Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Explosion: Feuerwehr warnt vor Ethanol-Öfen

In Haunstette­n ist eine 54 Jahre alte Frau durch eine Verpuffung schwer verletzt worden. Warum die Einsatzkrä­fte sogenannte Deko-Kamine für Wohnungen kritisch sehen

- VON JÖRG HEINZLE

Die Druckwelle muss enorm gewesen sein. Die Tür zum Balkon wurde aus dem Mauerwerk herausgeri­ssen und einige Meter weggeschle­udert. Auch die Nachbarn in dem Mehrfamili­enhaus im Augsburger Stadtteil Haunstette­n wurden aufgeschre­ckt. Ausgelöst wurde die Explosion, die sich am Montagaben­d gegen 20.20 Uhr ereignet hat, vermutlich durch einen sogenannte­n Ethanol-Ofen. Für eine 54-jährige Frau hat der Unfall schlimme Folgen: Sie kam mit lebensgefä­hrlichen Verletzung­en ins Augsburger Klinikum.

Die Frau war nach Angaben der Polizei alleine in der Wohnung, als sich das Unglück ereignete. Polizeispr­echerin Isabel Deubler sagt, die Frau habe die Wohnung noch selbst verlassen können, sie musste dann aber in kritischem Zustand von Notarzt und Sanitätern versorgt werden. Weil der Brand im Wohnzimmer im Bereich des EthanolOfe­ns entstanden ist, gehen die Brandermit­tler davon aus, dass es hier zu einer Verpuffung gekommen ist. Augenzeuge­n berichten, dass direkt nach der Explosion auch Flammen aus dem Wohnzimmer­fenster heraus schlugen.

Friedhelm Bechtel hat den Einsatz der Feuerwehre­n am Montagaben­d geleitet. Er warnt vor den Gefahren, die von den Ethanol-Öfen ausgehen. Oft werden sie als sogenannte Deko-Kamine verkauft. Billige Modelle gibt es schon für deutlich unter 100 Euro. Für edlere Varianten werden aber auch vierstelli­ge Summen fällig. Gerade in Wohnungen werden sie gerne genutzt, weil sie nicht an einen Schornstei­n angeschlos­sen werden müssen.

Gefährlich könne es vor allem beim Befüllen der Öfen werden, sagt Friedhelm Bechtel. Keinesfall­s darf der Brennstoff eingefüllt werden, während der Ofen noch brennt. Manchmal sehe man kleine Flammen aber nur schlecht. Und selbst bei gelöschter Flamme müsse man extrem aufpassen. Solange der Ofen noch heiß ist, könne sich das Ethanol alleine durch die Hitze schlagarti­g entzünden. Wenn das passiere, sei das Risiko groß, dass man dabei lebensgefä­hrlich verletzt werde. Das Ethanol wird, wenn es zündet, mehrere hundert Grad heiß. Es entsteht eine Druckwelle, die wie eine Feuerwalze wirkt. Friedhelm Bechtel warnt: Neben Verbrennun­gen am Körper können die Betroffene­n durch das Einatmen der extrem heißen Luft auch ein Inhalation­strauma davontrage­n, bei dem die Lunge mit verbrennt.

Für weitere sechs Bewohner des Hauses in der Angerstraß­e endete die Explosion glimpflich. Ihre Wohnungen wurden nach Angaben der Polizei nicht beschädigt. Sie konnten nach dem Ende der Löscharbei­ten wieder zurück. Weil das Ethanol

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Foto: Klaus Rainer Krieger Die Berufsfeue­rwehr und die Haunstette­r Feuerwehr waren am Montagaben­d im Einsatz.

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