Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Preis ist heiß
In heutigen Zeiten werden gerne und oft Preise vergeben: Für das beste Abitur, für den schönsten Song, für den treffsichersten Schützen im Sportverein. Und natürlich steht im Bereich der Wissenschaften der Nobelpreis oben.
Aber ein Preis verlangt mir ungeheure Hochachtung ab: Die Harvard Universität vergibt den Ig-Nobelpreis für wissenschaftliche Forschungen und Untersuchungen, die die Welt nicht braucht. Wer mit dem Englischen auf Kriegsfuß steht, dem sei geholfen: Ignobel ist etwas, das nix wert ist. Also ist das ein Preis für Wissenschaftler, die uns Erkenntnisse geliefert haben, auf die wir verzichten können. So wurde zum Beispiel die reinigende Wirkung von Spucke untersucht, wobei wir längst durch eigene Beobachtung festgestellt haben, dass Katzen durch dauerndes Lecken ihr Fell so glänzend behalten. Auch bedarf es keinerlei wissenschaftlicher Untersuchung, um die therapeutische Wirkung des Fluchens beim Autofahren zu beweisen; der Selbstversuch hat bewiesen, wie prächtig das funktioniert. Ich überlege mittlerweile, schon um des Geldes willen, ob ich mich auch um diesen Preis bewerben soll. Wäre es nicht interessant, die Menge der Fruchtfliegen zu kennen, die sich im Lauf eines einzigen Tages in meiner Spülmittelkonzentration befinden? Ich merke es schon: Harvard ruft!