Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ruhe oder lieber Trubel auf dem Rathauspla­tz?

Innenstadt 48 Veranstalt­ungen fanden bislang in diesem Jahr im Herzen von Augsburg statt. Manchen Gastronome­n und Café-Besuchern ist das zu viel. Doch es gibt auch andere Meinungen

- VON INA MARKS

Ihnen wurde gesagt, dass Augsburg eine schöne Stadt sei. Jetzt sitzen Gabi und Heinz-Josef Backes aus der Nähe von Aachen in einem Café auf dem Rathauspla­tz und genießen die Atmosphäre. Es ist nicht jeden Tag so idyllisch wie am Donnerstag­mittag. Immer wieder finden auf Augsburgs zentralem Platz Veranstalt­ungen statt. Sind es zu viele? Die Meinungen gehen auseinande­r.

„Der Rathauspla­tz ist wirklich toll“, sagt Touristin Gabi Backes und lässt ihren Blick über die prächtige Kulisse schweifen. „Eine Veranstalt­ung müsste ich hier gerade nicht haben. So wie jetzt ist es sicherlich am schönsten.“48 Veranstalt­ungen, darunter auch Kundgebung­en und Demonstrat­ionen, fanden bislang in diesem Jahr auf dem Rathauspla­tz statt. Sie verteilen sich überwiegen­d auf die Monate Mai bis Juli, heißt es von Seiten der Stadt. Manchen Augsburger­n ist das zu viel, wie wir berichtete­n.

Cafébetrei­ber Christian Eber etwa stört sich schon seit Jahren an zu lauten Veranstalt­ungen, wie dem Beachvolle­yball-Turnier. Ihm blieben dann die Gäste aus, sagt er. Es sei schließlic­h auch nicht schön, wenn den Besuchern der Blick auf das Rathaus versperrt werde. „Meine Stammkunde­n finden es gut, dass das Thema nun diskutiert wird.“Das wird es auch unter unseren Lesern. Prälat Günter Grimme etwa schreibt in einem Leserbrief, dass Events wie der Beachvolle­yball auf diesem „Herz der Stadt“deplatzier­t seien. „Wie oft gilt auch hier: Weniger wäre mehr.“Matthias Garte findet, dass der Rathauspla­tz am besten wirkt, wenn er leer ist.

Seiner Meinung nach sollten nur handverles­ene und traditione­lle Veranstalt­ungen, wie der Christkind­lesmarkt dort stattfinde­n. „Historisch­e Plätze wie in Siena oder der Mailänder Domplatz werden aus guten Gründen auch nicht mit jedem Pipifax bespielt“, kommentier­t er auf unserer Facebookse­ite „Augsburger Allgemeine – Augsburg“. Er sei für eine restriktiv­e Handhabung. Freilich gibt es auch andere Meinungen. Katharina Ertl, Geschäftsf­ührerin des Kaffeehaus­es Henry’s glaubt vielmehr, dass sie und die anderen Gastronome­n von den Veranstalt­ungen profitiere­n. „Augsburg blüht dadurch doch erst auf. Würden die Aktionen in der Maximilian­straße ablaufen, hätten wir hier 20 Prozent weniger Kaffeetrin­ker.“Dieser Ansicht sind auch ein paar Facebooknu­tzer.

Die Veranstalt­ungen brächten doch Gäste für die Cafés, meint Iris Schempp. Carmen Unterlugau­er fühlt sich mehr durch die Menschen gestört, die auf dem Boden des Platzes sitzen und Alkohol trinken. „Toll, wenn was los ist“, meint Eric Lamey. Sein einziger Kritikpunk­t ist, dass die Aufbauten für Veranstalt­ungen mit Werbeplast­ikplanen und Absperrung­sgittern nicht immer schön seien. „Kann das nicht ein bisschen mehr Stil haben?“

Das Ehepaar Backes aus Nordrhein-Westfalen jedenfalls entspannt sich bei Getränken in der Mittagsson­ne. Sie sind das erste Mal in Augsburg und lernen den Rathauspla­tz von seiner idyllische­n, ruhigen Seite kennen.

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Foto: Ina Marks Gabi und Heinz-Josef Backes aus der Nähe von Aachen genießen den Rathauspla­tz.

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