Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Filiale schlägt Zentrale
Bezirksliga Nord Nach neun Spielen ohne Niederlage verliert der TSV Gersthofen gegen den Aufsteiger FC Affing. Warum sich dennoch einige Gersthofer freuen
Gersthofen Nach neun Spielen ohne Niederlage hat es den TSV Gersthofen in der Fußball-Bezirksliga
Nord wieder erwischt. Der Tabellendritte unterlag gestern
Abend dem Aufsteiger FC Affing vor eigenem Publikum mit 2:3. Wenigstens für einige Einheimischen war es ein schöner Abend: Mit Roman Artes, Abdu Al-Jaheh, Ronny Roth, Maximilian Lipp und Danny Dörr stehen einige waschechte Gersthofer im Kader der Gäste, fast schon eine Filiale der Zentrale.
Der TSV Gersthofen begann furios. In den ersten 20 Minuten sah es aus, als wollte man die Gäste in alle Einzelteile zerlegen. Vor allem über Andreas Durner auf der linken Seite liefen die Angriffe beinahe im Minutentakt auf das Affinger Tor. Als Torhüter Noah Scherer einen Schuss von Niklas Kratzer nur ab- klatschen konnte und Rudi Kine den Abpraller aus zwei Metern direkt auf den Keeper knallte, trat die Abschlussschwäche der SchwarzGelben wieder einmal zutage (9.). Danach verpuffte die Anfangseuphorie und die Partie glich einer Kopie der Nullnummer gegen den TSV Hollenbach vor zwei Wochen. Das 4-1-4-1-System des FC Affing entpuppte sich teilweise als Fünfer-Abwehrriegel, der den TSV wieder einmal vor unlösbare Probleme stellte. Einen Distanzschuss von Kine lenkte der Keeper mit den Fingerspitzen an die Latte (26.).
Dann kam anders. Es kam, wie es in so einem Fall kommen musste. Nach einem absolut unberechtigten Freistoß, den Maximilian Merwald vors Tor schlug, hatte die Gersthofer Abwehr anscheinend den kleinen Haci Ay übersehen, der am langen Pfosten völlig blank stand und zum 0:1 einschoss (37.).
Zur zweiten Halbzeit hatten sich die Lechstädter viel vorgenommen, standen schon fünf Minuten vor dem Gegner auf dem Platz. Und wa- ren anscheinend dabei kalt geworden. Nach nur 66 Sekunden stand es 0:2. TSV-Schlussmann Michael Finkert lenkte einen Schuss von Anel Jusufovic an die Latte, doch niemand kümmerte sich um Nino Kindermann, der zum 0:2 abstaubte (47.). Jetzt wurde es so richtig unterhaltsam in der Abenstein-Arena.
Ein Schuss wie aus dem Bilderbuch springt wieder heraus
Das 1:2 schien fällig, als Niklas Kratzer den Ball mit perfekter Schusstechnik in den Winkel setzte. Leider sprang das Spielgerät in bester Wembley-Manier wieder heraus (52.). Dieser Kunstschuss für Bilderbuch wäre ein Tor wert gewesen.
Der Anschlusstreffer gelang dann Spielertrainer Florian Fischer fünf Minuten später, als er einen Freistoß von Kine einköpfte (57.). Doch nur drei Minuten später war die Freude wieder dahin. Ronny Roth schickte Haci Ay, der aus höchst abseitsverdächtiger Position das Leder in den Winkel hämmerte (60.). Völlig falsch lag Schiedsrichter Marco Blösch auch bei Foulelfmeter an Andi Durner, über den sich sogar die Gersthofer Zuschauer wunderten. Rudi Kine, der zehn Minuten zuvor noch mit einem Freistoß an Scherer gescheitert war, verwandelte zum 2:3 (71.). Jetzt warf der TSV nochmals alles nach vorne, doch weder ein Kopfball von Stefan Smolka (85.) noch ein allerletzter Freistoß von Kine fanden ihr Ziel.
Fazit: Die ersten 25 Minuten hatte Zentrale alles im Griff, dann ließ man die Filiale ins Spiel kommen und erinnerte sich zu spät wieder an die eigenen Stärken.
TSV Gersthofen: Finkert – Gai (79. Smolka), Fischer, Wagemann – Okan Yavuz – Buckow (48. Lux), Oktay Yavuz (69. Naumeister), Kine, Durner – Secgin, Kratzer. FC Affing: Scherer – Piller (62. Sturz), Kalkan, Krebs, Lipp – Reiter – Ay (75. Dörr), Merwald, Roth, Kindermann – Jusufovic.
Tore: 0:1 Ay (37.), 0:2 Kindermann (47.), 1:2 Fischer (57.), 1:3 Ay (60.), 2:3 Kine (Foulelfmeter/71.). – Schiedsrichter: Marco Blösch (SV Pforzen). – Zuschauer: 183.