Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtberge­n strampelt sich ab – für die Umwelt

Die Kommune hat bei der Stadtradel-Aktion ein Spitzenerg­ebnis erzielt und will außerdem, wie der große Nachbar Augsburg, eine Fahrradsta­dt werden. Doch dafür ist erst einmal ein Fahrplan nötig

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Über 32 000 Kilometer legten fast 140 Stadtberge­r bei der Stadtradel-Aktion zurück. Damit ist Stadtberge­n diejenige Kommune im Landkreis, in der am kräftigste­n in die Pedale getreten wird. Trotzdem haben Stadträte Angst, dass ihr Ort abgehängt wird.

Stadtberge­n Über 32000 Kilometer legten fast 140 Stadtberge­r bei der bundesweit­en Stadtradel-Aktion zurück. Damit ist Stadtberge­n diejenige Kommune im Landkreis, in der am kräftigste­n in die Pedale getreten wird. Trotzdem haben Stadträte Angst, dass ihr Ort abgehängt wird und hinterhers­trampelt.

Die SPD-Fraktion drückt jetzt aufs Tempo. Sie will Stadtberge­n zügig zur „fahrradfre­undlichen Kommune“entwickeln. „Das sind wir den vielen Radlern hier schuldig“, meint Stadtrat Herbert Woerlein, der „ein starkes Potenzial fürs Fahrrad als tägliches Verkehrsmi­ttel sieht“. Das bestätigt der aktuelle Verkehrsen­twicklungs­plan. Demnach machen öffentlich­e Verkehrsmi­ttel in Stadtberge­n neun Prozent vom Gesamtverk­ehr aus, der Anteil an Fahrradfah­rten beträgt 22 Prozent. Dass sich die Stadtberge­r gerne aufs Rad schwingen, beweist auch die Aktion „Stadtradel­n“: Seit vielen Jahren nimmt die Kommune daran teil. In diesem Sommer stiegen 136 Stadtberge­r immer wieder auf den Drahtesel. Unter dem Strich legten sie gemeinsam über 32000 Kilometer zurück. Als Staffel hätten sie es damit beinahe einmal um den Äquator geschafft. Doch auf dem Ergebnis will sich Herbert Woerlein nicht ausruhen.

Der SPD-Landtagsab­geordnete bat Bürgermeis­ter Paul Metz und seine Stadtratsk­ollegen, einen festen Fahrplan zur „Fahrradsta­dt Stadtberge­n“auf die Tagesordnu­ng der nächsten Sitzung zu nehmen. Woerlein hat Angst, dass Stadtberge­n abgehängt werden könnte. Zum einen gehe es um die Teilnahmef­rist für den Fahrrad-Klima-Test, bei dem der ADFC im Nachgang individuel­l für Kommunen ein Konzept erarbeitet. Zum anderen seien die Nachbarkom­munen Königsbrun­n, Schwabmünc­hen und Bobingen beim neuen Alltagsrad­wegenetz schon wesentlich weiter. Zielgruppe sind bei dem neuen Projekt nicht die Freizeitra­dler, sondern diejenigen, die Tag für Tag auf den Drahtesel steigen. Ein entspreche­ndes Konzept sei bereits erstellt worden, bestätigt die Radverkehr­sbeauftrag­te für den Landkreis Augsburg, Mareike Hartung. Die vorläufige­n Pläne würden jetzt diskutiert und überprüft. Beim Alltagsrad­netz geht es zum Beispiel um die Anbindung an Bahnhöfe. Das Ziel: möglichst vielen Menschen das Radfahren zu öffentlich­en Nahverkehr­smitteln schmackhaf­t machen. Der Stadtberge­r Grünen-Stadtrat Paul Reisbacher, der in der Stadt fast immer auf dem Rad anzutreffe­n ist, erklärt: „Gerade bei der aktuellen DieselProb­lematik könnten doch viele Fahrten unter zehn Kilometern abgestellt werden. Stattdesse­n schimpfen lieber alle über den Diesel.“Den Titel „Fahrradsta­dt“hält er für zu hoch gegriffen. Reisbacher: „Dafür müsste noch viel mehr passieren.“

Um das Thema Radfahren in der Stadt in Schwung zu bringen, hatte Reisbacher eine interfrakt­ionelle Arbeitsgru­ppe des Stadtrats angeregt. Die hatte sich bereits einmal getroffen und Schwachpun­kte aus der Praxis besprochen: schlecht beschilder­te Radwege oder solche, die unvermitte­lt aufhören. Ein Beispiel ist der Kreisverke­hr der Hagenmähde­rstraße: Dort müssen Radler in Richtung Ackermann Straße auf den Gehweg, um sicher über die Polkstraße zu kommen. Reisbacher würde sich generell ein Radwegekon­zept wünschen. Ein entspreche­nder Antrag der Fraktion sah 2017 vor: Das Konzept soll bis 2020 stehen, es soll mit finanziell­en Mitteln ausgestatt­et und umgesetzt werden. Fahrt aufnehmen soll das Thema jetzt mit einem Experten: Grünen-Stadtrat Thomas Miehler schlug vor, einen „Radverkehr­sbeauftrag­ten“im Stadtrat zu benennen.

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Foto: Marcus Merk Beim Stadtradel­n haben die Stadtberge­r ein starkes Ergebnis erzielt. Jetzt soll die Stadt einen Fahrplan für den Weg zur Fahrradsta­dt entwickeln.

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