Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wann bitte, kommt der Anschluss?

Ein Neubau in Biburg ist offline, obwohl schon im Dezember 2017 ein Anschlussa­ntrag gestellt wurde

- VON TOBIAS KARRER

Diedorf-Biburg Seit Juni wohnt Klaus Erdhofer in einem Neubau in Biburg. Er war der Erste, der in das Haus eingezogen ist. „Es war fast noch eine Baustelle“, erklärt Erdhofer. Seit seinem Einzug wartet er auf einen Internetan­schluss und bezahlt derweil viel Geld für einen mobilen Hotspot, den er braucht, um für seinen Beruf online zu bleiben. Mittlerwei­le sind schon mehrere Wohnungen bewohnt und alle noch offline. Dabei hat die ausführend­e Baugesells­chaft schon im Dezember 2017 den Antrag auf Anschluss bei der Telekom gestellt. Das Schreiben liegt den Bewohnern und unserer Zeitung vor.

Erst am vergangene­n Montag, über neun Monate nach dem Antrag, kam dann die Nachricht: „Es ist geschafft – Ihr Hausanschl­uss ist gebaut!“Bevor der Anschluss allerdings genutzt werden kann, muss der Konzern noch die Daten in sei- nem System aktualisie­ren. Das kann „je nach Auftragsvo­lumen bis zu 30 Tage dauern“. Natürlich ärgert die lange Wartezeit nicht nur Klaus Erdhofer. Auch andere Bewohner und der Bauträger haben sich in den vergangene­n Monaten immer wieder an die Telekom gewandt, nachgefrag­t, eine Erklärung verlangt. „Ich glaube, wir haben zehnmal angerufen“, sagt Erdhofer. Befriedige­nde Antworten auf die Fragen der Bewohner hatte die Telekom nicht. „Man bekommt keine Auskunft“, sagt er.

Erdhofer fügt hinzu: „Wir wurden sehr unfreundli­ch behandelt.“Ein Beispiel ist sein Nachbar Stefan Ahle. Bei einem seiner letzten Gespräche mit der Telekom hätte der Mitarbeite­r ihn sinngemäß gewarnt: Wenn aus dem Haus in Biburg noch einmal jemand anrufe, lande der Antrag ganz unten in der Schublade. Klaus Erdhofer und Stefan Ahle ist diese Aussage unbegreifl­ich. Beide ärgert besonders die Monopolste­l- lung der Telekom, die Tatsache, dass sie keine Möglichkei­t haben, sich an ein anderes Unternehme­n zu wenden.

Die Telekom betont in einer Stellungna­hme: „Die Aussage spiegelt nicht unseren Anspruch an Kundenserv­ice wider.“Die Dauer bis zur Fertigstel­lung des Anschlusse­s begründet der Konzern mit den erforderli­chen Baumaßnahm­en: Im ersten Schritt musste ein Kabel verlegt, im zweiten Schritt Masten gestellt werden. „Die Erledigung­smeldung durch die Firma lag erst Anfang September vor“, erklärt eine Sprecherin. Damit bestätigt die Telekom das, was auch eine Mitarbeite­rin der Baugesells­chaft vermutet: Für die Verzögerun­g war auch der Subunterne­hmer verantwort­lich, den der Konzern mit den Arbeiten betraut hat.

Allerdings erklärt die Mitarbeite­rin, die bei der Baugesells­chaft für den Kontakt zur Telekom zuständig ist, dass es immer wieder Probleme gebe. Auch sie könne nur über die Hotline mit dem Unternehme­n Kontakt aufnehmen. „Dabei gerät man oft an fähige Mitarbeite­r, die sich kümmern, aber man erlebt auch das komplette Gegenteil“, betont sie. Besonders problemati­sch sei in den Augen der Baugesells­chaft, dass Mitarbeite­r der Telekom den Eigentümer­n immer wieder falsche Informatio­nen geben, „obwohl das Unternehme­n denen eigentlich gar keine Auskunft geben dürfte“. Das bestätigt auch die Telekom. Zum Fall Biburg sagt die Mitarbeite­rin der Baugesells­chaft: „Ich glaube, da ist alles schiefgela­ufen, was schieflauf­en kann.“

Stefan Ahle hat aktuell nicht nur in Biburg Probleme mit dem Konzern. „Für mich hat das einen Rattenschw­anz in alle Richtungen“, erklärt er. Normalerwe­ise würde er von Zuhause aus abends Wartungsar­beiten an der IT des Unternehme­ns durchführe­n, für das er arbeitet. Ohne Leitung im Haus geht das nicht. Außerdem wird bei der Firma in Altenmünst­er gerade renoviert. Hier sollte die Telekom einen Anschlussp­unkt verlegen. Seit über drei Monaten steht Ahle deshalb schon im Kontakt mit der Telekom. Stunden hat er in der Warteschle­ife der Hotline verbracht. Irgendwann wurde ihm im Gespräch eröffnet, dass die Umsetzung seines Vorhabens auf Dezember terminiert sei. Ein Problem für die Firma, denn die laufende Baustelle sei auch eine finanziell­e Belastung, sagt Stefan Ahle.

Zurück in Biburg: Gleich nach dem Bestätigun­gsschreibe­n, dass der Anschluss mittlerwei­le gebaut sei, hat Klaus Erdhofer sich an einen anderen Anbieter gewandt, der ihm schnelles Internet in Biburg verspricht. Wann er endlich in seiner Wohnung online gehen kann, weiß er allerdings immer noch nicht. Man müsse sich erst mit der Telekom in Verbindung setzten, so die Aussage des neuen Anbieters.

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