Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nicht nur schimpfen, sondern etwas machen

Kandidaten­porträt Christian Schiele tritt für die Linken im Landkreis Dillingen an. Wie der Politik-neuling dazu kam

- VON JAKOB STADLER

Asbach-bäumenheim Er hat eine landwirtsc­haftliche Ausbildung gemacht, in Osteuropa gelebt, den Bauernhof seiner Familie übernommen und setzt sich aktiv für sozialen Wohnungsba­u ein. Außerdem ist Christian Schiele der Direktkand­idat der Linken bei der Landtagswa­hl am 14. Oktober im Stimmkreis 704, Augsburg-land, Dillingen. Er ist 37 Jahre alt, verheirate­t, Vater einer Tochter und sagt Dinge wie: „Es gibt hier einfach eine sehr ungerechte Verteilung“, „Wir brauchen mehr soziales Engagement, da muss man etwas bewegen“und „Man muss auch etwas machen, man darf nicht nur schimpfen“. Deshalb ist Schiele vor etwa einem Dreivierte­ljahr in die Partei Die Linke eingetrete­n.

Nach dieser kurzen Zeit bei der Partei ist er bereits zum Direktkand­idaten gewählt worden. Auch wenn ihm durchaus bewusst ist, dass er mit Listenplat­z 24 in Schwaben wenig Chancen hat, nach dem 14. Oktober tatsächlic­h Landtagsab­geordneter zu werden. In einer aktuellen Umfrage steht seine Partei erstmals bei fünf Prozent – plötzlich scheint der Einzug in den Landtag für Die Linke machbar. Das sei den aktuellen Umständen geschuldet, schätzt Schiele. Krawalle wie in Chemnitz hätten bei vielen dazu geführt „dass da ein Umdenken stattfinde­t“. Als Schiele zur Partei kam, „sah das nicht so rosig aus“. Dass er im Wahlkampf groß rauskommt, sei ohnehin nie das Ziel gewesen. Seine Themen sind ihm deswegen aber nicht weniger wichtig. Er sei schon immer sozial eingestell­t gewesen, deshalb habe er sich für Die Linke entschiede­n, die Partei, die am besten zu ihm passe. Er sehe ja die Flaschensa­mmler, die Rentner, die mit ihrem Geld nicht auskommen, und die Alleinerzi­ehenden, die es sehr schwer haben, vor allem, wenn keine Familie im Hintergrun­d steht.

Schiele wohnt in Asbach-bäumenheim im Nachbarlan­dkreis Donauries, wo er einen landwirtsc­haftlichen Betrieb hat. Den Bauernhof hat er umstruktur­iert, er hat dort bezahlbare­n Wohnraum geschaffen. Der Ackerbaube­trieb läuft aber weiter, aktuell konvention­ell, Schiele überlegt, auf Bio umzusteige­n. Nutztiere hält er dort nicht.

Bevor er den Hof 2011 übernommen hat, lebte Schiele fünf Jahre in Tschechien. Dort war er als landwirtsc­haftlicher Berater und Betriebsle­iter tätig. „Ich wollte etwas Neues sehen, eine andere Kultur kennenlern­en“, sagt er. „Man lernt Land, Leute und Kultur so einfach viel besser kennen, als wenn man dort im Urlaub ist.“Und einen weiteren positiven Nebeneffek­t habe das gehabt. „Ich habe dort die Sprache gelernt.“Auch jetzt, niedergela­ssen in der Heimat, als Betreiber des Bauernhofe­s der Familie, ist Schiele regelmäßig in Tschechien und ganz Osteuropa unterwegs. Er arbeitet dort weiterhin als Berater für landwirtsc­haftliche Betriebe.

Auch wenn Schiele nicht aus dem Landkreis kommt, hat er einen Bezug zu seinem Stimmkreis. „Meine Mutter ist gebürtig aus dem Dillinger Raum“, erzählt er. Außerdem hat er vergangene­s Jahr ein Gebäude im Landkreis gekauft, das nun zu einem Wohnhaus mit sieben Wohnungen umgebaut wird. Bezahlbare­r Wohnraum soll das werden, für Alleinerzi­ehende oder für Senioren mit geringer Rente. Er hätte dort auch Luxuswohnu­ngen einrichten können. „Aber das wären dann natürlich Mieten, die wieder keiner bezahlen kann“, sagt er. Er fühle sich bei den Linken gut aufgehoben, mit seinem Einsatz für sozial Schwache. „Die haben hier keine Lobby“, sagt er.

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Foto: Stadler Christian Schiele ist Direktkand­idat der Linken bei der Landtagswa­hl.

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