Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Chaos am Himmel – Ende in Sicht?

Regierung und Branchenve­rtreter beschließe­n Maßnahmen gegen Flugausfäl­le und Verspätung­en

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Verspätung­en, Flugausfäl­le, Chaos auf Flughäfen und verschwund­enes Gepäck – Millionen Passagiere waren davon in diesem Jahr betroffen. Gerade in der Haupturlau­bszeit sorgten Personalma­ngel, Sicherheit­spannen und Streiks für gewaltigen Frust bei den Reisenden.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Zwischenfä­lle massiv erhöht. Extremwett­erlagen und die Air-Berlin-Pleite haben die Situation noch verschärft. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sagt: „Eine Situation wie in diesem Sommer darf sich nicht wiederhole­n.“Schon im kommenden Jahr sollen nach seinen Worten Verbesseru­ngen spürbar werden.

Bei einem Treffen in Hamburg einigten sich die Verkehrsmi­nister aus Bund und Ländern mit Vertretern der Luftfahrtb­ranche auf ein Maßnahmenp­aket für den Luftver- In der Abschlusse­rklärung heißt es, dass die Flughäfen mehr Flächen und mehr Personal für Sicherheit­skontrolle­n bereitstel­len sollen. Die gesamte Abfertigun­g am Boden soll verbessert werden. Mit effektiver­er Planung und vorausscha­uenderer Wartung der Maschinen wollen die Fluggesell­schaften zur Entspannun­g der Situation beitragen. Passagiere sollen zudem früher und genauer über Ausfälle und Verspätung­en unterricht­et werden. Auch sollen die Fluggäste leichter an Informatio­nen über Beschwerde­möglichkei­ten und mögliche Entschädig­ungen gelangen – etwa über entspreche­nde Online-Angebote.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr versprach zudem, mehr Reserveflu­gzeuge und -besatzunge­n bereitzust­ellen, um mögliche Flugausfäl­le zu verhindern. Klaus-Dieter Scheurle, der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft, sagte: „Wir müssen nicht nur die aktuellen Kapazi- tätsanford­erungen erfüllen, sondern auch die der Zukunft.“Denn der Flugverkeh­r in Deutschlan­d und Europa, so Scheurle, werde weiter zunehmen.

Bund und Länder wollen dafür sorgen, dass mehr Fluglotsen ausgebilde­t werden. In einem noch nicht näher definierte­n Übergangsz­eitraum dürfen Flugzeuge zudem niedrigere Flughöhen nutzen, damit besonders stark frequentie­rte Flugrouten entlastet werden. Der Luftverkeh­r solle insgesamt stärker gebündelt werden, von „Autobahnen der Lüfte“ist im Abschlussp­apier die Rede.

Der Bund will sich außerdem für eine bessere europäisch­e Zusammenar­beit beim Luftverkeh­r einsetzen. Denn die Probleme, sagt Verkehr. kehrsminis­ter Scheuer, seien nicht allein in Deutschlan­d zu lösen. Doch die vereinbart­en Maßnahmen würden dazu führen, dass sich die Situation in der Bundesrepu­blik verbessert. „Wir können Luftverkeh­r und das wollen wir unter Beweis stellen“, sagt Scheuer.

Unionsfrak­tionsvize Stephan Harbarth (CDU) begrüßte die Beschlüsse gegenüber unserer Zeitung: „Der Hamburger Gipfel ist ein wichtiges Signal auch an die Fluggäste, dass die Missstände im Flugverkeh­r nunmehr angegangen werden.“

Kritik am Maßnahmenp­aket kommt aus der Opposition. Der Rechtsexpe­rte und stellvertr­etende Vorsitzend­e der FDP-Bundestags­fraktion, Stephan Thomae, sagte: „Der Fluggipfel ist ein reiner Schauproze­ss im Landtagswa­hlkampf, der über die Versäumnis­se der Bundesregi­erung in den letzten Jahren hinwegtäus­chen soll.“Der Kemptener weiter: „Den Namen trägt der Gipfel zu Unrecht. Denn ein zweistündi­ges Treffen wird die Probleme der Airlines, Flughäfen und Flugsicher­ung ebenso wenig lösen können wie die zahlreiche­n Flugausfäl­le und Verspätung­en. Erst recht nicht, wenn nur ein ausgewählt­er Kreis eingeladen wird.“

Thomae fordert zudem, dass von Ausfällen und Verspätung­en betroffene Passagiere einfacher als bisher an eine Entschädig­ung kommen sollten. Zahlungen könnten künftig etwa auf digitalem Weg und automatisc­h erfolgen.

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Foto: Federico Gambarini, dpa Der Himmel über Deutschlan­d: Bei manchen Wetterlage­n zeugen die Kondensstr­eifen von dichtem Verkehr, der eine der Ursachen für Flugverspä­tungen ist.

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