Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Frust der Dieselfahr­er

Umtauschpr­ämie sorgt für Kritik

- VON ANJA RINGEL

Bobingen/Mindelheim Dominik Prieglmeir aus Bobingen (Landkreis Augsburg) ist sauer: „Der Beschluss trifft genau die, die auf ein Auto angewiesen sind.“Die Bundesregi­erung hat sich im Diesel-Streit auf Umtauschpr­ämien und Nachrüstun­gen für Dieselauto­s geeinigt. Prieglmeir sagt, dass seine Frau täglich mit dem Auto zur Arbeit nach München pendle. Die öffentlich­e Anbindung sei zu schlecht, um mit der Bahn zu fahren. In die Umweltzone darf das Ehepaar mit ihren Dieselauto­s nicht. „Zum Glück liegt ihre Arbeit außerhalb“, sagt Prieglmeir. Sollten sie doch in die Umweltzone müssen, leihen sie sich das Benzinauto seiner Eltern.

Das Verhalten der Autoindust­rie im Abgas-Skandal ist für Prieglmeir eine „Frechheit“. „Es kann nicht sein, dass der Verbrauche­r bis zu 3000 Euro für die Nachrüstun­g zahlen muss“, sagt er. Schließlic­h sei die Autoindust­rie schuld, dass eine Umrüstung überhaupt nötig ist.

Auch Thorsten Bringezu aus Mindelheim ist über das Handeln der Autokonzer­ne sauer. „Als Kunde wird man hängen gelassen“, meint er. Weil sein Autohaus nach Bekanntwer­den des Diesel-Skandals seinen VW Caddy nicht zurücknehm­en wollte, klagt der Mindelheim­er gegen Volkswagen. Die Ratenzahlu­ngen an die VW-Bank hat er inzwischen eingestell­t. „Anders scheint es nicht zu funktionie­ren“, sagt er. Von der Umtauschpr­ämie, die Kunden für den Kauf eines Neuwagens erhalten, hält er wenig. Die maximale Prämie von 10000 Euro gebe es für die wenigsten Modelle.

Auf Facebook reagieren einige Leser ebenfalls mit Unverständ­nis über den Beschluss der Regierung. Auch Dominik Prieglmeir hatte dort kommentier­t. Er möchte seine Diesel-Fahrzeuge vorerst behalten. „Meine Frau fährt jährlich 40000 Kilometer, da lohnt sich ein Benziner nicht“, sagt er. Ein möglicher Neuwagen soll ebenfalls ein Dieselauto sein. Einzige Voraussetz­ung: Prieglmeir möchte in die Innenstädt­e fahren dürfen. Thorsten Bringezu denkt dagegen über ein neues Auto nach. Das soll allerdings weder ein Diesel-Fahrzeug noch ein VW sein. „So was mache ich nicht mehr mit“, betont er.

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