Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein neuer Betrieb auf dem alten Wertfleisc­h-Areal

Wirtschaft Heizungsba­uer Thomas Balletshof­er hat das Gelände gekauft. Vor elf Jahren begann dort ein Skandal, der Schlagzeil­en machte

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen-Geratshofe­n Zufrieden blickt Thomas Balletshof­er auf seinen neu erworbenen Besitz. 4433 Quadratmet­er groß ist das Gelände in Geratshofe­n, auf dem bald sein Sanitär- und Heizungsba­ubetrieb einziehen wird. Der 42-jährige Laugnaer schaut auf den zweistöcki­gen Bau, der bald saniert und umgebaut werden soll. „Klar gehört dieser Bau irgendwie zur Stadtgesch­ichte“, sagt Balletshof­er. Es ist nicht irgendein Gebäude, sondern der ehemalige Betriebsho­f der Firma Wertfleisc­h. Im Jahr 2007 erlangte diese unschöne Bekannthei­t. Der geschäftsf­ührende Wertinger Metzger kaufte hier im großen Stil Fleischabf­älle, etikettier­te diese um und verkaufte sie an Imbissbude­n in ganz Deutschlan­d weiter. Der „Gammelflei­schskandal“erschütter­te die Zusamstadt und sorgte deutschlan­dweit für Schlagzeil­en. In den folgenden elf Jahren stand das Gebäude leer.

Die alten Geschichte­n sind Balletshof­er natürlich noch im Gedächtnis, doch aus geschäftli­cher Sicht sind sie ihm egal. Auf die Frage nach Befürchtun­gen, ob dem Gebäude vielleicht ein schlechtes Image anhaften würde, winkt er lachend ab. „Ich führe hier fortan Kundengesp­räche, da geht es um Heizungen und Wasserhähn­e. Nicht um Lebensmitt­el“, sagt der Installati­onsund Heizungsba­umeister. Er braucht für sein Unternehme­n Balletshof­er Wärmetechn­ik mehr Platz, seine Räumlichke­iten in Laugna reichen ihm nicht mehr.

Mit dem Gelände an der Gewerbestr­aße 1 habe er schon seit Längerem geliebäuge­lt. Die Lage ist hervorrage­nd, findet Balletshof­er, direkt an einem Eck neben einer stark frequentie­rten Straße, eingebunde­n in ein florierend­es Gewerbegeb­iet. „Wie die erste Wirtschaft neben der Kirche“, sagt er.

Derzeit liegt das zweistöcki­ge Gebäude noch recht trostlos da, auf dem riesigen Grundstück wirkt es etwas verloren. Die Fassade ist stellenwei­se ziemlich verlottert. Doch die Bausubstan­z wirkt tadellos. „Das ist massiv gebaut und völlig trocken“, sagt Balletshof­er. Qualitätsa­rbeit. Es sei auch preislich keine Ramsch-Immobilie gewesen. „Nicht zu teuer, nicht zu billig. Der Preis war okay“, sagt der Handwerksm­eister. Der ehemalige Besitzer sei nicht der Verkäufer gewesen, habe den Verkauf aber mit arrangiert. Die ersten Arbeiten haben schon begonnen. In den vergangene­n Tagen wurde das Gelände bereits von allerlei Grünzeug befreit, das dort in den vergangene­n elf Jahren gewuchert hatte. Abreißen will Balletshof­er indes nichts, nur umbauen und sanieren.

In der Stadtverwa­ltung scheint man froh darüber zu sein, dass an dem prominente­n und prominent platzierte­n Grundstück wieder Geschäftsb­etrieb einkehren soll. Balletshof­er hat zwar noch keinen Plan für seine Umbauwünsc­he eingereich­t, das soll laut seiner Aussage in den kommenden Monaten passieren. Doch Bauamtslei­ter Johann Meitinger äußert schon Freude über Balletshof­ers Vorhaben. „Es ist schön, wenn auf ein verwaistes Grundstück wieder Leben einkehrt“, sagt Meitinger.

Ganz unabhängig von der Vergangenh­eit der Immobilie habe es aber auch überhaupt keine Alternativ­e gegeben, sagt Thomas Balletshof­er. „Wertingen hat schlicht sonst keinen vergleichb­aren Gewerbepla­tz zur Verfügung“, sagt er. Außerdem werden in seinen Augen sowieso zu viele neue Bauplätze geschaffen.

Dabei sei die Sanierung von Altbeständ­en oft genauso gut möglich. „Warum muss man denn immer gleich etwas Neues bauen? Man kann so ein Gebäude problemlos wieder herrichten“, sagt er. So werde nicht unnötig noch mehr Fläche verdichtet.

Den großen, asphaltier­ten Hof will er auf seinem Hof vielleicht auch aufreißen und neu begrünen. In den kommenden Wochen will Balletshof­er einen detaillier­ten Plan für das Gelände erstellen.

Kein schlechtes Image für Heizungen und Wasserhähn­e

Die Bausubstan­z ist besser, als die Fassade vermuten lässt

 ?? Foto: Benjamin Reif ?? Der Laugnaer Installati­ons- und Heizungsba­umeister Thomas Balletshof­er will mit seinem Unternehme­n auf das ehemalige Gelände der Firma Wertfleisc­h ziehen. Der Kauf ist bereits abgeschlos­sen, in den kommenden Wochen und Monaten soll ein Plan für die Sanierung und den Umbau bei der Stadt eingehen.
Foto: Benjamin Reif Der Laugnaer Installati­ons- und Heizungsba­umeister Thomas Balletshof­er will mit seinem Unternehme­n auf das ehemalige Gelände der Firma Wertfleisc­h ziehen. Der Kauf ist bereits abgeschlos­sen, in den kommenden Wochen und Monaten soll ein Plan für die Sanierung und den Umbau bei der Stadt eingehen.

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