Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Mann für den direkten Kontakt
Herbert Woerlein ist seit fünf Jahren für die SPD im Landtag. Das sind seine Themen
Stadtbergen Wer Herbert Woerlein einlädt, zu dem kommt der Landtagsabgeordnete auch. In den fünf Jahren, die der SPD-Mann nun schon sein Amt in München innehat, habe er versucht, jeden Terminwunsch zu erfüllen – auch wenn der Besuch manchmal verschoben werden musste. Doch der Kontakt zu den Menschen in seinem Wahlkreis, der ist Herbert Woerlein besonders wichtig.
Und auch viel Zeit wert. Jetzt, im Wahlkampf, sei er sicher schon 50 Mal mit seinem Infostand auf Marktplätzen und Treffpunkten unterwegs gewesen, um mit den Wählern ins Gespräch zu kommen. Auch Hausbesuche habe er schon viele hinter sich. Es seien soziale Fragen, die zur Zeit die Menschen in Bayern umtrieben, hat er dabei erfahren: bezahlbarer Wohnraum, eine feste und keine befristete Arbeitsstelle für junge Menschen, und Renten, von denen man auch leben könne – das seien die Themen der Menschen, ist Woerlein überzeugt.
Und das sind zudem auch seine eigenen. Herbert Woerlein war schon mehr als ein halbes Berufsleben lang Realschullehrer und viele Jahre Direktor der Realschule in Neusäß, als er sich der Politik zuwandte. Ungerechtigkeiten im Bildungssystem und in der Gesellschaft hätte er dabei viele Jahre lang erlebt. Er nennt das Übertrittsverfahren am Ende der Grundschule, das gerade für Buben viel zu früh käme.
Und da ist noch eine Ungerechtigkeit. „Es gibt Kinder, die haben vom ersten Schultag an keine Chance. Die müssen sich selbst den Wecker stellen, bekommen kein Frühstück und haben niemanden, der hinter ihnen steht“, während die Eltern ihrer Klassenkameraden für alles sorgen würden, vom kulturellen Hintergrund bis, falls nötig, zur Nachhilfe.
Ungerecht ginge es in Bayern auch oft genug für Lehrer zu: „Man kann doch ausrechnen, wie viele Lehrer gebraucht werden“, wundert sich Woerlein über die gängige Praxis, entweder zu viel oder zu wenig auszubilden. Zwei oder drei Lehrer mehr als stundenplanmäßig benötigt jede Schule, damit könnte zudem ein großer Teil des Unterrichtsausfalls aufgefangen werden. „Ein reiches Land wie Bayern kann sich das leisten“, ist sich der SPDMann sicher.
Herbert Woerlein steht aber noch für ein anderes Thema. „Wir müssen unseren Kindern eine möglichst intakte Umwelt hinterlassen“, sagt er. Dazu brauche es freilich auch Mut. Etwa, das Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu verbieten.
Oder der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, „dass wir uns auf lange Sicht vom Verbrennungsmotor verabschieden müssen“. In der aktuellen Wahlperiode hat Herbert Woerlein sich für seine Partei vor allem für den Tierschutz eingesetzt – mit viel Erfolg, ist er sicher. Dass Legehennen in Käfigen fast gänzlich der Vergangenheit angehören, dass die Tierheime mit einer Fördersumme von einer Million Euro unterstützt werden – das seien auch seine Erfolge.
Dennoch: Dass Herbert Woerlein wieder in den Landtag einzieht, ist nicht sicher. Als Direktkandidat im Wahlkreis Augsburg-Land Süd ist er direkter Gegenkandidat zu Staatssekretärin Carolina Trautner (CSU). Bei der vorherigen Landtagswahl konnte Woerlein jedoch so viele Stimmen sammeln, dass er über die Liste in den Landtag einzog. Ein paar Tausend Euro kostet sein Wahlkampf, ein Teil davon wird vom SPD-Unterbezirk finanziert. Wenn es nicht reichen sollte, „wäre ich maßlos enttäuscht“, gibt er zu – er hänge an seinen Projekten. Dann ginge er eben noch mal fünf Jahre zurück in die Schule, egal, in welcher Position, sagt er, und wollte auch dort „Vollgas“geben. Denn die Arbeit mit Kindern, die habe ihm immer Spaß gemacht.