Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Kulturpark West zieht in Augsburgs Osten

Projekt Peter Bommas und Thomas Lindner müssen ihr Kulturquar­tier in der Reese-Kaserne aufgeben. Sie haben sich lange dagegen gewehrt und doch verloren. Nun gibt es für viele Künstler gleich mehrere neue Alternativ­en

- VON MIRIAM ZISSLER

Der Kulturpark West in der ehemaligen Reese-Kaserne in Kriegshabe­r wird in einigen Monaten Geschichte sein: Das finale Auszugsdat­um für Künstler und Musiker rückt näher. Ein Teil wird auf das Oberhauser Gaswerkare­al ziehen. Ein anderer Teil bleibt den Machern des Kulturpark­s West treu. Diese Künstler ziehen in neue Objekte in der Derchinger Straße in Lechhausen und in ein ehemaliges Baywa-Gebäude in der Gubener Straße nahe des Gaswerkare­als. Wie der Kulturpark West werden diese Gelände von Peter Bommas und Thomas Lindner betreut.

Bommas und Lindner leiten seit zwölf Jahren die Kulturpark West gGmbH. Lange haben sie sich gegen den Umzug gesträubt, haben gemeinsam mit Mietern und Befürworte­rn Unterschri­ften für einen Erhalt des Kulturpark­s in den ehemaligen Kasernenge­bäuden gesammelt. Es nutzte nichts. Als bekannt wurde, dass die Stadt das künftige Kreativqua­rtier am Gaskessel in Eigenregie betreiben wird, war guter Rat teuer. Monatelang suchten Bommas und Lindner nach passenden Räumen. Am Donnerstag konnten sie ihren ersten großen neuen Standort präsentier­en: das D 153.

Das große Gebäude beherbergt­e einmal die „Augusta Fahrradfab­rik“. Doch in den vergangen zehn Jahren stand die ehemalige Produktion­sstätte leer, bis sie die Investoren Daniel Götz, Dirk Schäfer, Christian Fußner und Roland Drewnick vor zwei Jahren kauften, um dort Gewerbe anzusiedel­n. Das Gebäude ist nun komplett vermietet. Neben dem Fitnessstu­dio Iron Palace belegt dort unter anderem auch das Büro für Deutsche Vermögensb­eratung Räume, die Tichawa Vision mit Sitz in Friedberg fertigt dort Industries­canner. „Auf einem angrenzend­en Grundstück, das 3500 Quadratmet­er groß ist, haben wir inzwischen auch Parkplätze geschaffen“, fügt Roland Drewnick an. Nach mehreren Besuchen im Kulturpark West im Reese-Areal und dessen Dependance­n in der Ballonfabr­ik und der Direktion waren Investoren auch von der Vision von Peter Bommas und Thomas Lindner überzeugt. 2800 Quadratmet­er Fläche haben sie den beiden vermietet – und zudem auch noch einen hohen Produktion­szuschuss gewährt: So konnten auf zwei Etagen aus großen Produktion­shallen kleine Ateliers und Probenräum­e geschaffen werden. „Hier zählt nicht die Rendite, sondern der langfristi­ge und nachhaltig­e Gedanke“, betont Dirk Schäfer.

Der Vertrag zwischen den Investoren und der Kulturpark West gGmbH läuft mindestens zehn Jahre. 80 Kreativräu­me werden auf beiden Etagen entstehen. Ein Teil ist bereits bezogen, wie etwa von der Metal-Band „Lulu am Zaun“. Die fünf Bandmitgli­eder haben sich ihren Übungsraum gemütlich eingericht­et. Neben den Musikinstr­umenten gibt es dort auch eine große Eckcouch. Schlagzeug­er Bertram Rosenberge­r ist von dem Raum begeistert. „Die Band hat lange gesucht und stand schon im Kulturpark West auf der Warteliste. In Augsburg ist es schwer, einen Übungsraum zu finden“, sagt er. Bei der Band hat es geklappt. 35 Euro muss jedes der Bandmitgli­eder im Monat dafür bezahlen. Benjamin Neseker und Thomas Triffo haben ihr Musikstudi­o „Magic Room Studie dio“ebenfalls bereits in Betrieb. Sie arbeiten unter anderem mit Oliver Gottwald, den Bands „Ein Quantum Horst“oder „Roberto Bianco & die Abbrunzati Boys“zusammen. „Hier haben wir optimale Bedingunge­n“, schwärmt Neseker. Sie waren bei der Planungsph­ase bereits dabei und konnten den Raum so aufteilen und gestalten, wie sie wollten. „In der Reese-Kaserne ging das nicht. Da musste man die Räume so übernehmen, wie sie sind“, erklärt Peter Bommas. Ein Teil der Räume im D 153 ist bereits bezogen, ein Teil ist reserviert, ein paar Atelierräu­me sind noch frei. Bommas: „Wir haben hier in der Derchinger Straße vor allem Künstler untergebra­cht, die bei uns auf der Warteliste standen. Denn viele Künstler sind nach wie vor in ihren Räumen im Kupa West.“Im Frühjahr sollen die Räume der Stadt im Ofenhaus bezugsfert­ig sein. Wenige Monate später soll der nächste große Standort der Kulturpark West gGmbH fertig sein.

Denn im ehemaligen Baywa-Gebäude in der Gubener Straße nahe dem Ofenhaus sollen nochmals 80 Ateliers und Probenräum­e eingericht­et werden. Gemeinsam sind es dann beinahe so viele wie im ursprüngli­chen Kulturpark West: insgesamt knapp 190. „Inzwischen sind wir mit den Entwicklun­gen sehr zufrieden. Langfristi­g gibt es auch eine Nachfolger­egelung“, sagt Peter Bommas, der 68 Jahre alt ist. Aber ein wenig wolle er schon noch weiter machen. „Bis ich 75 Jahre alt bin“, sagt er und grinst.

 ?? Fotos: Bernd Hohlen ?? So sieht eines der Künstlerat­eliers in der Derchinger Straße aus. Die neue Zweigstell­e der Kulturpark West gGmbH wird eines der Ausweichqu­artiere für die beiden bestehende­n Gebäude auf dem Gelände der ReeseKaser­ne. Manche Künstler, die bisher dort Ateliers hatten, ziehen aber auch an den Gaskessel. Dort werden die Künstlerrä­ume von der Stadt verwaltet.
Fotos: Bernd Hohlen So sieht eines der Künstlerat­eliers in der Derchinger Straße aus. Die neue Zweigstell­e der Kulturpark West gGmbH wird eines der Ausweichqu­artiere für die beiden bestehende­n Gebäude auf dem Gelände der ReeseKaser­ne. Manche Künstler, die bisher dort Ateliers hatten, ziehen aber auch an den Gaskessel. Dort werden die Künstlerrä­ume von der Stadt verwaltet.
 ??  ?? Peter Bommas (r.) leitet den Kulturpark West mit seinen diversen Dependance­n. Eine neue entsteht an der Derchinger Straße. Dort probt bereits Bertram Rosenberge­r.
Peter Bommas (r.) leitet den Kulturpark West mit seinen diversen Dependance­n. Eine neue entsteht an der Derchinger Straße. Dort probt bereits Bertram Rosenberge­r.
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Benjamin Neseker betreibt ein Tonstudio in der Derchinger Straße.

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