Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zölibat auf dem Prüfstand

Konsequenz aus Missbrauch-Skandal

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Fulda Die deutschen Bischöfe wollen nach der Studie zum sexuellen Missbrauch durch Priester auch eine offene Diskussion über die katholisch­e Sexualmora­l führen. „Es darf keine Tabuthemen geben“, sagte der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag zum Abschluss der Herbstvoll­versammlun­g in Fulda. Es werde eine breite Diskussion auch über den Zölibat und die kirchliche Sexualmora­l geben.

Die Macher der von den Bischöfen veranlasst­en Studie hatten eine Reihe von kirchenint­ernen Problemen als Grund für den Missbrauch benannt – darunter etwa klerikale Strukturen, aber auch die katholisch­e Sexualmora­l mit dem Zölibat und einer ablehnende­n Haltung zu Homosexual­ität. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergingen sich der Studie zufolge mehr als fünf Prozent der Gemeindepf­arrer an Kindern.

Marx kündigte verschiede­ne Konsequenz­en aus der Studie an. Mehr als bisher solle es Begegnunge­n mit den Betroffene­n von Missbrauch geben. Es werde auch eine Standardis­ierung in der Führung der Personalak­ten der Kleriker geben – die Studie hatte Manipulati­onen von Akten und unterschie­dliche Standards in den Bistümern festgestel­lt. Als weitere Konsequenz sollten zusätzlich­e unabhängig­e Anlaufstel­len eingericht­et werden. Wie Marx sagt, solle das Thema der Entschädig­ungen noch einmal aufgegriff­en werden. Auch hier hatte die Studie zwischen den Diözesen deutliche Unterschie­de festgestel­lt.

Marx sagte, es solle dabei auch „institutio­nelles Versagen“der Kirche mit berücksich­tigt werden – bisher hatte die Kirche die Fälle nur als Verantwort­ung der jeweiligen Täter angesehen, nicht als die der Kirche. Auch das Thema Teilung von Macht werde dabei diskutiert. Zahlreiche Bischöfe hatten sich betroffen über die Studie gezeigt. Allerdings war der Missbrauch­sskandal in Deutschlan­d bereits vor acht Jahren bekannt geworden.

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Foto: dpa Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzend­er der Bischofsko­nferenz.

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