Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Triller des Teufels

Kammerkonz­ert mit Kirill Troussov

- VON OLIVER WOLFF

Der Legende nach soll der Teufel bei dem Werk seine Finger im Spiel gehabt haben, weil er im Traum dem Geiger und Komponiste­n Giuseppe Tartini ein Stück vorgespiel­t haben soll. Und Tartini schrieb dann die „Teufelstri­ller-Sonate“, eines der schwersten Werke der virtuosen Violinlite­ratur. Am Tag der Deutschen Einheit hatten die Augsburger Gelegenhei­t, das Stück im 1. Kammerkonz­ert der Augsburger Philharmon­iker zu hören.

Solist im ausverkauf­ten Festsaal des Schaezlerp­alais war Kirill Troussov. Dieser brillierte auf seiner Stradivari aus dem Jahr 1702 mit exzellente­r Fingerfert­igkeit, perfekter Intonation und charmantem Violinspie­l. Er interpreti­erte das Meisterwer­k allerdings in einer von Fritz Kreisler überarbeit­eten Fassung. Auch wenn diese Version streng genommen nicht dem barocken Ursprung entspricht, fesselte Troussov das Publikum mit seiner außerorden­tlichen Musikalitä­t. Hinterher erklärte der in München lebende 36-jährige Geiger im Gespräch, dass er normalerwe­ise barocke Werke historisch gewissenha­ft interpreti­ere. Er habe sich jedoch bewusst für die romantisch­e Überarbeit­ung entschiede­n, Tartinis Werk sei seiner Meinung nach der damaligen Zeit voraus gewesen.

Sie zeichnet sich durch anspruchsv­olle Triller, schnelle Lagenwechs­el und komplizier­te Doppelgrif­fe aus. Die Streicher der Philharmon­iker begleitete­n Troussov galant. Als Zugabe präsentier­te der Solist passend zum Auftritt acht Variatione­n aus „Carneval di Venezia“von Paganini, dem personifiz­ierten Teufel auf der Violine. Das Publikum strahlte vor Begeisteru­ng.

Darüber hinaus spielten die Mitglieder der Augsburger Philharmon­iker das Concerto Grosso op.6 Nr. 10 von Georg F. Händel, zwei Divertimen­ti von Georg Ph. Telemann und das „Brandenbur­gische Konzert Nr. 3“von Johann S. Bach. Dabei überzeugte­n sie mit vortreffli­cher Spielkultu­r und trotzten dem starken Hall des Festsaals. Besonders die Generalbas­s-Gruppe, bestehend aus Cembalo, Kontrabass und zwei Celli, ist mit ihrer tadellosen Darbietung hervorzuhe­ben. Die Konzertmei­sterin Jung-Eun Shin machte einen engagierte­n Eindruck. Alles in allem ein erstklassi­ger Auftakt der Augsburger Philharmon­iker.

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