Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verdrängte Vergewaltigung
Alles ist gut Packendes Psychodrama
Begonnen hat alles völlig harmlos bei einem Klassentreffen. Ein fröhlicher Flirt. Man trinkt und lacht, am Ende nimmt Janne ihren freundlichen Bekannten mit zu sich nach Hause. Nur zum Übernachten, mehr nicht! – sind sich beide einig. Dann will der nette Martin plötzlich mehr. Dass sie wenig später tatsächlich zum Opfer einer Vergewaltigung wird, nimmt die junge Frau nur ohnmächtig wahr. Danach putzt sie sich die Zähne, geht schlafen, als wäre nichts gewesen. Am Morgen danach verdrängt Janne den Vorfall konsequent, verschweigt ihn vor ihrem Ehemann und der Mutter, deren bohrende Nachfragen sie rigoros abblockt. Klingt befremdlich? Wird aber plausibel erklärt!
Das Opfer will selbst über ihre Würde entscheiden und darüber, wie sie mit dem traumatiserenden Ereignis umgeht. Als der reuige Täter um Vergebung bittet, werden die Karten im Moral-Quartett neu gemischt. Die Rahmenhandlung mit dem insolventen Verlag, einer bankrotten Ehe oder dem renovierungsbedürftigen Häuschen kommt kaum über eine Schmonzette hinaus. Beim Kern der Geschichte gelingt Eva Trobisch mit ihrem Regie-Debüt indes ein packendes Psychodrama mit der exzellenten Aenne Schwarz in der Rolle des Opfers. Alles ist gut (1 Std. 33 Min.), Drama, Deutschland 2018 Wertung