Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Schauburg ist weg, was kommt danach?

Die „Schauburg“in Lechhausen schloss 2007 nach glanzvolle­n Zeiten. Seither wurde versucht, das Gebäude als Kultur- und Stadtteilz­entrum zu erhalten – vergebens. Jetzt ist das Lichtspiel­haus abgerissen worden

- VON ANDREA WENZEL

An der Ecke Kreitmayrs­traße/ Schleierma­cherstraße mitten in Lechhausen liegt ein riesiger Haufen Schutt – umgeben von Bauzäunen und schweren Maschinen. Der Steinhaufe­n ist das, was nach Abriss eines alten Hauses übrig geblieben ist. Allerdings nicht irgendeine­s alten Hauses, sondern es sind die Reste jenes Gebäudes, das viele Jahre lang das bekannte Stadtteilk­ino Schauburg beherbergt­e. Ein Kino, das 1927 gegründet worden und viele Jahre lang wegen seines mehrfach preisgekrö­nten Programmki­nos eine Attraktion war – nicht nur für die Lechhauser. Zwar ist der Kinobetrie­b bereits seit 2007 eingestell­t, doch die Geschichte ist vielen noch präsent. Lange wurde über die weitere Nutzung der Räume diskutiert. Jetzt steht definitiv fest, wie es weiter gehen wird.

Ab 2020 wird aus dem ehemaligen Kulturraum Wohnraum. Immobilien Puschak baut 16 neue Wohneinhei­ten mit ein bis drei Zimmern. Bereits in den kommenden zwei bis drei Wochen soll Baubeginn sein.

Für ehemalige Schauburg-Besucher und Programmma­cher des Kinos eine traurige Entwicklun­g. „In diesem Kino sind nicht einfach nur Filme gezeigt worden, sondern das war über viele Jahre auch ein Treffpunkt für die Menschen. Das darf man nicht vergessen“, erzählt beispielsw­eise Kurt Idrizovic, der als Lechhauser mit der Schauburg „aufgewachs­en“und später dort auch Lesungen veranstalt­et hat.

Die Stadt wollte lange am Gebäude und später zumindest an seiner Tradition festhalten. Immerhin wurde die Schauburg bereits 1927 gegründet. Ein Tanzsaal der ehemaligen Gaststätte „Scharfes Eck“war damals umgebaut und dann als Kino genutzt worden – mit Filmprojek­toren mit Kohlelampe­n und Plüschsess­eln, wie Zeitzeugen berichten. In den 60er- und 70er Jahren galt das Kino als beliebter Treffpunkt in Lechhausen und unter der Leitung von Franz Fischer und Ellen Gratza erlebte die Schauburg zwischen 1988 und 1999 schließlic­h den Status des preisgekrö­nten Programmki­nos, weshalb das Lichtspiel­haus nach seiner Schließung 2007 auch als Kultur- oder Stadtteilz­entrum für Lechhausen erhalten bleiben sollte. Das Integriert­e Städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept sieht eine solche Nutzung vor, teilt das Baureferat der Stadt mit. Gemeinsam mit den Investoren seien daher Lösungen gesucht worden, wie sich eine solche Nutzung realisiere­n lässt. Als die Entscheidu­ng für einen Neubau gefallen war, wurden entspreche­nde Flächen für das Erdgeschos­s geplant. Weil sich letztlich aber keine Betreiber für eine kulturelle Ein- richtung fanden, wurde das Konzept überarbeit­et. Nun entsteht ein reines Wohnhaus.

Warum niemand die Kulturfläc­hen übernehmen wollte, erklärt die Stadt nicht. Tom Dittrich, der die Schauburg zwischen 1999 und 2007 betrieb, kann sich gut vorstellen, dass die Rahmenbedi­ngungen nicht mehr gepasst haben könnten. Er selbst hatte das Kino unter anderem deshalb aufgegeben. Fehlende Parkplätze und das eingeführt­e Anwohnerpa­rken nennt er als Beispiel.

So blieben am Ende, wollte man das Gebäude nicht länger leer stehen Archivfoto: Fred Schöllhorn

Warum es für das Kino schwierig wurde

lassen und den Platz wieder mit Leben füllen, offenbar nur Abriss und Neubau von Wohnungen als einzig sinnvolle Alternativ­en. Mit der Schauburg verschwind­et deshalb in Lechhausen ein Stück Geschichte und ein Traditions­kino von der Bildfläche.

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Ein Blick zurück auf die Schauburg in Lechhausen. Bis 2007 war dort ein Kino.
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Foto: Klaus Rainer Krieger Inzwischen ist die Schauburg an der Ecke Schleierma­cher-/ Kreitmayrs­traße abgerissen worden.
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Foto: Puschak Immobilien/Raumflug, Büro für dreidimens­ionale Visualisie­rung In einem Neubau sollen 16 Wohnungen entstehen.

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