Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wertingen bekommt großen neuen Kindergarten
Soziales Dieser soll in einem Neubaugebiet entstehen, was jedoch nicht allen Anwohnern passt. Warum in diesem Bereich gebaut wird und warum die Zeit so drängt
Wertingen Der Stadt Wertingen „pressiert’s“laut Geschäftsführer Dieter Nägele. So schnell es geht, soll ein neuer Kindergarten gebaut werden. Der Platz dafür steht nun fest: Auf einem Grundstück im Neubaugebiet Thürheimer Straße, nahe Buttinette. Die Dimensionen sind beachtlich: 3900 Quadratmeter Fläche sind für den Neubau veranschlagt, gut 1000 Quadratmeter mehr Fläche, als das bisherige Kinderhaus Sonnenschein misst. Im neuen Kindergarten sollen insgesamt 100 Kinder einen Platz finden können, eingeteilt in vier Gruppen zu je 25 Kindern. Sollte alles glattlaufen, könnten die ersten Kinder im Frühjahr 2021 die neuen Räumlichkeiten beziehen.
Die Zeit drängt, da Wertingens junge Bevölkerung stark wächst. Stärker noch, als es die Verantwortlichen vorhergesehen hatten. Bei den Anmeldungen für das jetzt laufende Kindergartenjahr war die Verwaltung von einer Flut von Neuanmeldungen überrascht worden. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde in der Wertinger Grundschule eine Außenstelle eingerichtet, in der zwei zusätzliche Gruppen mit insgesamt 40 Kindern untergebracht sind. Aufgrund von Brandschutzvorschriften musste im Gebäude selbst sogar noch eigens ein Fluchttunnel verlegt werden. Solcherlei planerische Unannehmlichkeiten sollen bald der Vergangenheit angehören. Der neue Kindergarten soll ebenerdig gebaut werden. Das hat laut Geschäftsstellenleiter Nägele gleich mehrere Vorteile. „Durch diese Bauweise wird er automatisch barrierefrei. In einem mehrstöckigen Gebäude müssten wir einen Aufzug miteinplanen.“Außerdem sei ein Bungalow beim Brandschutz überlegen.
Das Grundstück, auf dem künftig Kinder spielen, malen, singen und umhertoben sollen, liegt inmitten des Neubaugebietes Thürheimer Straße. Ringsherum sind neue Wohnhäuser, daneben ein großer, schöner Spielplatz. Spielende Kinder und die dazugehörige Geräuschkulisse sollten also nichts Neues für die Anwohner sein – wenn auch nicht in den Dimensionen, die nach dem Einzug von 100 Kindern dort vorherrschen werden. Um die Anwohner über das Großprojekt, das bislang nur im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzungen besprochen wurde, umfassend zu informieren, fand am Montagabend ein Treffen statt. Dieter Nägele beschreibt die Stimmung als überwiegend kritisch, aber durchweg sach- im Ton. „Der Lärm von spielenden Kindern ist ein Reizthema. Da sind viele nicht begeistert, einen Kindergarten in der Nachbarschaft zu haben“, sagt Nägele. Die Verwaltung nehme die Sorgen ernst und man werde alles daransetzen, den Geräuschpegel für die angrenzenden Wohnungsbauten möglichst niedrig zu halten, sagt Nägele.
Die Anwohner hätten andere Vorschläge gemacht, wo der neue Kindergarten gebaut werden könne. Doch die Lage scheint nicht nur auf den ersten Blick durchaus geeignet für eine solche Einrichtung, allein schon durch die Infrastruktur und die Nähe zu einem bestehenden Spielplatz. Auch sei bei diesem Grundstück, entgegen der Meinung mancher Anwohner, der Bedarf an Parkplätzen gut zu decken, sagt Nälich gele. Vor allem aber gehör das Grundstück bereits der Stadt, was die Planungen erheblich erleichtert, sodass nicht erst viel Zeit mit der Suche nach alternativen Grundstücken vertrödelt werden muss.
Dass der Bau zügig in die Gänge kommt, ist nicht nur wegen des Kinderwohls wichtig. Geht es nicht schnell genug, wird die Stadt Wertingen auch weitaus mehr Geld ausgeben müssen, als sie müsste. Denn laut Nägele bietet sich die Möglichkeit, gleich aus zwei Förderprogrammen des Freistaates Bayern erhebliche finanzielle Mittel zu erhalten. Diese Möglichkeit gelte aber nur, sofern die Stadt es schaffe, bis zum August 2019 eine belastbare Planung beim Freistaat einzureichen, damit die Förderung bewilligt wird. Da der Bau wohl rund 2,5 Millionen Euro kosten wird, geht es um sehr viel Steuergeld. Laut Nägele hoffe die Stadt darauf, mindestens die Hälfte der Kosten erstattet zu bekommen, also rund 1,25 Millionen Euro.
Sobald die Planungen vom Freistaat abgesegnet sind, werden die Arbeiten ausgeschrieben, Nägele rechnet dann mit einer Bauzeit von rund einem Jahr. Spätestens zum Start des Kindergartenjahres 2021/2022 soll das neue Gebäude bezugsfertig sein.