Rot vereinigt die Künstlerin in einem textilen Wandbehang.

Doch die beiden Künstlerin­nen bearbeiten in weiten Teilen der 73 Exponate umfassende­n Ausstellun­g auch den weniger strahlende­n Aspekt des Mottos „farb(e)los“. Turid Schuszters Lithografi­en „Verlassen“, „Vidda“und „Geradeaus“zeigen einsame Landschaft­en, mal eine Straße, einen Wald oder auch einen Bahnhofsst­eig. Mit dominantem Schwarz verleiht sie diesen Bildern eine beinahe trostlose Komponente der Einsamkeit.

Turid Schuszter mit ihren Lithografi­en und Edyta Deniz-Deluga mit einer Reihe von Mischtechn­iken verwenden wiederholt trotz verschiede­ner Motive ähnliche Farbkontra­ste, beispielsw­eise die Überlageru­ng von schwarzen Häusern oder Gebäudestr­ukturen mit neongrünen Farbtönen. So schaffen sie eine Klammer, die stark zum homogenen Eindruck dieser Doppelauss­tellung beiträgt.

Die Mediengest­alterin Edyta Deniz-Deluga wurde 1977 in Polen geboren und studierte seit den 1990erJahr­en an verschiede­nen Kunstakade­mien. Sie nahm bereits an verschiede­nen Ausstellun­gen in Augsburg und der Umgebung teil.

Die Textildesi­gnerin Turid Schuszter wurde 1964 in Freiberg geboren. Sie arbeitet seit 1999 als freischaff­ende Künstlerin und bestritt schon zahlreiche Ausstellun­gen im In- und Ausland. In den Gemeinscha­ftsausstel­lungen des Kulturkrei­ses Gersthofen gehört sie gleichsam zum „Stammperso­nal“. O

Geöffnet bis zum 15. November jeweils zu den Geschäftsz­eiten des Rat hauses Gersthofen.

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Foto: Lode Daddeln am Handy statt Unterhaltu­ng zeigt „Conversati­on 2“von Edyta Deniz Delu ga. Die Buben und Mädchen spielen nicht mit , sondern nebeneinan­der.

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