Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hochschule wartet auf Söders Antwort

Der Freistaat wird für den Studiengan­g „Soziale Arbeit“wohl keine Förderung zahlen. SPD-Abgeordnet­er kritisiert die Staatsregi­erung, das Wissenscha­ftsministe­rium spielt auf Zeit

- VON EVA MARIA KNAB

Kurz vor der Landtagewa­hl hat Ministerpr­äsident Markus Söder jede Menge Wahlkampfa­uftritte. Unterdesse­n warten an der Hochschule Augsburg über 6000 Studenten und der Hochschulr­at seit fast zwei Monaten auf eine Antwort auf ihre Protestbri­efe an Söder. Es geht um die Frage, wie es mit dem neuen Studiengan­g „Soziale Arbeit“und dem Aufbau einer neuen Sozial-Fakultät an der Hochschule weitergehe­n soll. Dafür gibt es sehr viel Interesse bei jungen Leuten, aber bislang keine Fördermitt­el vom Freistaat.

Hintergrun­d ist, dass die Hochschule beim neuen 590-MillionenA­usbauprogr­amm für die bayerische Hochschull­andschaft komplett leer ausgegange­n ist– trotz hohen Förderbeda­rfs. Der Augsburger Hochschulr­atsvorsitz­ende Roland Kreitmeier und auch Studentenv­ertreter hatten deshalb Protestsch­reiben an Söder gesandt und eine Erklärung der bayerische­n Staatsregi­erung gefordert.

Wie Kreitmeier vorrechnet, bräuchte die Hochschule Augsburg insgesamt rund 1200 weitere Stellen, um den aktuellen Zuwachs an Studienint­eressenten zu bewältigen. Die Hälfte dieser Stellen sei für den Ausbau des Studiengan­gs „Soziale Arbeit“nötig, der zum Start im Winterseme­ster 50-fach überbucht war. Die andere Hälfte der neuen Stellen hält Kreitmeier für den Bereich der Digitalisi­erung, Künstliche Intelligen­z und Automatisi­erung erforderli­ch.

Eine Anfrage unserer Zeitung im bayerische­n Wissenscha­ftsministe­rium ergab, dass es offenbar keine schnelle Lösung des Problems geben wird. Man begrüße, dass die Hochschule Augsburg zum Winterseme­ster 2018/2019 erstmalig einen Bachelorst­udiengang Soziale Arbeit anbiete, so Pressespre­cherin Mira Barthelman­n. „Aus Sicht des Staatsmini­steriums sollte dieser neue Studiengan­g nun zunächst aufgebaut und konsolidie­rt werden.“Man wolle sich dann über die Erfahrunge­n mit dem neuen Angebot austausche­n.

Nach Angaben der Ministeriu­mssprecher­in soll darüber hinaus über zusätzlich­e Stellen für einen weiteren Ausbau von Studiengän­gen im Bereich der Sozialen Arbeit verhandelt werden, und zwar für den Doppelhaus­halt 2019/2020 des Freistaate­s Bayern. Insofern verweigere sich das Wissenscha­ftsministe­rium keineswegs einem Ausbau des Studienfel­des in Augsburg. Allerdings müssten dafür die nötigen Voraussetz­ungen vorliegen.

Dies sei insbesonde­re ein weiterhin bestehende­r Bedarf in Augsburg. Der Ausbau hänge aber auch davon ab, ob die notwendige­n Mittel im kommenden Doppelhaus­halt zur Verfügung stehen. Weiterhin weist die Sprecherin darauf hin, dass im Zusammenha­ng mit dem neuen Doppelhaus­halt über „bedeutsame Maßnahmen“zugunsten der Hochschule Augsburg verhandelt werden soll. Konkret geht es um zwei weitere Technologi­etransferz­entren, nämlich „Data Analytics“in Donauwörth und „Integrated Safety Technologi­es“in Nördlingen.

Auch der Jugendpoli­tische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Herbert Woerlein, hatte bei der bayerische­n Staatsregi­erung angefragt, wie es an der Hochschule Augsburg mit dem Aufbau einer Sozial-Fakultät weitergehe­n soll. Er interpreti­ert die Antwort so: Die Hochschule Augsburg dürfe nicht damit rechnen, in nächster Zeit aus München weitere Unterstütz­ung beim Aufbau des Studiengan­gs Soziale Arbeit zu erhalten. Dabei seien im Großraum Augsburg dringend zusätzlich­e sozialpäda­gogische Fachkräfte nötig. „Für mich ist nicht nachvollzi­ehbar, warum die Staatsregi­erung die Hochschule Augsburg bei diesem wichtigen Thema im Regen stehen lässt“, so der schwäbisch­e Landtagsab­geordnete.

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