Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Morbide Liedermacherkunst mit Schmäh
Musikkabarettist Stefan Leonhardsberger brilliert mit neuer Besetzung im Bürgersaal
Stadtbergen Als österreichischer Schauspieler und begnadeter Musikkabarettist ist er mittlerweile zu einer festen Größe in seinen Genres geworden und hat längst auch seine eigene kleine Fangemeinde um sich herum versammelt. Doch jetzt hat er sich musikalische Verstärkung geholt und seine passionierte Leidenschaft für die Liedermacherei der Gegenwart in ein neues musikalisches Gewand gekleidet.
Mit fünf Gitarren und einer Stimme bewaffnet spielten Stefan Leonhardsberger und die Pompfüneberer im Rahmen ihrer Debüt-Tournee nun auch im Stadtberger Bürgersaal und stellten in einem Austro-Abend überzeugend unter Beweis, dass sie sich auch bestens in der feinfühligen Songwriter-Kunst verstehen. Ergreifende Songs von der Liebe, dem Leben und dem gnadenlosen Tod standen im Mittelpunkt des man- Repertoires, das sich von gefühlvollen Balladen im Stile Rainhard Fendrichs und eingängigen Melodien mit dem berühmt-berüchtigten Wiener Schmäh bis hin zu einigen poetischen Werken mit erstaunlich großem Tiefgang erstreckte.
Da Leonhardsberger seine Entourage nach eigenem Kundtun auf einer Beerdigung kennengelernt hatte, war es schließlich wenig verwunderlich, dass auch eine Vielzahl melancholischer und morbider Untertöne in das Programm mit einflossen – so etwa bei einem Mundart-Chanson, der melancholische Mollklänge und temperamentvolle Tango-Takte geschickt miteinander verwob. An anderer Stelle experimentierte der junge Liedermacher wiederum mit charakteristischen Countryklängen aus der Neuen Welt, die durch die sanften Trommelschläge von Schlagzeuger Stefan Gollmitzer auf subtile Weise mit dem Hufgetrabe eines Westernpferdes angereichert wurden.
Mit dem Gstanzl „Wenn der Herrgott net will“begab sich Leonhardsberger auf die musikalischen Spuren des unvergessenen Hans Moser, im Arrangement „Diamant“ließ er mitreißende Rock-Rhythmen auf die Zuschauer los. Mit seiner charmanten Wiener Art gelang dem Österreicher selbst das Kunststück, Themen wie Nahtoderfahrungen und das Sterben unbeschwert umzusetzen und oftmals sogar mit einer bitterbösen Prise schwarzen Humors anzureichern.
Ein heimlicher Höhepunkt des Abends schwebte jedoch dann leise wie ein kalter Windhauch über die Bühne und offenbarte sich in der wehmütigen Ballade „Das junge Paar“, einer Neuinterpretation des Volkslieds „Der treue Husar“: In einer traurigen Geschichte erzählte Leonhardsberger von der Grausamkeit des Krieges, der Vergänglichnigfaltigen keit der Liebe und dem eiskalten Heranschleichen des unbarmherzigen Todes – so sanft und emotional in Szene gesetzt, dass sich wohl bei jedem der Besucher ein kribbelndes Gänsehautgefühl einstellte.
Insgesamt präsentierte sich an diesem kurzweiligen Abend ein stimmiges und stimmungsvolles Zusammenspiel der Bandmitglieder – manchmal im sentimentalen und tragikomischen Charakter, manchmal einfach nur von minimalistischer Nonchalance. Zwischen den Beiträgen wurde die Atmosphäre immer wieder durch kleine Mundartanekdoten aufgelockert, deren Erzählweise durch passende Musikuntermalung fast schon zum eigenen kleinen Kunststil avancierten.
Stefan Leonhardsberger hat sich als österreichischer Liedermacher von höchstem Niveau gezeigt und vor allen Dingen eines geschafft: dem Zeitgeist der Schnelllebigkeit entgegenzuwirken.