Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der modernste Klinikneubau Bayerns
Nach vier Jahren Bauzeit ist das neue Aichacher Krankenhaus fertig. Wie es zu dem Neubau für rund 50 Millionen Euro gekommen ist und warum die Klinik wichtig für die Region ist
Zum Spatenstich für das neue Aichacher Krankenhaus kam eigens die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml im September 2014 nach Aichach. Jetzt endlich, nach vier Jahren Bauzeit, ist das neue Aichacher Krankenhaus fertig.
Aichach Zum Spatenstich für das neue Aichacher Krankenhaus kam eigens die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml im September 2014 nach Aichach. Zur Eröffnung – damals für Mitte 2017 geplant – wolle sie wiederkehren, sagte sie damals. Aus dem Termin ist nichts geworden. Die Fertigstellung des 50-Millionen-Euro-Projekts verzögerte sich mehrfach. Doch jetzt ist das Haus fertig. Zur Eröffnung am Sonntag, 7. Oktober, kommt aber nicht Huml, sondern ihr Chef, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Der Festakt beginnt um 14 Uhr. Von 11 bis 17 Uhr können die Bürger ihre neue Klinik beim Tag der offenen Tür kennenlernen. Führungen, Vorträge und ein Kinderprogramm mit einem Zauberer sind geplant.
Es soll ein Festtag werden. Denn die Zukunft des Aichacher Krankenhauses, das zusammen mit dem Friedberger Haus die „Kliniken an der Paar“bildet, stand lange Zeit auf der Kippe. Zu groß waren die jährlichen Defizite, die der Landkreis schultern muss. Die Friedberger Klinik schreibt nach ihrem vor zehn Jahren abgeschlossenen Ausbau, bis auf 2017, schwarze Zahlen. In Aichach, das war klar, wäre das ohne Modernisierung des über 50 Jahre alten Hauses nicht zu schaffen.
Das Aichacher Krankenhaus wollten die Kommunalpolitiker aber in einer Zeit, in der es auf dem Land immer weniger medizinische Angebote gibt, unbedingt sichern. Einziger Ausweg: eine Sanierung oder ein Neubau. Obwohl es für eine Sanierung mehr Geld vom Staat gegeben hätte, entschieden sich die Kommunalpolitiker für den Neubau. Er ermöglichte es, die bauliche Infrastruktur dem medizinischen Fortschritt anzupassen und die Arbeitsabläufe in der Klinik zu optimieren. Eine Sanierung hätte rund zehn Jahre gedauert und den Betrieb stark beeinträchtigt.
Dazu kommt: Die Aichacher und die Friedberger Klinik ergänzen sich im Leistungsspektrum. Friedberg hat sich auf Darm- und Schilddrüsenerkrankungen sowie Proktologie spezialisiert, Aichach auf Kardiologie und Gefäßmedizin. Dazu kommt die Belegabteilung für HNO. Die Häuser arbeiten zudem mit dem Klinikum Augsburg, bald Uniklinik, intensiv zusammen und sind ein wichtiger Teil der Kliniklandschaft im Großraum Augsburg.
Im September 2010 nahmen der damalige Landrat Christian Knauer und Klinik-Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kazmierczak die Verhandlungen mit dem Freistaat über einen Neubau auf. Mit Erfolg. 2012 wurde das Projekt mit geschätzten Kosten von 45 Millionen Euro ins Krankenhaus-Förderprogramm aufgenommen. Unter den 19 Vorhaben, die es in das Programm geschafft haben, war das Aichacher nach der Erweiterung des Augsburger Klinikums und dem Klinikum in Weiden der drittgrößte Brocken. Ende 2013 lagen die Pläne für den Neubau vor, Anfang 2014 der Finanzplan. Das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte des Landkreises sollte 47,5 Millionen Euro kosten, zuzüglich rund zwei Millionen Euro für den Grunderwerb. Der Freistaat sagte zunächst einen Zuschuss von 24 Millionen Euro zu und erhöhte diesen später auf 26,2 Millionen Euro. Der Rest wird über Kredite finanziert. Der Kreis plant für weitere 20 Jahre Zuschüsse von 1,1 Millionen jährlich für die Kliniken an der Paar ein, allerdings nicht mehr, um Defizite auszugleichen, sondern um die Kredite zu tilgen.
Nach dem Spatenstich im September 2014 gingen die Bauarbeiten los. Doch schon die Gründungsarbeiten gestalteten sich schwieriger als erwartet. Weitere Verzögerungen folgten. Die Inbetriebnahme, die noch für 2017 geplant war, musste verschoben werden.
Doch jetzt ist es so weit. Das neue Krankenhaus gilt als eine der modernsten Kliniken Bayerns, so Klinik-Geschäftsführer Kazmierczak. Die bauliche Infrastruktur in Kombination mit hochwertiger Medizintechnik soll eine neue Qualität der medizinischen Versorgung ermöglichen. In dem dreistöckigen Gebäude mit der Grundfläche von rund 8000 Quadratmetern – das entspricht einem Fußballfeld – sind wie im bisherigen Haus 100 Betten vorgesehen, erweiterbar auf bis zu 132. Den Patienten wolle man Leistungen und Komfort „in Hotelqualität“bieten, von Radio, TV und WLAN am Krankenbett über das Wunsch-Menü aus der Küche und Lounges auf den Stationen bis zur Dachterrasse.
Auch der Altbau soll weiter für medizinische Angebote genutzt werden, zum Beispiel für Arztpraxen, für eine Bereitschaftspraxis und die Krankenpflegeschule. Zusammen mit dem Neubau wird die Nutzfläche dort dann doppelt so groß sein.
Auf die Patienten wartet Komfort in „Hotelqualität“