Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo es häufig kracht
Wo es im Augsburger Land am häufigsten kracht und warum es auf der Autobahn immer wieder nach Starkregen brenzlig werden kann. Das jüngste Beispiel ist nur einige Tage her
Die Verkehrsdichte ist auf Schwabens Straßen so hoch wie noch nie: Das führt zwangsläufig zu mehr Unfällen. Wo es am häufigsten kracht, lesen Sie auf
Landkreis Augsburg Viel Verkehr, viele Unfälle: So lässt sich auf den Nenner bringen, warum es auf den Verkehrsachsen in und um Augsburg häufiger kracht als auf dem Land. Eine Ausnahme ist die A8 durch den westlichen Landkreis. Auf der Strecke rummst es nach der Aufstellung des Statistischen Bundesamts ebenfalls oft, wie die Grafik zeigt. Sie stellt dar, wo und wie viele Fahrzeugunfälle es 2017 gegeben hat. Was der Polizei immer wieder auffällt: Besonders nach Starkregen kommt es zu brenzligen Situationen – meistens dann, wenn Autofahrer ihre Geschwindigkeit nicht den Witterungsverhältnissen anpassen. „Viele Autofahrer werden überrascht und reagieren nicht schnell genug“, stellt der Leiter der Autobahnpolizei in Gersthofen, Josef Sitterer, fest. „Und dann geht’s wie beim Aquaplaning dahin.“
Das jüngste Beispiel ist erst wenige Tage her. Zwischen Adelsried und Gersthofen geriet ein Mercedes-Fahrer nach einem Regenschauer ins Schleudern. Sein Wagen prallte gegen die Betongleitwand, drehte sich und wurde zurückgeworfen. Nach dem Unfall bildete sich ein kilometerlanger Stau, der sich erst Stunden später auflöste. Immerhin kam es zu keinem Folgeunfall – ein weiteres Phänomen, das Unfallursache Nummer zwei auf der Autobahn ist: Fahrer halten zu wenig Sicherheitsabstand oder sind nicht aufmerksam genug. Der Chef des Autobahnbetreibers Pansuevia hat es zuletzt am Freitag zwischen Adelsried und Zusmarshausen erlebt. Schmidt entdeckte die Spuren eines Beinahe-Unfalls.
Ein Lastwagen war von der Betonpiste abgekommen, einige Meter auf dem Seitenstreifen gedonnert und schließlich wieder eingeschert – das riskante Manöver blieb ohne Folgen. Schmidt: „Das ist der ganz normale Wahnsinn, den wir täglich erleben.“Dieser Wahnsinn endete vor einem halben Jahr tödlich: Ein 19-Jähriger erkannte auf der A 8 bei Gersthofen ein Stauende nicht, weil er mit seinem Handy beschäftigt war. Er raste gegen ein Auto, in dem ein 57-jähriger Mann saß. Der wurde 70 Meter weit geschleudert und starb noch an der Unfallstelle – vor den Augen seiner Familie.
Unaufmerksamkeit ist auch auf der B 17 ein Thema. Auch dort häufen sich die Auffahrunfälle. Meistens stockt der Verkehr regelmäßig zu Stoßzeiten vor dem Autobahnkreuz Augsburg West – ein Nadelöhr, durch das täglich über 100000 Fahrzeuge wollen. Mehr Verkehrssicherheit könnte in Zukunft ein verlängerter Verflechtungsstreifen im Südwesten des großen Kleeblatts bringen, der Fahrern das Einfädeln und die Abfahrt erleichtert. Wann die Spur kommt, ist noch nicht ganz klar. Der Termin hängt unter anderem davon ab, wann die große Brücke über die Autobahn saniert wird.
Anders ist es im Süden der Stadt: Im August ist die erste TelematikAnlage im Raum Augsburg in Betrieb gegangen. Sie regelt den Verkehr auf der B17. Dort sind zu Stoßzeiten fast 70 000 Fahrzeuge unterwegs. Auch an der A 8 zwischen den Anschlussstellen Friedberg und Neusäß sind die Displays im Gespräch. Wann sie kommen, ist offen. Josef Sitterer wünscht sich: „Hauptsache, sie kommen schnell.“