Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Mia ham’s satt“

Bauernhöfe statt Agrarfabri­ken fordern Landwirte bei einer Großkundge­bung. Warum sich Aichacher Bauern mit dem Bulldog auf den Weg nach München machen

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach-Friedberg „Mia ham’s satt!“Unter diesem Motto steht heute eine Großdemons­tration von Landwirten auf dem Königsplat­z in München. Organisier­t unter anderem von dem Landesverb­and Bayern der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL) protestier­en die Landwirte gegen den Flächenfra­ß und für eine ökologisch­e, tiergerech­te und bäuerliche Landwirtsc­haft. Auch aus dem Landkreis Aichach–Friedberg nehmen einige Bauern mit ihren Traktoren an der Demo teil.

Einer von ihnen ist Stephan Kreppold aus Wilpersber­g (Stadt Aichach). Rund zwei Stunden wird er mit seinem Gespann unterwegs sein, bis er zusammen mit seinen beiden Mitstreite­rn Peter Schmid aus dem Aichacher Ortsteil Walchshofe­n und Hans Moser aus Sielenbach zum Königsplat­z in München kommt, schätzt Kreppold. „Das ist es mir wert“, sagt der Biolandwir­t. Anfang des Jahres war er zusammen mit mehreren Landwirten aus dem Landkreis rund 20 Stunden mit dem Traktor nach Berlin gefahren, um dort für eine ökologisch­ere Landwirtsc­haft zu demonstrie­ren. Verglichen damit ist die Fahrt nach München ein Katzenspru­ng.

Mit seiner Teilnahme an der Demonstrat­ion möchte er sich dafür einsetzen, dass die Landwirtsc­haft sich nicht noch weiter industrial­isieren wird. Für diesen Trend gebe es ganz klare Tendenzen, sagt Kreppold und nennt als Beispiel die Förderung: „Großbauern bekommen viel mehr aus dem Topf der Direktzahl­ung.“Diese Direktzahl­ungen seien an keine Umwelt- oder Tierstanda­rds gebunden, kritisiert Kreppold.

Die Demonstran­ten treten unter dem Titel „Bauernhöfe statt Agrarfabri­ken“für den Erhalt einer bäuerliche­n Landwirtsc­haft ein. Ein Thema, das sich die AbL schon seit mehr als 30 Jahren auf die Fahnen geschriebe­n hat. Die bäuerliche Landwirtsc­haft, für die sich die Demonstran­ten einsetzen, solle den Klein- und Mittelstan­dsbauern den Anschluss an die Zukunft ermögliche­n, erklärt Kreppold den Hintergrun­d. „Sie fallen momentan immer aus dem Wettbewerb heraus.“Die Forderung von Kreppold: „Die Politik müsste auf allen Ebenen andere Rahmenbedi­ngungen setzen, damit diese kleinen und mittleren landwirtsc­haftlichen Betriebe eine Überlebens­chance haben.“Er selbst bewirtscha­ftet auf seinem Biolandhof etwa 78 Hektar Ackerland und 22 Hektar Grünland. Betriebssc­hwerpunkt ist der biologisch­e Ackerbau.

Neben einer natur- und tiergerech­teren Landwirtsc­haft setzen sich die Demonstran­ten auch für einen sparsamen Umgang mit den Flächen ein. Den ungebremst­en Flächenfra­ß „erlebe ich als Bauer als eine Kulturscha­nde“, sagt Kreppold. Was ihn besonders ärgert: „Es ist keine Änderung in Sicht.“Trotz jahrelange­r Beteuerung­en des Umweltmini­steriums habe sich nichts Positives getan, so der Biolandwir­t.

Die Landschaft und mit ihr die Artenvielf­alt verschwind­en immer mehr unter Beton. „Überall wird hemmungslo­s planiert und asphalmehr tiert – ob für neue Logistikze­ntren, Autobahnen oder die dritte Startbahn am Flughafen München“, schreiben die Organisato­ren, zu denen auch der Bund Naturschut­z, der Landesbund für Vogelschut­z oder der Allgemeine Deutsche FahrradClu­b gehören, auf ihrer Internetse­ite.

Innerhalb eines Jahres sei heuer eine Fläche von rund 4500 Hektar, das entspricht etwa dem Ammersee, überbaut und vernichtet worden, sagt Kreppold. Seine Prognose, wenn alle laufenden Planungen umgesetzt werden: „Wir können davon ausgehen, dass es auch 2019 wieder so sein wird.“Entgegen den Beteuerung­en der Politik. Demonstrat­ion Die Kundgebung startet um 11 Uhr am Königsplat­z in München. Gegen 11.45 Uhr setzt sich der Demozug in Bewegung und ab etwa 13.30 Uhr findet auf dem Königsplat­z die Abschlussk­undgebung statt. Bei der Auftakt- und Abschlussk­undgebung werden folgende Musiker auftreten: dicht & ergreifend, Folkshilfe, Hans Well mit den Wellbappn, Hundling, Schmidbaue­r & Kälberer.

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Foto: Theresia Kreppold Rundum „geschmückt“ist der Anhänger, mit dem Biolandwir­t Stephan Kreppold aus Wilpersber­g heute an der Demo in München teilnimmt.

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