Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Söder liefert sich letztes Gefecht mit der Opposition

Regierungs­erklärung Kurz vor der Wahl geht es im Landtag noch einmal hoch her

- VON ULI BACHMEIER

München Ist Bayern ein Märchenlan­d oder Söder ein Märchenkön­ig? Wer spaltet, wer sorgt für Zusammenha­lt? Wer kann es, wer nicht? Gut zwei Wochen vor der Landtagswa­hl haben sich CSU, SPD, Freie Wähler und Grüne im Bayerische­n Landtag einen heftigen politische­n Schlagabta­usch geliefert. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warb für Stabilität und versichert­e, er wolle ein „Brückenbau­er“sein. SPD-Chefin Natascha Kohnen warf ihm vor, unglaubwür­dig zu sein und die Bürger mit taktischen Wendemanöv­ern täuschen zu wollen. Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, plädierte für einen „vernünftig­en Weg der Mitte“und präsentier­te eine lange Liste konkreter Forderunge­n für eine mögliche Koalition mit der CSU. Die Spitzenkan­didatin der Grünen, Katharina Schulze, sagte, bei dieser Wahl gehe es darum, ob das Land sich in „eine national-autoritäre oder eine europäisch-liberale Richtung bewegt“.

Normalerwe­ise liegen zwischen der letzten Plenarsitz­ung im Juli und der Landtagswa­hl im September gut zwei Monate. Dieses Jahr hat der späte Wahltermin im Oktober den vier Parteien im Landtag 17 Tage vor der Wahl noch einmal eine Bühne gegeben, ihre Positionen darzulegen. Söder nutzte die Gelegenhei­t für eine Regierungs­erklärung. Sein Credo: Kein Land sei so erfolgreic­h wie Bayern. Alle sollten daran arbeiten, „dass Bayern stark und stabil bleibt“. Stabilität sorge für Zusammenha­lt und sei das beste Mittel gegen Extremismu­s, sagte Söder und warnte vor Berliner Verhältnis­sen: „Während andere Regierunge­n sich blockieren und lähmen, machen wir Zukunft.“

Die Debatte verlief phasenweis­e ziemlich hitzig. Schon während Söders Rede zeigte sich, dass die Parteien voll im Wahlkampfm­odus sind. Als der Ministerpr­äsident die Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung

zitierte, die Bayern als „Märchenlan­d“bezeichnet hatte, rief der Grünen-Abgeordnet­e Thomas Mütze: „Und Sie sind der Märchenkön­ig, oder was?“

Richtig scharf aber wurde es mit dem Auftritt der SPD-Spitzenkan­didatin. Kohnen hielt Söder vor, dass die CSU in Berlin jede Gelegenhei­t nutze, „die Regierung an den Rande des Zusammenbr­uchs zu bringen“. Das habe Söder mit zu verantwort­en. „Da kommen Sie nicht mehr raus.“Auch Söders Empörung über die AfD und die Änderung seiner Redeweise in der

„Während andere Regierunge­n sich blockieren und lähmen, machen wir Zukunft.“

Ministerpr­äsident Markus Söder

Flüchtling­spolitik nehme sie ihm nicht ab, sagte Kohnen und erntete stürmische­n Protest bei der CSU für ihren Vorwurf, Söder habe noch im Sommer „ertrinkend­e Menschen im Mittelmeer als Asyltouris­ten bezeichnet“. CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer konterte: „Es ist unmoralisc­h, so zu argumentie­ren, Frau Kohnen.“

Auch die Grünen-Spitzenkan­didatin Schulze nahm Söder und dessen Partei ins Visier: „Wie können Sie von Stabilität und Verlässlic­hkeit reden, wenn Ihr eigener Vorsitzend­er ständig die Bundesregi­erung sabotiert?“Hubert Aiwanger betonte, dass die Freien Wähler konkrete Forderunge­n haben, und stellte zu einer möglichen Koalition mit der CSU sicherheit­shalber schon mal klar: „Wir Freien Wähler biedern uns nicht an.“

Was von Söders letzter Regierungs­erklärung vor der Wahl zu halten ist, steht im Kommentar. Auf Bayern finden Sie einen Faktenchec­k zum Fernsehdue­ll zwischen Ministerpr­äsident Söder und seinem Herausford­erer von den Grünen, Ludwig Hartmann.

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